DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
19-06-2021 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 19.06.2021 um 10.30 UTC
Abkühlung und vor allem im Süden und Osten häufig starke Gewitter und gewittrige
Regenfälle. Im Nordwesten ruhiges Wetter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 26.06.2021
Am Dienstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt nach IFS Deutschland
auf der Vorderseite eines Langwellentroges, dessen Achse sich leicht
zurückhängend von der Küste Norwegens bis nach Portugal erstreckt. Hohes
Geopotential ist dagegen über dem gesamten östlichen Europa zu finden. Bodennah
findet sich dieses Druckmuster nicht wieder, da hier die stark unterschiedlichen
Temperaturverhältnisse für eine nahezu Umkehr sorgen. So ist unter der
osteuropäischen Heißluft eine Rinne tiefen Drucks zu finden, während im Westen
das Azorenhoch bis weit in den kühlen Bereich unter dem Höhentrog hineinreicht.
Deutschland liegt dabei im Bereich der Übergangszone, so dass in 850 hPa im
Nordwesten nur 6 Grad erreicht werden, während es am östlichen Alpenrand 18 Grad
sind. Der Lage am Rand des Azorenhochs entsprechend kommt der mäßige Wind aus
Richtungen um Nord. Gleichzeitig laufen von Süden her Hebungsgebiete über unser
Land hinweg, so dass vor allem in der Südhälfte kräftige Regenfälle erwartet
werden, die auch gewittrig sind. Im Norden ist die Lage stabiler.
Am Mittwoch nähert sich der Trog weiter an und die kühlere Luft setzt sich
zunehmend auch nach Südosten hin durch. Vor allem dort kann es im
Übergangsbereich auch wieder zu kräftigen teils konvektiv durchsetzten
Regenfällen kommen. Recht freundlich kann es dagegen schon im Nordwesten werden,
wo sich der Azorenhochkeil noch weiter durchsetzt.
Am Donnerstag findet ein markanter Trogvorstoß in den Bereich westlich der
Britischen Inseln statt, zu Ausgleich schwächt sich ursprüngliche Trog ab und
kommt unserem Land immer näher. Weiterhin wird teilweise Hebung simuliert, die
in der feuchten und immer noch etwas wärmeren Luftmasse in Südostdeutschland für
weitere (auch weiterhin teils konvektive) Regenfälle sorgt. Weiterhin recht
freundlich und mäßig warm bleibt es unter dem Einfluss des Azorenhochkeils im
Nordwesten des Landes.
Am Freitag schwenkt der "alte" Trog über Deutschland hinweg, landesweit setzt
sich eine normal-sommerliche Luftmasse mit 8 bis 12 Grad in 850 hPa durch. Die
Luftdruckverteilung ist äußerst flach, aber von leichtem Hochdruckeinfluss
geprägt. Am Wettergeschehen ändert sich im Vergleich zum Vortag weiter nichts.
Am Samstag zieht ein aus dem neuen Haupttrog ausgetropftes Höhentief in die
Keltische See, während sich bei uns ein schmaler Rücken aufbaut. Bodennah
verlagert sich der Schwerpunkt des recht flachen Hochs ins östliche
Mitteleuropa, so dass am Rande einer ebenso flachen Rinne über Westeuropa wieder
schwacher Wind aus Südost weht. Es gelangt wieder eine deutlich wärmere Luft mit
wieder bis über 16 Grad in 850 hPa im Süden ins Land. Dabei stellt sich am
Samstag ein sonniger Tag ein, wenngleich das eine oder andere Gewitter nicht
ausgeschlossen werden kann. In der Nacht zum Sonntag nähert sich das Höhentief
dann schon deutlich an und eine Kaltfront, an der es durchaus ordentlich zur
Sache gehen könnte, schwenkt von Westen her nach Deutschland.
In der erweiterten Mittelfrist soll das Höhentief kaum noch weiter ostwärts
ziehen, sondern nach Norden Richtung Nordsee abdrehen. Dabei stellt sich wieder
eine ähnliche Trogvorderseitenlage wie zu Beginn des Textes ein.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Im Großen und Ganzen ist die Konsistenz des aktuellen Laufs mit seinen beiden
Vorgängerläufen recht gut, auch wenn gegen Ende der Woche das Durchschwenken des
Troges etwas unterschiedlich simuliert wird. Insbesondere am Freitag wurde bei
den beiden gestrigen Läufen noch ein stärkeres Tief über dem östlichen
Mitteleuropa simuliert, so dass auch der Osten (und nicht nur der Südosten) von
Regen betroffen war.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die aktuellen Läufe diverser Globalmodelle sehen bis Freitag eine recht ähnliche
Entwicklung, wenngleich die Verteilung der Feuchte in der zweiten Wochenhälfte
noch größere Unterschiede aufweist. So zeigt GFS bis deutlich weiter in die
Mitte hinein noch teils starke Regenfälle, während ICON am Freitag schon wieder
Regen auf den Nordwesten übergreifen lässt.
Besonders spannend ist in der erweiterten Mittelfrist geboten: Während IFS das
Höhentief vor allem am Sonntag recht progressiv nach Osten vorstoßen lässt,
zeigt GFS eine viel weniger progressive Variante. Demnach würde des Höhentief
sogar retrograd wieder nach Westen ziehen und es bliebe vor allem Richtung
Nordosten noch aufgrund des alten Troge leicht zyklonal geprägt. Die Kanadier
positionieren das Höhentief so, dass der Hauptwarmluftvorstoß Richtung
Deutschland stattfände und uns abermals eine mehrtätige Hitzewelle ins Haus
stünde.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Das IFS-Ensemble verteilt sich Zeitraum von Donnerstag, 00 UTC bis Samstag, 00
UTC auf zwei Cluster. Während bei C1 (28 Mitglieder incl. Kontrolllauf) der
erste Trog Samstagfrüh schon durchgeschwenkt ist und der zweite Trog schon etwas
näher herangerückt ist, zeigt C2 (23 Mitglieder und Hauptlauf) die Achse des
ersten Troges noch über uns und den zweiten etwas weiter weg. Das sieht also
zunächst in erster Linie nach einem Timing-Unterschied aus. In der erweiterten
Mittelfrist ab Sonntag gibt es dann drei Cluster: C1 (20 Mitglieder incl.
Kontrolllauf mit Höhentief noch vor Irland und C2 (20 Mitglieder und Hauptlauf)
mit Höhentief schon über Frankreich. C3 (11 Mitglieder) baut dagegen das
Blocking allmählich ab und lässt eine Westwetterlage aufkommen.
Die IFS-Rauchfahnen zeigen im Südosten (München) bei der 850-hPa-Temperatur
einen Rückgang vom Wochenbeginn bis Freitag auf etwa 10 Grad bei recht hoher
Sicherheit. Zum nächsten Wochenende simuliert die Mehrzahl der Mitglieder wieder
einen Anstieg, aber bei hoher Unsicherheit. So gibt es am Sonntag Werte zwischen
5 und 25 Grad. Die Niederschlagssignale sind von Dienstag bis Donnerstag
erheblich. Das Geopotenzial soll zum Wochenende wieder etwas ansteigen, aber
nicht sehr stark. Im Nordwesten Deutschlands (Bremen) pendeln die Temperaturen
in 850 hPa zunächst um 8 Grad, steigen dann zum nächsten Wochenende auch
mehrheitlich wieder an, ebenso bei großer Unsicherheit (mit Werten zwischen 0
und 18 Grad). Die Niederschlagssignale fallen vor allem zur Wochenmitte sehr
gering aus.
Die GFS-Rauchfahnen sehen bis Freitag sehr ähnlich aus, allerdings fehlt die
deutliche Tendenz zum Temperaturanstieg nächstes Wochenende im Ensemble
weitgehend, auch wenn die Streuung zunimmt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Von Dienstag bis Freitag ist zunächst im Süden und der Mitte, später auf die
Südosthälfte sich zurückziehend, Gewitterpotential gegeben, wobei zunehmend der
Starkregen im Fokus steht. Dieser kann teils auch ungewittrig sein. Mit
unwetterartigen Entwicklungen ist immer wieder zu rechnen. Dies lässt sich an
geringen Starkregenwahrscheinlichkeiten im Cosmo-LEPS ablesen. Beim IFS reicht
die Auflösung nicht ganz um im Ensemble deutliche Starkregenwahrscheinlichkeiten
zu generieren. Hagel und Sturm stehen in der Mittelfrist weniger im Fokus,
wenngleich zu Beginn im Südosten noch möglich. Generell nimmt die
Unwetterneigung im Verlauf der Woche etwas ab.
Am Samstag sollte es von einzelnen orographischen Gewittern abgesehen ruhig
bleiben.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann