DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
12-07-2025 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 12.07.2025 um 10.30 UTC
Unbeständig mit schauerartigen Regenfällen und Gewittern und weniger warm. Ab
Donnerstag aus Westen unter Hochdruckeinfluss wieder sonniger und wärmer.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 19.07.2025
Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Dienstag befinden wir uns in einer
westlichen Strömung mit einem Höhenhoch über Skandinavien und dem Europäischen
Nordmeer und einem Höhentief mit Zentrum westlich von Irland, das sich im
Tagesverlauf Richtung Schottland verlagert. Somit gelangt Deutschland auf dessen
Vorderseite. Auch am Boden ist ein Tief zu finden, das aber schon
achsensenkrecht unter dem Höhentief liegt und sein Entwicklungspotential
ausgeschöpft hat. Die Kaltfront erreicht bereits am Morgen den Westen
Deutschlands und überquert das Bundesgebiet im Tagesverlauf rasch von West nach
Ost mit schauerartigen und teils kräftigen gewittrigen Regenfällen.
Bis Mittwoch zieht das Höhentief nach Deutschland und nistet sich hier ein. Das
Bodentief zieht ebenfalls über die Nordsee nach Deutschland, füllt sich aber
zusehends auf. Im Einflussbereich des Höhentiefs kommt es erneut zu
schauerartigen, teils gewittrigen Regenfällen, die erst in der zweiten
Tageshälfte von Westen her ganz allmählich nachlassen und sich so der
Regenschwerpunkt mehr auf die Mitte und den Osten verlagert. Die Temperatur
sinkt in 850 hPa im Norden und in der Mitte auf etwa 7 Grad, sodass es in
Kombination mit der dichten Bewölkung und den Niederschlägen wieder recht kühl
wird mit Höchstwerten nur knapp über 20 Grad. Etwas wärmer wird es nur ganz im
Südwesten.
Am Donnerstag zieht das Höhentief, das mehr und mehr vom Bodenkontakt verliert,
ganz zögerlich nach Polen. Über Skandinavien und dem Europäischen Nordmeer baut
sich sowohl in der Höhe als auch am Boden ein Hoch auf und auch von Südwesten
her steigt über Deutschland der Luftdruck an. Über der Osthälfte halten sich die
schauerartigen Regenfälle und Gewitter hartnäckig, während es in der Westhälfte
zunehmend freundlicher und trockener wird. Die Temperaturen steigen wieder an
und klettern vor allem im Westen und Südwesten wieder über 25 Grad.
Am Freitag verliert das Höhentief endgültig seinen Einfluss auf das Wetter in
Deutschland und der Luftdruck steigt weiter an, wobei sich über West- und
Mitteleuropa kein abgeschlossenes Hochdruckgebiet ausbilden kann. Dennoch wird
es zunehmend sonniger und auch die 850hPa-Temperaturen steigen wieder an. Somit
wird es wieder sommerlich warm. Nur im Norden und Nordosten zeigt IFS noch eine
gewisse Schauerneigung, was an den Resten des Tiefs über dem nordöstlichen Polen
liegt (herumgeführte Okklusion). Die anderen Modelle bestätigen dies aber nicht.
Am Samstag befindet sich Deutschland voraussichtlich unter schwachem
Hochdruckeinfluss und das Wetter gestaltet sich sommerlich mit Sonnenschein und
sommerlichen 25 bis 30 Grad. Möglicherweise steigt von Südwesten her die
Gewitterneigung wieder zu (GFS-Lösung), wahrscheinlich bleibt es aber noch
weitgehend trocken.
Die Entwicklung in der erweiterten Mittelfrist ist noch sehr unsicher.
Möglicherweise gelangen wir auf die Vorderseite eines Trogs über Westeuropa,
sodass zunächst Heißluft nach Mitteleuropa gelangt, die von heftigen Gewittern
auf der Trogvorderseite im weiteren Verlauf wieder ausgeräumt wird (IFS-Lösung).
Es besteht aber auf die Möglichkeit einer erneuen westlichen Strömung mit
unbeständigem Wetter im Norden und sommerlichem Wetter im Süden (GFS-Lösung).
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Das Höhentief, das uns von Dienstag bis Donnerstag beschäftigt, haben alle der
letzten IFS-Läufe auf dem Programm, wobei es noch gewisse Unsicherheiten gibt.
In heutigen 00UTC-Lauf wird es etwas kräftiger simuliert und greift weiter nach
Süden aus als in den Vorläufen. Zudem zog es im gestrigen 00UTC-Lauf am
Donnerstag schneller nach Osten ab als im heutigen 00UTC und gestrigen
12UTC-Lauf. Insofern ist noch unsicher, wie schnell sich das Wetter von Westen
her beruhigt. Der gestrige 12UTC-Lauf hatte zudem noch ein weiteres Randtief auf
der Agenda, das am Donnerstagnachmittag auf den Nordwesten übergreifen sollte.
