DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
09-08-2021 09:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 09.08.2021 um 10.30 UTC
Ruhiges sommerliches Wetter, dabei im Süden Gefahr von Wärmegewittern. Im Norden
zeitweise unbeständiger mit Schauern.
__________________________________________________________
Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 16.08.2021
Am Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums, am Donnerstag, befindet sich
unser Vorhersagebereich auf der Vorderseite eines Höhentiefs, dass im
Tagesverlauf die Britischen Inseln erreicht. Dadurch überquert uns der
vorderseitige Hochkeil und sorgt für Absinken. Gleichzeitig wird mit einer
südwestlichen Höhenströmung recht warme Luft zu uns geführt. Die T850 steigt im
Norden auf 12°C, im Süden bis auf 20°C an und dadurch, dass die Sonne fast
überall ungetrübt scheint, stiegen auch die Temperatur überall deutlich über 25
Grad an, im Süden bis über 30 Grad. Im äußersten Südwesten kann es am Abend
einzelne Schauer oder Gewitter geben.
Am Freitag bewegt sich das Höhentief von Schottland in Richtung Nordsee und am
Boden erreicht vorderseitig davon eine weitgehend okkludierte Front unser Land
und überquert den Norden bis zum Abend ostwärts. Im Süden wird die Front etwas
zurückgehalten und erreicht erst am Abend den Südwesten und die Mitte.
Rückseitig der Kaltfront wird etwas kühlere Luft herangeführt und bis in den
Mittelgebirgsbereich sinkt die T850 unter 10°C. Da an der Front nicht sonderlich
viel Feuchte mitgeführt wird, bleibt es meist trocken. Lediglich im Süden können
durch die Orografie ein paar Gewitter ausgelöst werden.
Am Samstag überquert das Höhentief das südliche und mittlere Skandinavien
ostwärts, wobei sein flacher Trog den Norden Deutschlands überquert. Dabei gibt
es im Norden ein paar Tropfen Regen, sonst sorgt die Trogpassage nur für etwas
mehr Wolken. Die Temperaturen liegen allerdings im Norden nur im unteren 20er
Bereich, während im Süden erneut die 30 Grad erreicht und überschritten werden
(einzelne Wärmegewitter inklusive).
Am Sonntag verstärkt sich der skandinavische Trog durch ein Höhentief, dass sich
im Tagesverlauf auf der Westseite Norwegens nach Süden verlagert. Stromaufwärts
steilt sich vor einem weiteren Höhentief über dem Atlantik über den Britischen
Inseln ein Keil auf. Von daher gestaltet sich das Wetter im Norden wechselhaft
mit Schauern. In der Mitte und im Süden sorgt der Keil des westeuropäischen
Hochs für einen ruhigen und sonnigen Sommertag. 30 Grad werden allerdings nur
noch vereinzelt erreicht, da die 10°C-Isotherme in 850 hPa mittlerweile über
Süddeutschland liegt. Vor allem im Südosten kann die Orografie wiederum ein paar
Wärmegewitter auslösen.
Am Montag rutscht das kleine Höhentief von Norwegen nach Südpolen und daher
stellt sich bei uns eine nördliche Höhenströmung ein und drückt die
10°C-Isotherme in 850 hPa in die Alpen. Hebungsantrieb an der Trogspitze sorgt
vor allem im Norden und Osten für Regen und Regenschauer. Nach Süden zu sorgt
noch der Keil des atlantischen Bodenhochs für Absinken und damit weiterhin
ruhiges und sonniges Wetter bei Temperaturen bis nahe 30 Grad. Wie an den
Vortagen muss im Süden mit Wärmegewittern gerechnet werden.
In der erweiterten Mittelfrist ab Dienstag nächster Woche dominiert in der Mitte
und im Süden meist Hochdruckeinfluss, während der Norden vom Trog eines
Höhentiefs über dem nördlichen Skandinavien tangiert wird. Daher muss dort mit
wechselhaftem Wetter und Schauern gerechnet werden.
__________________________________________________________
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz zwischen dem aktuellen Lauf des IFS und seinen Vorläufen kann bis
Sonntag als recht hoch bezeichnet werden. Am Sonntag weitet sich beim aktuellen
Lauf der skandinavische Trog deutlich weiter nach Süden aus, als von den
Vorläufen prognostiziert. Weiterhin ist am Montag der vom aktuellen Lauf
simulierte Vorstoß des Höhentiefs von Norwegen bis nach Polen neu und bei den
Vorläufen überhaupt nicht im Programm. Einigkeit besteht dahingehend bei der
Simulation des nachfolgenden Keils.
__________________________________________________________
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Ähnlich wie bei der Konsistenzbetrachtung zeigt auch der Modellvergleich eine
recht gute Übereinstimmung bis zum Sonntag. Der dann simulierte Vorstoß des
skandinavischen Trogs hat so außer IFS nur ICON auf der Karte. Im weiteren
Verlauf weichen IFS und GFS deutlich voneinander ab. GFS simuliert im Prinzip ab
Montag ein hochreichendes Tief über den Britischen Inseln, was bei IFS keine
Entsprechung findet.
__________________________________________________________
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusterlösungen für Donnerstag und Freitag zeigen alle das Durchschwenken
eines Rückens, mit unterschiedlicher Konturierung. Für den Zeitraum Samstag bis
Montag werden 3 Cluster gerechnet, wobei der aktuelle Lauf des IFS dem Cluster 1
zugeordnet wird. Alle Cluster zeigen einen Übergang von einer Blocking Lage hin
zu der Lage Atlantischer Rücken. Die Passage des Höhentiefs haben alle Lösungen
im Angebot, wobei Cluster 1 den ausgeprägtesten Trog um das Höhentief simuliert.
Weiterhin ist auffällig, dass die insgesamt 4 Cluster für den mittelfristigen
Vorhersagebereich doch deutliche abweichende Lösungen zeigen, ein Hinweis auf
bestehende Unsicherheiten in der Prognose.
Die Rauchfahne von Hamburg zeigt einen Anstieg der Temperatur bis Freitag, dann
mit Durchgang der Okklusion/Kaltfront einen starken Abfall der Temperatur.
Gleichzeitig nehmen die Niederschlagssignale zu, eine Bestätigung des etwas
wechselhafteren Wettercharakters. Bei der Rauchfahne von Offenbach ist der
Abfall der Temperatur deutlich geringer und ähnlich ist es ab Samstag mit den
Signale für den Niederschlag. Im Süden sind dagegen die Niederschlagssignale
wieder etwas deutlicher, ein Hinweis auf mögliche konvektive Ereignisse.
Insgesamt gesehen stützen die Ensembleprognosen die deterministische Lösung des
IFS.
_________________________________________________________
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Der Extreme Forecast Index (EFI) liefert keine Hinweise auf markante Wind- oder
Niederschlagsereignisse. Auch die hochsommerlichen Temperaturen im Süden und in
der Mitte sind nicht außergewöhnlich.
Gewitter:
Betreffen zumeist den Süden Deutschlands und treten wahrscheinlich ab Donnerstag
an allen Tagen auf. Sie scheinen aber im Wesentlichen orografisch getriggert zu
sein und durch die intensive Einstrahlung kann kräftig CAPE generiert werden.
Daher können die Gewitter neben markantem Starkregen und auch mit Hagel
verbunden sein. Lokale unwetterartige Entwicklungen sind nicht ausgeschlossen.
________________________________________________________
Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, IFS, IFS-EPS
________________________________________________________
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich