Thema des Tages

12-11-2025 14:50


Wetter aktuell

Magische Nächte?


Bereits am heutigen Mittwochmorgen konnte man über weiten Teilen
Deutschlands - wenn es Nebel oder Wolken zugelassen haben -
wunderschöne Polarlichter bestaunen und fotografieren. Für die
kommende Nacht ist ein noch stärkerer geomagnetischer Sturm
angekündigt, weshalb die aktuelle Lage näher beleuchtet werden soll.


Schon beim Blick auf die Webcam des DWD von Falkenberg kommt man ins
Staunen, denn der Himmel leuchtete gegen 3 Uhr in einem satten Rot
mit einem seichten Grün darunter, teilweise waren sogar sogenannte
"Beamer" zu erkennen. Das alles war einem ersten (bzw. zweiten)
geomagnetischen Sturm geschuldet, der seinen Weg auf die Erde
gefunden hat und von einem koronalen Massenauswurf rührte. Dieser
wiederum fand seinen Ursprung in einer uns zugewandten
Sonnenfleckengruppe namens AR4274. Genau diese Sonnenfleckengruppe
ist es auch, die einen weiteren, noch massiveren koronalen
Massenauswurf (englisch CME) hervorrief, welcher am heutigen
Mittwochabend das Erdmagnetfeld treffen soll und wieder zu
möglicherweise hellem Polarlicht in Mitteleuropa führen könnte.

Bei einem herannahenden CME trifft eine Wolke geladener Partikel das
Erdmagnetfeld und regt Moleküle in unterschiedlicher, meist großer
Höhe in der Erdatmosphäre an. Je nachdem, in welcher Höhe die
jeweiligen Moleküle angeregt werden, entstehen leuchtend-helle
Bänder, Bögen und sogar Vorhänge, die verschiedene Farben annehmen
können. Beispielsweise geben Sauerstoffmoleküle in 200 km Höhe rotes
und in 100 km Höhe grünes Licht ab. Stickstoff hingegen leuchtet
violett oder blau in tieferen Schichten der Atmosphäre. Darin findet
sich auch der Grund, warum Polarlichter in Mitteleuropa häufig rot
oder leicht grün leuchten, da meist nur die Moleküle in größeren
Höhen angeregt werden und nicht in tieferen Schichten. Anders war
dies jedoch beispielsweise in der Nacht vom 10. auf den 11. Mai 2024,
als der Himmel nicht nur in Rot und Grün sondern auch in Blau bis
Violett strahlte.

Für heute Abend bzw. die Nacht auf Donnerstag ist nun ein sogenannter
X5.2-Flare unterwegs, womit uns abermals ein starker geomagnetischer
Sturm der Stärke G4 bevorstehen könnte. Natürlich gibt es in der
Prognose von Polarlichtern immer viel zu beachten und nicht selten
große Unsicherheiten, aber für heute Abend stehen die Zeichen schon
ziemlich gut - sollte das Timing stimmen! Erwartet wird der Höhepunkt
nach aktuellem Stand irgendwann zwischen 18 und 22 Uhr, kann aber
natürlich noch variieren.

Neben der großen Frage, ob das Erdmagnetfeld mitspielt und alles so
kommt wie gedacht, ist natürlich auch die Frage nach dem Wetter zu
beantworten.

Erfreulicherweise liegen wir momentan unter dem Einfluss von Hoch
WENCKE, sodass meist ruhiges und nahezu störungsfreies Wetter
vorherrscht, wenn man mal vom äußersten Norden absieht, wo sich schon
die Ausläufer von Tief PEPE bemerkbar machen könnten mit dichterer
Bewölkung.

Spätabends und in der Nacht erwarten wir dann einen meist gering
bewölkten Himmel, nur teilweise ziehen ein paar hohe Wolkenfelder
(meist Cirren) durch, die aber hier und da etwas dichter sein
könnten. Im Südosten hält oder bildet sich aber schon recht rasch
wieder teils dichter Nebel und auch sonst steigt das Nebelrisiko in
der Nacht gebietsweise wieder an. Es empfiehlt sich daher, sollte es
Nebel geben, auf höher gelegene Anhöhen oder Berge zu fahren, wenn
das Himmelsschauspiel startet.

Nichtsdestotrotz ist nicht sicher, ob alles passt und es wieder für
helles Polarlicht in unseren Breiten reicht. Ein Blick in den Himmel
kann aber definitiv nicht schaden, denn neben Polarlichtern sind
aktuell auch die Leoniden unterwegs und könnten tolle Sternschnuppen
zaubern.

Die Bilder zum heutigen Thema des Tages finden Sie wie immer im
Internet unter www.dwd.de/tagesthema.

M.Sc.-Met. Oliver Reuter

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.11.2025

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst