DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
09-05-2025 09:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 09.05.2025 um 10.30 UTC
Ruhiges Frühsommerwetter, Andauer der Trockenheit.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 16.05.2025
Am Montag liegt Deutschland am Rande eines blockierenden Höhenkeils, der vom
Alpenraum über die Ostsee hinweg zur Kola-Halbinsel gerichtet ist. Durch dieses
wird ein Bodenhoch gestützt, das vom Seegebiet nordwestlich von Schottland
ausgehend Keile in Richtung Südosteuropa und nach Lappland aufweist. Nach Osten
hin wird diese Struktur durch einen Langwellentrog flankiert, der von
Nordwestrussland bis in die Ägäis reicht. Ein Höhentief vor der Bretagne
verleiht der Lage zusätzliche Stabilität. Schwache Hebung am Rande dieses
Höhentiefs hält zunächst im Südschwarzwald und unmittelbar an den Alpen eine
leichte Schauer- und Gewitterneigung am Leben. Ganz im Nordosten Deutschlands
hält sich am Rande des osteuropäischen Troges kältere Luft, so dass dort in der
Nacht zum Dienstag in ungünstigen Lagen Frost in Bodennähe auftreten kann.
Am Dienstag wölbt sich, gestützt durch einen Warmluftvorstoß in Richtung
Irminger-See, in Richtung Grönland ein breiter Rücken auf, der sich in ein
blockierendes Hoch mit Schwerpunkt zwischen Island und Schottland umwandelt.
Hierdurch regeneriert sich die Hochdruckrandlage, wodurch dann selbst im
Schwarzwald und an den Alpen Niederschläge ausbleiben. Dieses Hoch kräftigt sich
am Mittwoch, so dass sich eine typische Omega-Lage ergibt.
In der Nacht zum Donnerstag läuft an der Ostflanke des Hochs über die Baltischen
Staaten hinweg ein Trog nach Süden ab, der am Donnerstag in Richtung
Weißrussland austropft. Hierdurch kommen im Nordosten und tagsüber auch im
Südosten in Verbindung mit einer Kaltfront Niederschläge auf, die in Richtung
Alpen etwas verstärkt werden, die jedoch weit entfernt von jeglicher
Warnrelevanz sind. Rückseitig, d.h. in der Nacht zum Freitag, muss im Nordosten
bei Aufklaren nochmals mit Frost in Bodennähe gerechnet werden. Am Freitag
regeneriert sich auch im Osten Deutschlands der antizyklonale Einfluss. Letzte
und geringe Niederschläge zeichnen sich dann noch an den Alpen ab.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum verlagert sich der Schwerpunkt
des wetterbestimmenden Hochs über Schottland hinweg nach Süden, im Laufe des
Sonntags wandelt sich dieses Hoch wahrscheinlich in einen Keil um. Ein weiterer
Kurzwellentrog, der an der Ostflanke des Keils nach Süden abläuft, lässt ganz im
Osten und an den Alpen nochmals geringe Niederschläge aufkommen. Ansonsten
dauert bei leicht ansteigenden Temperaturen die Trockenheit an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis einschließlich Mittwoch ist der aktuelle Modelllauf zu den gestrigen
Modellrechnungen konsistent. Prognoserelevante Unterschiede sind bis dahin nicht
erkennbar. Am Donnerstag ergeben sich neue Ergebnisse hinsichtlich des oben
beschriebenen Austropfprozesses. Dieser wird vom aktuellsten Modelllauf ca. 800
km weiter im Osten gerechnet, was die Verringerung der Niederschläge bei der
aktuellsten Simulation im Osten Deutschlands und an den Alpen erklärt.
Die Umwandlung in einen Höhenkeil im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum hatte der gestrige 00 UTC-Lauf noch nicht im Programm. Dieser
ließ einen zweiten Schwerpunkt hohen Druckes über Polen entstehen, wogegen die
beiden aktuelleren Läufe über Mitteleuropa keine klaren Strukturen zeigen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis einschließlich Freitag wird die oben beschriebene Entwicklung von allen
verfügbaren Modellen gestützt.
Erst im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ergeben sich
Unterschiede. Hier zeigt das Modell des kanadischen Wetterdienstes einen
Kaltlufttropfen, der sich von dem in Richtung Karpatenraum ziehenden Höhentief
abspaltet und der sich in Richtung Zentralalpen verlagert, wodurch im Südosten
Deutschlands erneut geringe Niederschläge aufkommen könnten. Im Gegensatz zur
oben beschriebenen Version regeneriert sich das zwischen Schottland und Island
liegende Omega-Hoch. Diese Entwicklung ist, wenngleich in abgeschwächter Form,
auch bei GFS erkennbar.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Das EPS des GFS stützt die Entwicklung des hauseigenen deterministischen Modells
und zeigt im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum Signale für eine
Regenerierung der Blockierungslage zwischen Island und Schottland. Dabei ist der
Spread nur gering. Schwache Niederschlagssignale lassen sich erst im erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum finden, wobei sich zum dritten Maiwochenende
hin ein leichter Trend zu etwas ansteigenden Temperaturen zeigt.
Das EPS des EZMW verzögert im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum die
Umwandlung des blockierenden Hochs in einen Höhenkeil. Dies zeigt sich auch
anhand der Clusterung, wobei die erneute Blockierung von 2 Clustern mit 32
Membern gestützt wird, aber der deterministischen und oben beschriebenen Version
nur 19 Einzelläufe folgen. Lebt die Blockierung auf, hätte dies im Osten und
Südosten Deutschlands, ähnlich wie beim Modell des kanadischen Wetterdienstes,
eine zunehmende Zyklonalität zur Folge. Dies zeigt sich auch beim Clustering
gemäß Großwetterlagen, bei welchem spätestens ab dem dritten Maiwochenende
zyklonale Nord- bis Nordostlagen die Oberhand gewinnen. Wenngleich im Südosten
und ganz im Osten dann die Niederschlagsneigung etwas zunimmt, bedeutet dies
kein Ende der Trockenheit. Signale für nennenswerte Niederschläge werden abseits
der Alpen allenfalls von Einzellösungen geboten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Montag besteht im Südschwarzwald und zum Teil auch unmittelbar an den Alpen
eine geringe Gewitterneigung, wobei die Auslösung im Wesentlichen orografisch
getriggert ist. Aufgrund der geringen Verlagerung möglicher Gewitter besteht
dann eine geringe Wahrscheinlichkeit für Starkregen. Ansonsten sind über den
gesamten Vorhersagezeitraum keine signifikanten Wetterereignisse zu erwarten.
Dabei dauert die extreme Trockenheit weiter an.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, anfangs MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann