Thema des Tages

26-06-2021 09:50

Eine unwetterträchtige Woche geht zu Ende

Zahlreiche Unwetter ereigneten sich in der vergangenen Woche in
Deutschland. Neben kräftigen Gewittern mit Starkregen und Hagel
traten auch vereinzelte Tornados auf. Im heutigen Thema des Tages
gibt es eine kleine Auswahl verschiedener Ereignisse.

Mit dem aktuell dominierenden Hoch "Afra" geht eine unwetterreiche
Woche zu Ende. Bereits am Freitagnachmittag, dem 18.06.2021, deuteten
erste Gewitter an, was in der einfließenden Luftmasse steckt. Lokal
eng begrenzt fielen bei Diemelstadt in Nordhessen um 40 Liter pro
Quadratmeter (l/qm) in nur 38 Minuten.


Am vergangenen Wochenende folgten dann weitere unwetterartige
Entwicklungen, die sich in der Nacht zum Sonntag (20.06.2021)
zunächst vom Westen bis in den Norden verlagerten. In der Nacht zum
Montag zog dann ein weiterer Gewitterkomplex von Frankreich und der
Schweiz her über weite Teile des Landes nordwärts (wir berichteten im
Thema des Tages von 21.06.2021).


Ab Montag verlagerten die kräftigen Gewitter ihren Schwerpunkt dann
in den Süden Deutschlands, wo sie wiederholt auftraten und für
erhebliche Schäden sorgten. Immer wieder gab es Nachrichten von
Überschwemmungen. In Tübingen muss nun beispielsweise ein
Corona-Impfzentrum neu aufgebaut werden, da dieses durch die
eingedrungenen Wassermassen stark beschädigt wurde. Wie heftig sich
das Wasser vom Himmel ergoss, zeigen einige Messwerte: am
Dienstagabend gegen 18:30 Uhr fielen in Wurmannsquick-Egelsberg
(Bayern nahe Mühldorf) in nur 30 Minuten 47 l/qm, am Mittwochabend
(23.06.2021) um 22 Uhr registrierte die Station Bad Saulgau
(Baden-Württemberg bei Biberach) eine Stundensumme von 77 l/qm, am
Donnerstagnachmittag (24.06.2021) meldete die Station in
Speichersdorf (Bayern, Oberfranken) gegen 14 Uhr 28 l/qm in nur 20
Minuten.


Dass die Niederschlagssummen lokal bei wiederholten Gewittern über
die Woche hinweg deutlich höher ausfallen, lässt sich leicht der
Grafik zum Thema des Tages
(www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/6/26.html) entnehmen.
Dabei fällt unter anderem ein Bereich südlich von München ins Auge.
Dort zogen mehrere Superzellen mit sintflutartigen Starkregenmengen
über die Region. Das RADAR-Niederschlagssummenbild lässt dort sogar
Mengen von bis zu 200 l/qm erahnen.


Neben dem Starkregen kam es auch zu Schäden durch Hagelschlag.
Wiederholt kursierten Bilder von Hagel mit Korngrößen von drei bis
vier Zentimetern im Internet. Diese haben durchaus eine enorme
Durchschlagskraft und können Häuser und Autos beschädigen. Für einen
Menschen können die eiergroßen Geschosse auch tödlich sein. Aber
nicht nur großer Hagel war ein Problem. Teilweise wurde ganzen
Landschaften ein winterlicher Anstrich verpasst. Zwar fielen die
Hagelkorngrößen dann deutlich kleiner aus, die Masse an Hagelkörnern
sorgte aber nicht nur im Straßenverkehr für größere Behinderungen.


Auch Tornados waren in den vergangenen Tagen immer wieder ein Thema.
So gibt es mittlerweile seit Freitag, dem 18.06.2021, rund 15
Verdachtsfälle alleine in Deutschland. Nicht überall kam es dabei zu
offensichtlichen Schäden, teilweise handelte es sich vermutlich um
Trichterwolken (engl. Funnelcloud; siehe dwd.de/lexikon), deren
Wirbel sich jedoch nicht bis zum Boden hin durchsetzte. In Sundern
(Nordrhein-Westfalen) wurde der Verdacht mittlerweile jedoch
bestätigt. Dort sorgt ein Tornado am vergangenen Sonntag (20.06.2021)
vor allem in einem Gewerbegebiet für Schäden. Teilweise wurden Bäume
abgeknickt oder entwurzelt, einige Dächer wurden beschädigt.


Weniger glimpflich verlief ein tornadisches Gewitter über Tschechien.
Am Donnerstagabend (24.06.2021) hinterließ ein Tornado im Südosten
Tschechien eine Schneise der Verwüstung. Mehrere Menschen mussten
dabei ihr Leben lassen, Hunderte Menschen wurden verletzt. In den
Ortschaften Hrusky und Moravska Nova Ves wurde nahezu alles zerstört,
was sich dem Tornado in den Weg stellte. Mittlerweile wird der
Tornado nach der Schadensskala von Ted Fujita mindestens als F3 mit
Windgeschwindigkeiten von rund 250 bis 330 km/h eingeschätzt.


Das mag die eine oder den anderen erstaunen, denn meist hört man von
schadenträchtigen Tornados nur aus den USA. Jährlich werden alleine
in Deutschland jedoch etwa 20 bis 60 Tornados nachgewiesen, die
Dunkelziffer dürfte noch höher liegen. Meist ist deren Ausdehnung von
wenigen bis einigen Hundert Metern relativ gering, ihre Andauer
schwankt von wenigen Sekunden bis etwas mehr als eine Stunde.
Hauptzeit für Tornados in Deutschland ist das Frühjahr und der
Sommer.


Auch hierzulande können Tornados der Stärke F3 oder größer auftreten,
allerdings sind sie seltener als zum Beispiel in den USA, wo es vor
allem im Frühjahr deutlich bessere Voraussetzungen für ein Auftreten
gibt. Vielleicht erinnert sich manch einer noch an den F3-Tornado in
Bützow aus dem Jahr 2015. Nach einer Recherche von Thomas Sävert
(www.tornadoliste.de) sind auch schon Tornados der stärksten
Kategorie F5 in Deutschland aufgetreten. So ereignete sich im Jahr
1764 in Mecklenburg ein Tornado, der sogar Stümpfe zuvor abgesägter
Bäume aus dem Boden riss. Ein weiterer F5-Tornado soll sich im Jahr
1800 bei Hainichen in Sachsen zugetragen haben.


MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.06.2021

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