Dies ist im aktuellen IFS-Lauf nicht mehr vorzufinden. Im weiteren Verlauf
stabilisiert sich das Wetter wieder, wobei vor allem der gestrige 12UTC-Lauf
weitere schwache Randtiefs im Programm hat, was gewisse Unsicherheiten in die
Vorhersage bringt. Somit ist zumindest im Norden und Osten noch unsicher, ob die
Wetterbesserung so durchgreifend ist oder ob zumindest eine leichte
Schauerneigung und mehr Bewölkung bestehen bleiben.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die mit Höhentiefs verbundenen typischen Unsicherheiten zeichnen sich auch beim
Vergleich mit den anderen Globalmodellen ab. Bei ICON schlägt das Tief eine
etwas südlichere Zugbahn ein und zieht am Donnerstag rascher nach Osten raus,
sodass es nach ICON schneller zur Wetterberuhigung käme. Die grundlegende
Wetterlage scheint aber gesichert zu sein. Am Freitag und Samstag soll laut IFS
und ICON recht freundliches Wetter herrschen (ICON trocken, IFS leichte
Schauerneigung im Norden) mit sommerlichen Temperaturen meist zwischen 25 und 30
Grad. Bei GFS schwenkt am Samstag allerdings von Südwesten her ein Trog rein,
der in der Südwesthälfte Schauer und kräftige Gewitter auslösen würde. Eine
länger anhaltende stabile Hochdrucklag hat keines der Modelle im Programm,
wenngleich die Entwicklung in der erweiterten Mittelfrist noch sehr unsicher
ist.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen sind am Beispiel von Offenbach beim Geopotential bis Dienstag,
bei Temperatur bis Mittwoch sehr eng gebündelt. Danach nimmt der Spread deutlich
zu. Auffällig sind beim Geopotential vor allem zwei Merkmale: Zum einen wird
beim Hauptlauf das Geopotentialminimum erst Donnerstagfrüh simuliert, während
dies bei den meisten Ensemblemembers 12 bis 24 Stunden früher der Fall ist.
Daraus kann man schließen, dass das beschriebene verzögerte Abziehen beim
Hauptlauf eher eine Einzellösung ist und eine raschere Wetterberuhigung (wie bei
ICON) etwas wahrscheinlicher erscheint. Zum anderen gibt es eine gewisse Schar
an Members, die überhaupt keinen signifikanten Geopotentialrückgang simulieren,
sodass in diesen Members das Höhentief eine andere Zugbahn einschlagen würde und
Deutschland nicht so sehr beeinflussen würde. Diese Member zeigen auch deutlich
höhere Temperaturen in 850hPa. Unstrittig ist aber, dass Geopotential und die
Temperaturen spätestens ab Donnerstag wieder ansteigen.
Bei den Clusteranalysen werden im Zeitraum t_120h-168h zwei Cluster angeboten,
die aber durchweg dem Blocking-Regime zugeordnet werden.
In der erweiterten Mittelfrist (t_192h-240h) werden drei Cluster angeboten,
wobei sich Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 2 (19 Members) befinden. Der
Übergang zur negativen NAO haben alle Modelle gemeinsam. Hauptunterschied ist,
dass sich bei Cluster 2 (und abgeschwächt bei Cluster 3) eine ausgeprägte
Trog-Rücken-Struktur ausbildet mit de Trog über West- und den Rücken über
Mitteleuropa, was einen kurzen Hitze-Einschub zur Folge hätte, der rasch durch
Gewitter an der Vorderseite des sich nähernden Trogs wieder beendet würde. Bei
Cluster 1 (21 Members) sind die Amplituden des Trogs und des Rückens deutlich
schwächer respektive die Strömung glatter, sodass demnach kein kurzer Hitze-Peak
zu erwarten wäre.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Dienstag kommt es mit Durchzug der Kaltfront von West nach Ost zu
schauerartigem und teils gewittrigem Starkregen, der teils auch über mehrere
Stunden anhalten kann.
Am Mittwoch entwickeln sich dann im Einflussbereich des Kaltlufttropfens
verbreitet, am Donnerstag dann vor allem noch in der Osthälfte, schauerartige
Regenfälle und Gewitter mit Starkregen, kleinkörnigem Hagel und stürmischen
Böen. Bei Mehrfachtreffern oder länger anhaltenden schauerartigen Niederschlägen
ist stellenweise auch mehrstündiger Starkregen möglich. Einzelne Unwetter durch
heftigen Starkregen würden bei der Gemengelage nicht überraschen.
Ab Freitag beruhigt sich das Wetter unter schwachem Hochdruckeinfluss wieder.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, ICON, ICON-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel