DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
14-07-2021 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 14.07.2021 um 10.30 UTC
Unbeständig, ab Montag abnehmende Niederschlagsneigung, nach sommerlichem
Wochenende im Norden voraussichtlich deutlich kühler.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 21.07.2021
Am Samstag liegt ein Keil über Westeuropa. Seine Achse erstreckt sich von der
Iberischen Halbinsel bis nach Irland. Ein weiterer Keil stößt ostwärts über
Norddeutschland vor. Im Gegenzug ist ein kräftige Höhentief nach Italien
abgetropft. Westlich von Irland liegt das Zentrum eines Hochdruckgebiets, das
weite Teile Nordfrankreichs und der Nordsee beeinflusst. Ansonsten hat sich im
Bodendruckfeld über Osteuropa eine gradientschwache Lage eingestellt. Dort
lagert noch die alternde feuchtwarme Subtropikluftmasse, die mit ThetaE-Werten
um 50 °C auf 850 hPa die Südosthälfte Deutschlands beeinflusst. Bei moderaten
CAPE-Werten von 500 -1500 J/kg bilden sich dort im Tagesverlauf wieder kräftige
Gewitter, die sich mangels Höhenwind nur langsam bewegen und zur Verclusterung
neigen. Dabei besteht die Hauptgefahr in heftigem Starkregen. In den Nordwesten
fließt an der Ostflanke des Hochs deutlich trockenere Luft ein, was dort zu
Wolkenauflockerungen führt.
Am Sonntag verlagert sich das Cut-Off-Tief weiter südwärts, als Folge stößt der
Kiel von Nordwesten immer mehr nach Deutschland vor. Auch das Bodenhoch dehnt
seinen Einfluss weiter nach Deutschland aus, sodass ganz Deutschland in die
nordwestliche Strömung gelangt. Die feuchtwarme Luft wird in den Südosten
verdrängt und durch deutlich trocknere Luft ersetzt. Im Südosten sind am
Nachmittag wieder Gewitter zu erwarten, sonst bliebt es unter Absinken meist nur
locker bewölkt. Bei 850-hPa-Temperaturen von 13 °C erwartet uns ein warmer
Sommertag.
Am Montag stößt der Höhenkeil vorderseitig eines neuen Cut-Off-Tiefs über den
Atlantik vor und verlagert seine Achse retrograd. Dadurch kann sich Stromabwärts
ein Trog über Skandinavien entwickeln, der von der Nordsee kommend im
Tagesverlauf die Nordhälfte Deutschlands erfasst. Auf seiner Rückseite wird
trockene Arktikluft angezapft, die sich über der Nordsee auf den Weg Richtung
Deutschland macht. Die zugehörige Kaltfront erfasst dabei am Abend den Norden.
Kräftige Schauer und kurze Gewitter breiten sich über den Norden aus. Die Mitte
Deutschlands liegt unter einem Bodenhochkeil. Dort bleibt es unter Absinken
sonnig und trocken. Im äußersten Süden liegen noch die Reste der feuchtwarmen
Luftmasse. Dort können sich einzelne Gewitter bilden.
Am Dienstag zieht der Trog weiter nach Osteuropa. Deutschland gelangt auf die
Trogrückseite in eine nördliche Strömung. Die Kaltfront kommt somit bis in die
Mitte voran, wird aber bodennah von Hochdruck überlaufen, sodass es in ihrem
Bereich weitestgehend nur leichte Schauer gibt. Rückseitig sinkt die
850-hPa-Temperatur auf 5 °C, während sich im Süden noch Warmluft mit 850
hPa-Temperaturen um 13 °C hält.
Am Mittwoch kommt der Höhenkeil weiter ostwärts voran und weitet seinen Einfluss
immer mehr auf den Südwesten aus. Auch am Boden setzt sich Hochdruckeinfluss
durch, wodurch sich die Luft durch Absinken von Südwesten her erwärmt und sich
die Front über der Mitte Deutschlands weiter abschwächt und ihre
Wetterwirksamkeit verliert.
Im weiteren Verlauf zieht der Trog ostwärts ab und der Keil verlagert sich nach
Mitteleuropa. Nachfolgend stellt sich ein Omegamuster ein, das auch im Norden
deutliche Erwärmung bringt, wobei in den Süden wieder zunehmend feuchtheiße Luft
advehiert wird.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis Montag ist die Prognose des neuen ECMWF-Laufs recht ähnlich zu den
Vorläufen.
Ab Montag zeigt sich bei den Temperaturen seit dem gestrige ECMWF12z-Lauf in der
Nordhälfte eine Sprung nach unten, der vom 00z-Hauptlauf bestätigt wird. Der
Aufbau des Höhenkeils wird in den neuen Läufen weiter westlich gerechnet,
wodurch sich der Trog über Skandinavien besser entwickeln kann. ECMWF gleicht
sich damit dem gestrigen GFS-Läufen an.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
GFS sieht die Lage bis Dienstag ähnlich, lässt aber dann den Trog nicht nach
Osten abziehen. Der Höhenkeil schwächt sich über Frankreich zwischen dem
Skandinavienkeil und einem nachrückenden Cut-Off-Tief über den Atlantik deutlich
ab. Es wird keine Omegalage berechnet. Der Norden Deutschlands verbleibt in
trockener Arktikluft unter Trogeinfluss mit nur wenigen Schauern, während der
Süden zunehmend unter die diffluente Vorderseite des neuen atlantischen
Cut-Off-Tiefs gelangt. Dort bilden sich in schwülheißer Subtropikluftmasse
kräftige Gewitter.
ICON berechnet den Trogvorstoß ähnlich, lässt aber den Trog langsamer nach Osten
abziehen, wobei Deutschland am Mittwoch noch in der kühlen Luftmasse verbleibt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die ECMWF-ENS-Rauchfahnen zeigen bis Montag kaum Streuung im Geopotenzial und in
den 850-hPa-Temperaturen. Ab Montag nimmt die Streuung dann erheblich zu. Die
meisten Läufe zeigen einen Temperaturrückgang, der aber nicht so stark
ausgeprägt ist, wie noch in den 12z-ENS. Der Spread reicht am Dienstag von 3 °C
- 12 °C im Norden. Der Hauptlauf ordnet sich in der Mitte ein.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Prognose bis Montag einigermaßen
sicher ist. Danach ist die Trogentwicklung über Skandinavien entscheidend, wo
letztendlich die Luftmassengrenze zum Liegen kommt. Dies ist noch äußerst
unsicher. Zwar wird die anschließende Omegalage von den Clustern gestützt. Aber
auch da gibt es im Zusammenspiel mit dem nachrückenden Atlantik-Cut-Off noch
sehr große Unsicherheiten. Mit recht hoher Wahrscheinlichkeit nimmt aber die
Niederschlagsneigung abgesehen von Schauern und einzelnen kräftigen Gewitter ab
Montag in der Fläche deutlich ab. Auf eine dauerhaft stabile Hochdrucklage
machen die Clusteranalysen in der erweiterten Mittelfrist wenig Hoffnung. Von
einer stark mäandrierenden Westwetterlage über eine Trogvorderseite bis hin zu
Trog Mitteleuropa ist alles mit dabei. Dies sind aber allesamt wechselhafte und
unbeständige Wetterlagen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
In der schwülwarmen Luftmasse im Südosten, die bis Montag in den äußersten Süden
verdrängt wird, können sich immer wieder kräftige Schauer und Gewitter mit hohem
Starkregenpotenzial bilden. Von den kurzen Gewittern im Norden am Montag geht
auf Grund der hohen Zuggeschwindigkeit und niedrigen CAPE-Werten kaum größere
Gefahr aus. Ansonsten nimmt die Niederschlagsneigung ab spätestens Montag in der
Fläche deutlich ab.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-Hauptlauf, ab Monatg ENS-Mittel; Temperatur und Wind aus MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold