Thema des Tages
24-06-2021 08:50
Gewitter - der nächste Anlauf?
Auch heute stehen in Deutschland wieder Gewitter auf dem Programm.
Warum diese vor allem im Süden und in der Mitte Auftreten und wo sie
am stärksten ausfallen, das klärt das heutige Thema des Tages.
Seit etwa einer Woche sind sie bei uns in Deutschland meteorologisch
das dominierende Thema - die Gewitter. Und auch heute wird erneut vor
allem über die Gebiete ihres Auftretens sowie ihre sogenannten
Begleiterscheinungen, also Wind, Regen und Hagel diskutiert.
In der beigefügten Grafik
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/6/24.html) ist,
als kleiner Teil der synoptischen Gesamtsituation, der Verlauf des
für uns entscheidenden Frontensystems dargestellt. Dabei handelt es
sich um eine Prognose, die am gestrigen Nachmittag erstellt wurde.
Darüber hinaus erkennt man, als eine "Charakterausprägung" der
Luftmasse, die für die Entwicklung von Gewittern zur Verfügung
stehende potentielle Energie (CAPE = Convective Available Potential
Energy) für den heutigen (frühen) Nachmittag. Informationen zu CAPE
finden Sie zum Beispiel unter
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/6/17.html oder
unter https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2020/8/30.html.
Deutlich zu erkennen ist, dass die Front energiereiche Luft über dem
Süden Deutschlands von energiearmer Luft über dem Norden und über
weiten Teilen der Mitte trennt. Wobei die Front nicht exakt die
genannte Grenze markiert. Das liegt daran, dass für die genaue
Positionierung der Front auch noch andere meteorologische Parameter
wie beispielsweise der Luftdruck, der Wind, die Temperatur und die
Feuchte in Betracht gezogen werden. Letztendlich stellt der Verlauf
der Front immer einen Kompromiss dar, über den man trefflich streiten
kann. Aber das ist ein anderes Thema?
Auffällig ist allerdings, dass im Bereich des kleinräumigen Tiefs
VOLKER, das nach der hier abgebildeten Prognose heute Nachmittag im
Bereich des Nahetals liegen soll, auch nördlich der Front
energiereiche Luft zu finden ist. Dort leitet sich die Energie aber
nicht (nur) aus der Schichtung der Luftmasse, sondern auch aus der
Dynamik des Tiefs her. Dabei zeichnen sich vor allem das
Rothaargebirge und die Eifel durch lokale Maxima aus, was darauf
hindeutet, dass auch die Orografie für die Entwicklung der Energie
eine Rolle spielt.
Das Gebiet, in dem heute (auch schwere) Gewitter möglich sind, wird
komplettiert von der Frontalzone selbst, die ja nicht nur die Pfalz
und das Rhein-Mai-Gebiet quert, sondern auch von West-Südwest nach
Ost-Nordost orientiert über Mitteldeutschland verläuft. Da die
Frontalzone kein starres Gebilde darstellt, sondern vielmehr in
Bewegung ist, wird auch in ihrem Bereich Hebung induziert. In der
Gesamtschau kann man heute also den Bereich südlich einer Linie
Ruhrgebiet - Lausitz als denjenigen definieren, in dem es zu
Gewittern kommt, die auch wieder den Unwetterbereich anpeilen werden.
Der Kreis der Überlegungen schließt sich, wenn man versucht, die
Gebiete festzulegen, in denen die kräftigsten Gewitter zu erwarten
sind. Denn dann landet man zwangsläufig wieder bei der Energie der
Atmosphäre, da sie eine essentielle "Zutat" für Schwergewitter
bildet. Berücksichtigt man unter anderem auch die Höhenströmung und
den Tagesgang der meteorologischen Parameter, so kristallisiert sich
ein Gebiet vom Hochrhein und den Alpen bis hin zum Böhmischen Becken
als besonders unwettergefährdet heraus - mit Starkregen von 25 bis 40
l/qm in kurzer Zeit, Hagel um 3 cm sowie vereinzelten Orkanböen (um
120 km/h, Bft 12).
Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.06.2021
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