DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-08-2025 16:30
SXEU31 DWAV 181800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 18.08.2025 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Ruhiges Hochdruckwetter bei vorübergehend wieder steigenden Temperaturen zum
Dienstag. Ab der Nacht zum Mittwoch im Südwesten zunehmend Starkregen und
Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
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Aktuell ... ist beim Wetter eitel Sonnenschein angesagt. Nahezu überall findet
sich ein blankgeputzter Himmel. Die Ursache dafür ist schnell ausgemacht: Hoch
"Kyra" über dem Nordmeer ist maßgeblich wetterbestimmend, verlagert sich
mittlerweile aber zunehmend Richtung Polarkreis. In der Höhe zeigt sich eine
ausgeprägte Hochdruckbrücke mit einem Potentialmaximum nahe Schottland. Diese
Brücke erstreckt sich nordwärts über Island hinweg bis nach Grönland. Über
Südeuropa erstreckt sie sich noch ausgehend vom westlichen Mittelmeerraum über
die Balearen und Frankreich sowie Deutschland hinweg. Entlang der westlichen
Seite wird die Brücke durch ein abgetropftes Höhentief westlich des Ärmelkanals
flankiert. Im Osten ist das Residuum eines Langwellentroges maßgeblich. Dieses
erstreckt sich von Russland bis in den Mittelmeerraum auf Höhe Griechenlands und
der Türkei, weist aber nur noch einen mäßigen Geopotentialgradienten auf.
Die nach Deutschland eingeflossene Luftmasse erwärmt sich nun allmählich wieder
auf, sodass heute Abend verbreitet ein weiterer Sommertag mit Höchstwerten von
knapp über 25°C, am südlichen Oberrhein auch bis 29°C zu verzeichnen sein wird.

In der Nacht zum Dienstag ändert sich an dieser Grundkonstellation kaum etwas.
Bei Windstille und etwas erhöhten Taupunkten im Umfeld der Nordseeküste kann
sich hier und da das ein oder andere Nebelfeld bilden. Auch für die Ostseeküste
ist das nicht ganz ausgeschlossen, aber deutlich unwahrscheinlicher. Insgesamt
ist die Luftmasse aber ziemlich trocken, sodass vor allem in den zentralen
Landesteilen die Minima auf hohe einstellige Werte zurückgehen. So ganz
allmählich macht sich an dieser Stelle wohl auch schon die fortgeschrittene
Jahreszeit bemerkbar...

Dienstag ... verlagert sich das bereits erwähnte Höhentief gemächlich in
Richtung Biskaya bzw. Bretagne. Dabei wird die Hochdruckbrücke über Deutschland
zusehends angegriffen. Es bildet sich im Tagesverlauf eine flache Tiefdruckrinne
aus, die sich von Frankreich aus über Deutschland hinweg in den Ostseeraum
erstreckt. Da die Rinne aber zunächst noch von hohem Geopotential überlaufen
wird, ist von Wetteraktivität noch nicht viel zu spüren, sieht man von der
Cu-Bewölkung am Oberrand der Grenzschicht im Bereich der Rinne ab.
Mit Annäherung des Höhentiefs dreht schließlich die Höhenströmung auf
südwestliche Richtungen und intensiviert sich ein wenig. WLA setzt ein,
woraufhin T850 im Südwesten Deutschlands auf Werte von über 15°C steigt.
Dementsprechend steigen die Tageshöchstwerte in der Südwesthälfte so weit an,
dass uns im Südwesten gebietsweise wohl nochmal ein heißer Tag ins Haus steht.
Am ehesten zeichnet sich das Überschreiten der 30°C-Marke entlang des gesamten
Oberrheingrabens, von der Burgundischen Pforte bis ins Rhein-Main-Gebiet ab.
Darüber hinaus muss über Skandinavien eine weitere synoptische Entwicklung
betrachtet werden, die für Deutschland und Mitteleuropa im weiteren Verlauf
relevant werden wird. Dort hat sich, u.a. gestützt durch den grönländischen
Hoch-Ableger, eine recht kalte Polarluftmasse gesammelt, die nun im Zuge einer
zunehmend meridional ausgerichteten Strömung auf dem besten Wege ist, nach Süden
auszubrechen. Gesteuert wird diese durch einen sehr umfangreichen dipolartigen
Tiefdruckkomplex mit Zentren über der Halbinsel Kola und Spitzbergen.

