Thema des Tages

17-07-2021 08:20

(Un)Wetterwarnungen des DWD - Nutzen für viele Zielgruppen

Wetter kann lebensgefährlich werden und große Schäden hinterlassen.
(Un)wetterwarnungen des DWD informieren über bevorstehende
Wettergefahren. Für welche Zielgruppen sind diese Warnungen hilfreich
und welche Warnstufen gibt es?

Die verheerenden Starkregenfälle in dieser Woche zeigen, welche große
Gefahr Wetter auch bei uns in Deutschland birgt und welche immensen
Schäden es hinterlassen kann. Mindestens 133 Tote sind bisher zu
beklagen (Stand: 17. Juli, 10 Uhr), ganze Häuser stürzten durch
reißende Flutwellen ein und Ortschaften wurden verwüstet. Frühzeitige
Unwetterwarnungen können Leben retten und helfen dabei, sich so gut
wie möglich auf bevorstehende Unwetter vorzubereiten oder
Schutzmaßnahmen einzuleiten. Daher zählt die Information und Warnung
der Bevölkerung vor Wettergefahren jeglicher Art zu den wichtigsten
hoheitlichen Aufgaben im Geschäftsbereich "Wettervorhersage" des
Deutschen Wetterdienstes (DWD). Es wird vor Wind/Sturm, Gewitter,
Stark- und Dauerregen, Nebel, Schneefall, Schneeverwehungen,
Glätte/Glatteis und starkem Tauwetter gewarnt (siehe Warnkriterien,
u.s. Link).

Doch für wen sind diese Warnungen hilfreich? Natürlich hängt dies
stark vom Wetterereignis ab. Bei Starkregenfällen wie zuletzt nutzen
unsere Vorhersagen und Warnungen den Hochwasserschutzzentralen der
Länder zur Einschätzung und Prognose möglicher Hochwasserereignisse.
Feuerwehren und Hilfsorganisationen wie das Technische Hilfswerk oder
die Bundeswehr nutzen Warnungen bei der Einsatzplanung. Von großer
Bedeutung sind Wetter- und Unwetterwarnungen auch für Organisatoren
von Freiluftveranstaltungen. Nähert sich zum Beispiel dem
Festivalgelände von "Wacken Open Air" ein Gewitter, sind Warnungen
des DWD ein wichtiger Bestandteil bei der Entscheidung, ob evakuiert
werden muss oder ob weiter gefahrenlos der Metalband zugehört werden
kann. Bei Wochenmärkten kann insbesondere Sturm zum Problem werden.
Durch eine rechtzeitige Warnung und darauffolgende Schutzmaßnahmen
kann verhindert werden, dass Stehzelte weggeweht werden und Besucher
in Gefahr gebracht werden. Im Winterhalbjahr geben Schnee- und
Glättewarnungen Hinweise, wo Straßenmeistereien mit Räum- und
Streufahrzeugen ausrücken müssen.

Wetter- und Unwetterwarnungen sind zudem für jeden Bundesbürger
wichtig, im Beruf, zum Schutz des Zuhauses und in der Freizeit.
Erfährt Klaus Hundertwasser (Namen fiktiv) frühzeitig, dass ihm
sintflutartige Regenfälle bevorstehen, kann er seinen Keller oder
sein Grundstück vor einem drohenden Hochwasser schützen. Weiß Förster
Michael Goldlaub, dass es am Nachmittag stürmisch wird, wird er
sicherheitshalber Waldarbeiten verschieben, um nicht durch einen
umstürzenden Baum in Lebensgefahr zu geraten. Auch für Gertrud
Wetter, die ihren runden Geburtstag mit einer rauschenden Gartenparty
feiern möchte, könnten Wetterwarnungen nicht uninteressant sein.
Drohen Gewitter mit Sturmböen, verzichtet sie vielleicht auf das
Aufstellen eines Gartenzeltes und räumt zur Vorsorge die Garage aus,
um im Notfall die Grillparty dorthin verlegen zu können. Wird gar ein
Orkan erwartet, kann Sigmund Sturm rechtzeitig lose Gegenstände
befestigen oder in Sicherheit bringen. Wie Sie sehen, sind
(Un)Wetterwarnungen für unterschiedlichste Zielgruppen relevant - von
Behörden über Großveranstalter bis hin zur Privatperson.

Die Warnmeteorologen der regionalen Außenstellen und der Vorhersage-
und Beratungszentrale im DWD geben Wetterwarnungen in farblich
unterschiedlichen Warnstufen aus. Gelbe Warnungen sind eher als
Wetterhinweis anzusehen. Mit größeren Schäden ist noch nicht zu
rechnen. Dennoch bewahren sie uns vor wetterbedingten Überraschungen.
So können beispielsweise Erdbeerbauern im Frühjahr bei einer
Frostwarnung ihre zarten Erdbeerpflanzen vor Frostschäden schützen
und der Hobbygärtner weiß, wann er empfindliche Pflanzen ins warme
Haus stellen sollte. Auch wenn die Auswirkungen bei gelben Warnungen
meist gering sind, ahnen Pendler, die in manche Metropole an Rhein
und Main fahren möchten, dass ihnen bei einer Warnung vor leichtem
Schneefall mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein
Verkehrschaos blüht ;-)

Besteht für Ihre Region eine orangefarbene Warnung (Warnung vor
markantem Wetter), kann es bereits zu Schäden und mehr oder weniger
großen Auswirkungen kommen. Durch Sturmböen können Äste abbrechen und
Gegenstände umherfliegen und durch Stark- oder Dauerregen können
Bäche über die Ufer treten oder Straßen überschwemmt werden.

Geht es wettermäßig so richtig zur Sache, zieht der Warnmeteorologe -
anders als beim Fußball - bereits VOR dem Ereignis die "rote Karte",
sprich: es wird eine Unwetterwarnung ausgegeben. Nun ist mit größeren
Schäden an der Infrastruktur und Beeinträchtigen im öffentlichen
Leben zu rechnen. Bei Gewittern sind diese meist nur räumlich sehr
eng begrenzt, bei Durchzug eines Orkantiefs sind hingegen großflächig
erhebliche Schäden wahrscheinlich. Erscheint sogar die Farbe
dunkelrot auf der Warnkarte, wird ein extremes und sehr
schadensträchtiges Unwetter erwartet. Bei den Regenfällen der
vergangenen Tage wurde eine solche Warnung für Teile des Ruhrgebiets
über das Bergische Land und die Kölner Bucht bis zur Eifel und dem
nördlichen Hunsrück ausgegeben. Eine derart großflächige "Warnung vor
extremem Unwetter" ist aber Gott sei Dank nur selten vonnöten.

Wir als verantwortliche Warnmeteorologen des DWD hoffen, dass trotz
der erschreckend vielen Todesopfer durch die ausgegebenen Warnungen
das ein oder andere Todesopfer verhindert werden konnte und das Hab
und Gut von vielen Menschen rechtzeitig geschützt werden konnte. Das
trifft natürlich nicht nur auf die aktuelle Naturkatastrophe zu,
sondern auf jedes Unwetter, vor dem wir in den letzten Jahren und
Jahrzehnten gewarnt haben.


Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.07.2021

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