DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

01-07-2025 09:01
SXEU31 DWAV 010800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 01.07.2025 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von SEa zu BM

Heute über den südwestlichen Mittelgebirgen und über den Allgäuer Alpen lokale
Gewitter, kleinräumig mit Unwettergefahr durch heftigen Starkregen und Hagel bis
2 cm.

Morgen im Laufe des Nachmittags und Abends ausgehend von Benelux kräftige
Gewitter mit Sturmböen und Starkregen. Gebietsweise auch Unwetter durch schwere
Sturmböen oder orkanartigen Böen, Orkanböen nicht ausgeschlossen. Auch Hagel bis
3 cm möglich. Auch vor dieser Gewitterlinie im Norden einzelne markante
Gewitter.
Im Südwesten und ganz im Süden vor allem über den Gebirgen lokale Gewitter,
Unwetter vor allem durch Regen nicht ausgeschlossen.
In der Nacht zum Donnerstag Verlagerung der Gewitter in den Osten und zur Mitte.


Am Donnerstag im Südosten noch markante Gewitter, örtlich eng begrenzt erneut
Unwetter.
Vor allem in der Nacht zum Freitag im Südosten auch mehrstündiger Starkregen
über 20 l/qm.


Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Dienstag... Deutschland liegt im Einflussbereich eines umfangreichen, von Süd-
über Mitteleuropa bis nach Nordskandinavien reichenden Höhenrückens, wobei in
300 hPa ein schwacher Höhentrog den Rücken langsam umläuft (um 15 UTC besitzt er
eine Achsenlage vom Nordschwarzwald bis nach Tschechien). Allerdings bietet
dieser nur wenig Hebungsantrieb. Wichtiger ist die Tatsache, dass zwischen dem
Hoch über Polen mit Keil über den Alpen und einer Tiefdruckrinne, die sich von
Ostengland nach Zentralfrankreich erstreckt, etwas feuchtere Luft von Süden nach
Südwestdeutschland eingesickert ist. Dort liegen die PPWs am Nachmittag zwischen
30 und 38 mm und die Cape-ML-Werte steigen häufig auf 1000 bis 1500 J/Kg.
Zusammen mit der Orographie werden ab den Mittagsstunden über dem Schwarzwald
und der Alb VERMEHRT Quellungen ausgelöst, die mit Gewittern einhergehen
(aktuell bereits erste Gewitter, kleinräumig bereits Unwetter). Wegen der
starken Erwärmung im Südwesten auf Höchstwerten zwischen 35 und 38 Grad ergibt
sich eine inverse V-Struktur des Temps. Das heißt, dass die Gewitter kräftige
Fallböen erzeugen können bis in den Sturmbereich. Bei geringer
Zuggeschwindigkeit ist auch lokaler Starkregen, vereinzelt über 25 l/qm und
Stunde (Unwetter) nicht ausgeschlossen. Auch Hagel um 2 cm ist wegen der hohen
Labilität möglich. Die Wahrscheinlichkeit von heftigem Starkregen ist nach
ICON-D2-EPS vom Schwarzwald bis zur Fränkischen Alb am größten (teils mit
Wahrscheinlichkeiten zwischen 20 und 60 Prozent für Regenmengen über 35 mm in 6
Stunden). In den Allgäuer Alpen ist die Schwergewittergefahr geringer. Durch
Outflow Boundaries, an denen neue Gewitter entstehen, können die
Konvektionszellen auch die Donau überschreiten. ICON-D2-EPS zeigt auch eine
geringe Gewittergefahr in einem Streifen von der Südpfalz bis zur Eifel.
Im großen Rest von Deutschland ist die Luft zu trocken mit PPWs teils unter 20
mm, als dass die Auslösetemperatur erreicht werden könnte.
So starten wir zunächst in einen sonnigen Tag, ehe im Südwesten die Quellungen
entstehen. Im Norden und Osten sowie in der Mitte bleibt es meist sonnig. Bei
850-hPa-Temperaturen zwischen 17 und 21 Grad im Südwesten kann es heute mit
einer gewissen ´Überadiabasie´ Höchstwerte zwischen 30 Grad im Nordosten und 37
bis örtlich 38 Grad im Südwesten geben. Bei auflandigem Wind an der See ist es
mit Werten um 27 Grad nicht ganz so warm.
Der Wind weht heut schwach, allenfalls mäßig aus Ost bis Südost, im Südwesten
vorübergehend auf Südwest drehend und auffrischend (s. oben).