In der Nacht zum Mittwoch beginnen die beiden Systeme - das Höhentief über
Westeuropa und der Kaltluftvorstoß aus Richtung Skandinavien - miteinander zu
interagieren. Knapp östlich von Deutschland findet die zugehörige neue
Austrogung statt und erreicht gegen Morgen die deutsche Ostseeküste. Die
zugehörige Kaltfront hat dann schon Schleswig-Holstein überquert. Die höhenkalte
Luft bleibt aber zunächst noch außen vor. Dadurch wird nennenswerte Konvektion
verhindert und es bilden sich höchstens ganz vereinzelt schwache, kurze Schauer
geringer vertikaler Mächtigkeit bevorzugt über der See. Allenfalls frischt
entlang der Ostsee der Wind vorübergehend auf, wobei einzelne Böen Bft 7 aus
Nordost nicht auszuschließen sind.
Gleichzeitig wird nun das einst abgetropfte Höhentief, das sich mittlerweile
über Frankreich befindet, mit in diese Zirkulation eingebunden und bildet nun
eine Art ausgreifenden Sekundärtrog. Damit ist der Hochdruckeinfluss erst einmal
passé. Das wiederum hat zur Folge, dass die im Südwesten eingeflossene
feuchtwarme Luftmasse im Laufe der Nacht mit weiterer Annäherung des Höhentiefs
aktiviert wird. Die Luftmasse selber ist leidlich labil geschichtet. Bei T500
von etwa -12°C sind keine nennenswerten Lapse Rates zu erwarten. Scherung ist
quasi nicht vorhanden. Nichtsdestotrotz ergibt sich aufgrund der hochreichend
feuchten Luftmasse (PPW 35 bis 40 mm) genügend umsetzbares CAPE, um zumindest
für erste konvektiv verstärkte Regenfälle im Südwesten zu sorgen. Blitzaktivität
erscheint zumindest fraglich aufgrund der ziemlich hohen Vereisungsgrenze (-10°C
erst knapp unterhalb 500 hPa). Dementsprechend zurückhaltend agieren
mittlerweile auch die Modelle. Dort allerdings, wo es aus konvektiver Sicht
intensiver zur Sache geht, ist auch sofort mit Starkregen >15 l/m² binnen kurzer
Zeit zu rechnen.

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Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Mittwoch ... beginnt die Kaltfront im Norden bereits zu schleifen und wird
bereits wieder von einem antizyklonalen Strömungsmuster am Boden überlaufen,
sodass dort keine weitere Aktivität zu erwarten ist. Im Süden intensivieren sich
mit dem Tagesgang die konvektiven Regenfälle und halten mitunter auch länger an.
Entscheidend hierbei ist letzten Endes die Ausprägung und
Verlagerungsgeschwindigkeit des Höhentiefs in Verbindung mit der Tiefdruckrinne,
die sich nun vor allem zwischen Main und Alpen manifestiert. Angesichts des
vorhandenen Feuchte-Potentials ist nicht auszuschließen, dass bei mehrstündigen
Starkregenfällen bis in die Nacht zum Donnerstag örtlich die Unwetterschwelle
gerissen wird. Alles in allem wird es wahrscheinlich auf ein Starkregencluster
hinauslaufen, in das einzelne Gewitter eingelagert sind. Aus Sicht des
Warnmanagements erneut eine recht undankbare Herausforderung.


Modellvergleich und -einschätzung
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Maßgebliche Unterschiede zeigen sich bei der Prognose der in der Nacht zum
Mittwoch einsetzenden Konvektionen. Der zeitliche Modelltrend ist hier zuletzt
rückläufig. Vorstellbar, dass zunächst noch deutlich weniger passiert, als
aktuell erwartet. Die weitere Entwicklung im Laufe des Mittwochs ist
anschließend noch unsicher. Zuviel hängt von Prozessen ab, die auf der Mesoskala
ablaufen und dementsprechend schlecht von der Numerik erfasst werden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
M.Sc. Felix Dietzsch