DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist
27-12-2025 18:30
SXEU31 DWAV 271800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 27.12.2025 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Blockierendes Hoch über dem südlichen Nordmeer: Nachts besonders über der
östlichen Mitte gefrierender Nieselregen mit Glatteis. Ähnliches dann in der
Nacht zum Montag von Norden her.
Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC
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Aktuell ... lieget ein ungewöhnlich kräftiges, blockierendes Hoch über dem
Nordmeer südlich Nordmeer. Sein Schwerpunkt erstreckt sich von der Seeregion
südlich von Island bis nach Nordschottland. Ein ausgeprägter Keil reicht bis
nach Mitteleuropa. Dabei erstreckt sich die Keilachse von der Nordsee über
Deutschland bis zum Balkan. Über Nordskandinavien hat sich tiefes Geopotenzial
festgesetzt. Von dort aus entwickelt sich ein Trog, der sich bis Sonntagfrüh mit
seinem zugehörigen Bodentief ins östliche Belarus ausdehnt.
Deutschland liegt unter starkem Absinken bei 850-hPa-Temperaturen um 6 °C.
Bodennah liegt eine flache Kaltluftschicht, die sich im Norden bis zu einer Höhe
von etwa 900 hPa erstreckt. Im Satellitenbild ist eine dichte, hochnebelartige
Bewölkung in den Niederungen im Süden erkennbar. Dort herrschte den ganzen Tag
Dauerfrost. Im Norden liegt ein weiteres breites Hochnebelband, das an seiner
Südseite Mittelsachsen, Thüringen und die Mitte von NRW erreicht hat. Mit einer
nördlichen Strömung wird es an der Ostflanke des Hochs weiter nach Süden
verfrachtet. Es interagiert mit einer schwachen, maskierten Kaltfront, die zu
dem besagten Tief gehört und langsam nach Süden schwenkt. Dadurch wird die
Hochnebeldecke etwas angehoben, sodass es zu Sprühregen kommt, der auf den
gefrorenen Böden zu Glatteis führt. Leider ist dieser im Radar nicht sichtbar,
und auch die Synopmeldungen geben nur wenige Meldungen her. Auch die
Lokalmodelle haben den gefrierenden Sprühregen bisher kaum erfasst. Somit ist
man bei der Prognose auf die zahlreichen Nutzermeldungen aus der Warnwetter-App
angewiesen.
In der Nacht kommt die hochnebelartige Bewölkung bis zur Mitte voran und wird
weiter, teils auch orografisch gestützt, gehoben. Dabei simulieren die
Lokalmodelle besonders in einem breiten Streifen über Sachsen bis zum Thüringer
Wald gefrierenden Sprühregen. Davor ist es dort in den Abendstunden noch
aufgelockert und es kann auskühlen.
Entsprechende Warnungen laufen. Zwar werden nur geringe Niederschlagsmengen
unter 1 mm simuliert, bei längerer Andauer kann es dennoch zu erheblicher Glätte
kommen, sodass lokale Unwetter nicht ausgeschlossen werden können! Auch in den
anderen Gebieten nördlich der Mittelgebirge, wo kein Niederschlag simuliert
wird, ist mit gefrierendem Sprühregen zu rechnen, der von den Modellen aktuell
eher unterschätzt wird. Zudem muss besonders in den mittleren Lagen, ab einer
Höhe von etwa 300 bis 400 m, mit dichtem Nebel gerechnet werden. Rückseitig des
Hochnebelbandes lockert es im Norden wieder auf, sodass in der einfließenden,
feuchteren Luft mit Nebel und überfrierender Nässe gerechnet werden muss.
Weiter nach Süden zerbröselt dann das Hochnebelband in den Morgenstunden etwas
und die Kaltfront löst sich im weiteren Verlauf auf, sodass es lange Zeit klar
bleibt bzw. sich der Nebel und Hochnebel südlich der Donau wieder ausbreitet und
verdichtet.
An der Ostsee hält der kräftige Gradientwind aus Norden an, sodass an der Küste
steife, exponiert auch stürmische Böen (Bft 7-8) zu erwarten sind.
Sonntag ... ändert sich an der Großwetterlage wenig. Während das Hoch einen
kräftigen Keil nach Grönland schiebt, entwickelt sich stromabwärts ein neuer
Teiltrog über Skandinavien, der nach Süden vorstößt. Dabei sind wir zunächst von
dieser Entwicklung ausgenommen. Deutschland wird nämlich weiterhin vom Hochkeil
beeinflusst. Dabei erreicht die Absinkinversion wieder den Boden, sodass sich
bis 700 hPa eine nahezu isotherme Schichtung einstellt. Nur im Norden und am
Nordrand der nördlichen Mittelgebirge soll sich eine flache bodennahen
Kaltluftschicht halten, in der SuperHD dichten Nebel und Hochnebel simuliert.
Dieser hält sich voraussichtlich auch in einigen Niederungen des Südens. An der
Nordsee fächert der Gradient vorübergehend deutlich auf, sodass der Wind dort
nachlässt.
Ab dem späten Nachmittag greift dann ein neuer Bodentrog auf den Nordosten über.
Dieser führt dort wieder zu einer deutlichen Gradientverschärfung mit Böen an
der Küste. Dieser Trog überquert in der Nacht den Nordosten, wobei die
Hochnebeldecke im Norden und Nordosten wieder gehoben wird und es zu
gefrierenden Sprühregen kommen kann. Ansonsten ist es in der Nacht teils klar,
teils bildet sich dichter Eisnebel mit der üblichen Glätteproblematik. Da die
Absinkinversion den Boden erreicht, sinken im Süden auch die Taupunkte, sodass
die Luft stärker auskühlen kann. In der Mitte, vorwiegend in Nordbayern, ist
daher mit strengem Frost unter -10 °C zu rechnen. Abseits der Nebelfelder tritt
wegen der trockenen Luft kaum Glätte auf.
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Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC
Montag ... ändert sich auch in den neuen Läufen nicht viel an der Vorhersage.
Das Strömungsmuster verlagert sich retrograd, sodass sich der Atlantikkeil
Richtung Grönland verschiebt und es über Osteuropa weiter stromabwärts austrogt.
Mit einer nördlichen Strömung gerät Deutschland zunehmend unter zyklonalen
Einfluss, wobei eine Kaltfront, gestützt von einem langgestreckten,
eingelagerten Kurzwellentrog, Deutschland von Norden her erfasst. Rückseitig
fließt maritime Arktikluft ein. Vorwiegend in den Nordstaulagen kommt es
zunächst zu gefrierendem Sprühregen, der allerdings rasch in Schnee übergeht.
Dies markiert den Übergang zu einer Nordlage.
Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modellsimulationen unterscheiden sich nur in der Ausdehnung der
Hochnebelfelder im Norden Deutschlands am Sonntag, sind sonst aber sehr ähnlich.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christian Herold