Thema des Tages

13-06-2021 13:20

Streuselkuchenwetter in der letzten Woche


Die "sumpfige" Gewitterlage ist vorbei. Lokal fiel dabei in der
vergangenen Woche durch starke Gewitter einiges an Niederschlag,
häufig in kurzer Zeit. Doch wie war die Niederschlagsverteilung? Dies
erfahren Sie im heutigen Thema des Tages.


Bilder von vollgelaufenen Kellern, überfluteten Straßen und
Unterführungen prägten die Medien in den vergangenen Tagen. Schuld
daran waren schwere Gewitter, die sich gar nicht oder nur sehr
langsam von Ort und Stelle bewegten. Teils mussten die Feuerwehren in
einem Ort Keller auspumpen, weil sich beispielsweise kleine Bäche in
reißende Ströme verwandelten, während man es im Nachbarort zwar
donnern hörte, aber es kaum regnete. Verantwortlich hierfür waren die
Tiefdruckgebiete "Peter" und "Olger". Sie führten warme und sehr
feuchte Luftmassen nach Deutschland. In der kräftigen Junisonne
konnten dann vor allem tagsüber rasch Quellwolken in die Höhe
schießen, die sich schnell zu ausgewachsenen Gewittern formierten.
Dadurch, dass in der Höhe kaum Wind herrschte (teils unter 20 km/h),
verlagerten sich diese Gewitter nur sehr langsam und brachten lokal
hohe Niederschlagssummen.

Am 5.6.2021 fielen beispielsweise in Wertingen in Bayern 138 l/qm,
davon 71 l/qm innerhalb von nur einer Stunde. Wenn man bedenkt, dass
in etwa 100 l/qm der mittlere Monatsniederschlag im ganzen Juni für
diese Gegend ist, dann wird einem sehr schnell klar, wie stark die
Regenfälle in kurzer Zeit tatsächlich gewesen sind. Auch in Dillingen
an der Donau, ebenfalls in Bayern, regnete es am selben Tag heftig.
Hier prasselten rund 100 l/qm vom Himmel. In etwa die Hälfte fiel
davon innerhalb von zwei Stunden. In Niederstetten
(Baden-Württemberg), Waltershausen (Thüringen) und Bautzen (Sachsen)
trat vor allem zur Wochenmitte heftiger Starkregen auf. Dort kamen in
kurzer Zeit zwischen 40 und 50 l/qm zusammen.

Dies waren exemplarisch nur wenige Orte, an denen tatsächlich auch
offiziell anerkannte Messstellen des Deutschen Wetterdienstes stehen.
Lokal kann durchaus auch noch mehr Niederschlag gefallen sein. Selten
halten sich nämlich die Niederschläge genau an die Messstandorte. Um
eine Abschätzung in der Fläche tätigen zu können, gibt es jedoch ein
Radarprodukt, mit dem man aus Radarmessungen, die an Messstationen
angeeicht sind, Niederschlagssummen berechnen kann. In der Grafik
(siehe auch: https://bit.ly/3xlFAp5) sind dabei die
Niederschlagssummen vom 04.06., 06 UTC bis 11.06., 06 UTC
dargestellt. Besonders im Süden und Teilen der östlichen Mitte sind
einige Hotspots auszumachen. Rein aus dem Radarprodukt fielen hierbei
bis zu 170 l/qm innerhalb einer Woche. Das Muster, das einem
Streuselkuchen ähnelt, zeigt aber auch teilweise die Kleinräumigkeit
der Schauer und Gewitter auf. Besonders deutlich wird dies im
Nordosten Baden-Württembergs oder an der Grenze zwischen Hessen und
Thüringen (jeweils in der Grafik rot eingekreist), wo es innerhalb
von 30 km Unterschiede von 90 l/qm gibt. Im Nordosten des Landes und
in einigen Gebieten im Westen gab es kaum Niederschläge in den
vergangenen Tagen. Dort herrscht also eine größere Trockenheit. Wer
sich ein Bild über die aktuelle Bodenfeuchte machen will, der wird
unter: https://bit.ly/3iDOmuS fündig. In den kommenden Tagen bleibt
es landesweit trocken und es wird zunehmend heiß. Im Süden können die
Pflanzen dabei noch von den gefallenen Niederschlägen profitieren,
während sie besonders im Nordosten unter zunehmendem Trockenstress
leiden werden.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.06.2021

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