In der Nacht zum Mittwoch rückt das Zirkulationsmuster etwas nach Osten. Damit
erreicht der Höhenrücken (hinter dem schwachen Trog) in den Frühstunden eine
Achsenlage von der Südpfalz bis nach Brandenburg (500 hPa), so dass von der Höhe
her kaum Hebungsantrieb zur Verfügung steht (obwohl es im Südosten noch schwache
Trogreste gibt). Damit fällt die Konvektion alsbald in sich zusammen. Meist
klart es dann auf. Die Temperaturminima erreichen Werte zwischen 15°C oder etwas
darunter im Osten und Südosten und nicht unter 20 Grad im Westen und Südwesten
(Tropennacht).

Mittwoch... zieht der Trog vom Atlantik zum Nordmeer, wobei abends ein
starkgradientiger Troganteil die westliche Nordsee und den Ärmelkanal erreicht.
Gleichzeitig wandert der breite Höhenrücken von Mittel- nach Ost und
Südosteuropa. Somit kommt nun langsam eine südwestliche Strömung in Gang, in der
schwache Tröge im Westen und Norden etwas Hebung auslösen können.
Zudem schiebt sich die Bodentiefdruckrinne langsam nach West- und
Nordwestdeutschland vor. Davor breitet sich die sehr heiße Luft (T850 zwischen
19 Grad im Norden und nach 23°C knapp südlich des Mains) und immer instabilere
Luft bis zur Ostsee aus, sodass die Hitzewelle ihren Höhenpunkt erreicht. Bei
nahezu ungehinderter Einstrahlung sind fast landesweit Maxima um 35 oder darüber
zu erwarten. Auch über Norddeutschland sind lokal 38 bis 39°C möglich. Und
selbst die 40°C scheinen von Franken bis nach Rheinhessen vereinzelt nicht ganz
ausgeschlossen (Maintal, Rheintal).

Mit Winddrehung in der etwas höheren Troposphäre auf Südwest gelangt vor allem
in den Westen und Norden Deutschlands feuchtere Luft mit PPW-Werten zwischen 30
und 40 mm und im Südwesten liegt noch die alte Luftmasse mit PPWs um 30 mm. Auch
sonst gibt es zum Abend hin fast nirgendwo mehr PPWs unter 20 mm. So kann sich
bis zum Nachmittag und Abend im Westen und Norden, im Südwesten und im Alpenraum
Cape-ML zwischen 500 und 1000, örtlich zwischen 1000 und über 1500 J/Kg
aufbauen. Da sich von Westen her der Trog nähert, nimmt auch der Höhenwind zu,
so dass von Nordwesten auch die Scherung sich verstärkt auf 20 bis 30 m/s
zwischen 0 und 6 km.
Die Modelle reagieren häufig erst ab dem späteren Nachmittag mit aufkommenden
Gewittern, die von Benelux nach NRW und Westniedersachsen ziehen oder sich an
einer Bodenkonvergenz im Norden und Nordosten bilden (etwa auf einer Linie
östliches Niedersachsen-Mecklenburger Schweiz). Vor allem die Gewitter im Westen
und Nordwesten zeigen sehr starke Windsignale mit Böen zwischen Bft 9 und 11,
vereinzelt 12. Das liegt daran, dass weiterhin in den Temps die inverse
V-Struktur vorhanden ist durch die trockene und heiße Grundschicht. Zudem nimmt
noch der Höhenwind zu auf teils über 30 kt in 700 hPa. Mit der beachtlichen
Scherung sind auch Superzellen oder linienhafte Gewitter zu erwarten mit
schweren Sturmböen oder orkanartigen Böen. Auch starkregen bis in den
Unwetterbereich über 25 l/qm in kurzer Zeit werden vom operationellen Lauf von
ICON-D2 und auch von den EPS-Ergebnissen angezeigt mit recht hohen
Wahrscheinlichkeiten.
Da die Gewitter häufig linienhaft von Südwest nach Nordost durchziehen, sind
auch viele Regionen betroffen und so wäre eine Vorabinformation Unwetter für
morgen zu empfehlen.
Im Südwesten und ganz im Süden (Alpenraum) entstehen die Gewitter aus der
Luftmasse heraus. Bei PPWs knapp über 30 mm und Cape-ML bis knapp über 1000 j/Kg
werden über dem Schwarzwald, der Alb und über den Alpen Gewitter ausgelöst, die
vor allem wegen des Starkregens Unwetter bringen können. Hagel um 2 cm ist aber
ebenfalls möglich. Kaum Gewitter gibt es dagegen tagsüber von Niederbayern bis
knapp über die Donau hinaus und im Raum Brandenburg.
Hinter der nach Nordwestdeutschland ziehenden Konvergenz (um 18 UTC etwa eine
Lage von der Lübecker Bucht bis zur Pfalz) frischt der Wind auch außerhalb der
Gewitter auf und bringt einzelne 7er Böen aus Nord bis Nordwest
(Nordwestdeutschland).

In der Nacht zum Donnerstag breitet sich die Tiefdruckrinne und damit auch die
Schauer und Gewitter nach Osten und zur Landesmitte hin aus. Das Ganze
unterliegt Abschwächungstendenzen, sodass wohl vor allem anfangs vereinzelt
Unwetter möglich sind und die Gewitteraktivität auch insgesamt weniger wird. Die
lokalen Gewitter über dem Süden klingen meist ab. Dazwischen bleibt es in
größeren Bereichen trocken und nach Südosten hin teils klar. Es bleibt warm mit
Nachttemperaturen oft um 20°C. Nur im Westen und Norden kühlt es auf Werte um 17
Grad ab. Der Wind frischt vor allem an der Nordsee zeitweise stark auf und weht
dort aus Nordwest bis Nord mit steifen Windböen.

Donnerstag... Der über Norddeutschland angelangte Höhentrog zieht rasch
nordostwärts ab und macht einer eher glatten Südwestströmung Platz. Abends
erreicht ein neuer Trog die westliche Nordsee. Mit der nach Südosten
übergreifenden Kaltluftadvektion breitet sich der Azorenhochkeil bis zum
deutschen Küstengebiet aus und drückt die Kaltfront des nach Finnland ziehenden
Tiefs in den Südosten Deutschlands. Hier hält sich anfangs noch die heiße Luft
mit 850-hPa-Temperaturen über 15 Grad und Tagesmaxima zwischen 29 und 33 Grad,
wobei vor allem anfangs noch sonnige Abschnitte möglich sind. So steigen die
Cape-ML-Werte auf 500 bis 1400 J/Kg bei hohen PPWs zwischen 34 und 40 mm. Damit
entwickeln sich ab dem späten Vormittag wieder kräftige Schauer und Gewitter,
die meist im markanten Bereich liegen. Punktuell sind aber erneut Regenmengen
über 25 mm in 1 Stunde oder über 35 mm in mehreren Stunden nicht ausgeschlossen
(vereinzelt z.B. von UK10 gezeigt. Die Unwettergefahr ist aber geringer als am
Vortag.
Im übrigen Deutschland sorgt der Hochkeil für Wetterberuhigung mit einer
Mischung aus Sonnenschein und Quellwolken oder SC-Bewölkung. Im
Nordseeküstenbereich könnten die Wolken auch mal dichter werden, es bleibt aber
trocken.
Mit der von Norden einströmenden kühleren Luft gibt es eine Staffelung der
Temperatur zwischen 21 Grad ganz im Norden und 28 Grad in der Pfalz. An der
Nordsee bleibt es teils recht frisch mit nicht einmal 20 Grad.

In der Nacht zum Freitag verlagert sich die Achse des Azorenhochs nach
Norddeutschland und gleichzeitig zieht der oben erwähnte Trog von der Nordsee
nach Nordostdeutschland, fast ohne dass er Wetteraktivität im Norden und Osten
zeigt (KLA kompensiert die PVA auf der Trogvorderseite). Die Trogspitze bringt
aber im Süden vorübergehend leichte Hebung, so dass dort, also vor allem in
Südbayern und in Südwürttemberg, noch Schauer und Gewitter auch nachts noch
aktiv sind. Unwetter vor allem durch Regen sind nicht ganz ausgeschlossen. Nach
Norden hin ist es weitgehend trocken (vielleicht ein leichter Schauer in
Küstennähe).
Der Wind kommt schwach bis mäßig aus Nord (Süddeutschland) bis West
(Küstenbereich). Nur anfangs muss an der Ostsee noch mit kräftigeren Böen
gerechnet werden.

Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die anderen Modelle simulieren den Wetterwechsel ab morgen Abend (Durchgang der
Kaltfront ähnlich).

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden