Thema des Tages
09-08-2021 07:50
Wie aus Zahlen und Symbolen Wetter wird
Bodenwetterkarten sind mit allerlei meteorologischen Informationen
gespickt. Neben den visuell auffälligen Drucksystemen und Fronten
liefern die Stationsmeldungen, die durch unzählige kleine Kreise,
Pfeile und Zahlen gekennzeichnet sind, weitere Informationen zum
Wetter. Wir geben heute eine kleine Interpretationshilfe.
Jeder hat vermutlich schon einmal eine Bodenwetterkarte gesehen, sei
es auch nur eine vereinfachte oder optisch aufbereitete Karte in
Print- oder Fernsehmedien. Die Bodenwetterkarte stellt im Grunde eine
Landkarte dar, welche die Wetterverhältnisse in einem definierten
geografischen Gebiet zu einer bestimmten Zeit wiedergibt. Anhand der
in der Bodenwetterkarte eingetragenen meteorologischen
Wettermeldungen lassen sich neben dem aktuellen Zustand der
Luftdruckverhältnisse über einem größeren Gebiet auch Aussagen über
Windgeschwindigkeit und Windrichtung sowie Luftmasseneigenschaften
wie Temperatur oder Taupunkt sowie Niederschlag und
Wolkenverhältnisse treffen. Anhand dieser Informationen können
Meteorolog:innen mittels der Analyse dieser Daten einen genauen Ist-
Zustand der gegenwärtigen atmosphärischen Bedingungen im Bodenniveau
gewinnen und schlussendlich die Lage von Wettersystemen wie Fronten
bestimmen. Die Bodenwetterkarte verschafft bei der täglichen Arbeit
eine Übersicht über das aktuelle Wettergeschehen und bildet
gleichermaßen auch eine Basis für die Kurzfristprognose über die
nächsten Stunden.
Betrachtet man nun eine solche Bodenwetterkarte dann fallen einem
neben den Isobaren (Linien gleichen Luftdrucks) und den Fronten
unzählige kleine Kreise mit allerhand Zahlen und Symbolen ins Auge.
Ungeübte kann dieses scheinbare Wirrwarr zunächst überfordern. Mit
ein bisschen Übung vermag man jedoch rasch das zugrundeliegende
System zu erfassen. Die Darstellung der Stationsmeldung fußt auf
einem weltweiten Standard, dem Stationsmodell. Einige Parameter
werden dabei über den Synop-Schlüssel in codierter Form
wiedergegeben, um die Fülle der Informationen nicht unübersichtlich
werden zu lassen.
Anhand eines fiktiven Beispiels (siehe Abbildung unten) gehen wir
Schritt für Schritt die einzelnen Parameter durch. Zuvor sei darauf
verwiesen, dass es eine Vielzahl an Symbolen für die vielen
verschiedenen Wolkenarten und Wettererscheinungen gibt. Diese
erlauben eine sehr visuelle Beschreibung des Wetters am Standort der
Bodenwetterstation. Zur Interpretation helfen dabei Symboltabellen
und deren zugrundeliegender Codierung. (Eine Bedeutung der Zeichen in
der Symboltafel finden sie beispielsweise unter: https://t1p.de/yfva
oder https://t1p.de/vvd1)
Das Stationsmodell ist in festgelegter Weise stets gleich aufgebaut.
Der Stationskreis in der Mitte gibt den Bedeckungsgrad in Achtel an
der Station zum Messzeitpunkt wieder. Die an den Stationskreis
angebrachte Windfieder zeigt die Windrichtung und Windstärke in
Knoten an. Die Symbole über dem Kreis stehen für die registrierten
Wolkenarten im hohen und mittelhohen Stockwerk. Das Symbol unter dem
Kreis visualisiert die tiefen Wolken. Das gegenwärtig registrierte
Wetter wird von dem Symbol links, der Wetterverlauf der letzten
Stunden von dem Symbol rechts des Stationskreises dargestellt. Die
Zahlen rund um den Stationskreis geben dann noch Informationen (hier
im Gegenuhrzeigersinn) zur Temperatur, Sicht, die
Taupunktstemperatur, die Höhe der tiefsten Wolken über Grund und
deren Bedeckungsgrad, die Luftdruckänderung in den letzten 3 Stunden
(als Symbol) und den Betrag der Änderung sowie den Luftdruck (in 1/10
hPa).
In einem gewählten fiktiven Beispiel (siehe Abbildung) kann so aus
wenigen Zahlen und Symbolen das gegenwärtige Wetter abgelesen werden.
Der Himmel war zu 7/8 Achtel mit Wolken der Art (vom obersten ins
tiefste Stockwerk) Cirrus und dünnen Altocumulus sowie 5 Achtel der
Art Cumulonimbus mit einer Wolkenbasis von 300 bis 600 Meter über
Grund (codierte Wolkenuntergrenze: siehe https://t1p.de/vvd1)
bedeckt. Dazu gab es einen leichten Regenschauer bei einer
Lufttemperatur von 15 Grad und einer Taupunktstemperatur von 13 Grad.
Die Sichtweite betrug zum Messzeitpunkt 15 km (siehe Tabelle der
Codezahlen zur Sichtweite und deren Umrechnung). Der Wind wehte mit
15 Knoten aus der Richtung Süd-Südost. Der Luftdruck lag bei 1007,8
hPa mit einer erst fallend und dann steigenden Luftdrucktendenz und
einer Zunahme von 1,1 hPa. Der Wetterverlauf der letzten Stunden war
durch Schauer geprägt.
Wie sie sehen, kann man aus so einer kompakten Stationsmeldung
ziemlich viele meteorologische Informationen in relativ kurzer Zeit
gewinnen.
M.Sc.-Met. Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.08.2021
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