Thema des Tages
07-06-2021 08:20
UN-Welttag der Meere
Sie sind Kohlenstoffspeicher, riesige Wärmetanks und gigantische
Sauerstoffproduzenten in einem: Ozeane. Der morgige World Ocean Day
soll auf ihre Bedeutung und ihre Bedrohung aufmerksam machen.
Meer ist für viele ein Sehnsuchtsort: Taucher sind von der
faszinierenden Unterwasserwelt begeistert, Segler von der unendlichen
Weite, Angler freuen sich über köstliche Mahlzeiten (sofern die
Fische denn anbeißen) und viele andere genießen einfach ein
erfrischendes Bad, Salzwasser auf der Haut oder lauschen dem
Meeresrauschen. Im Alltag ist einem die gigantische Bedeutung der
Ozeane oft gar nicht bewusst, manchmal allerdings, kann man sie
erahnen - wenn man zum Beispiel mitten auf hoher See ist und sich
plötzlich ganz klein fühlt oder ein Blick auf den Globus sehr viel
blaue Fläche zeigt, denn mehr als zwei Drittel unseres Planeten sind
von Ozeanen bedeckt. Was nicht sichtbar ist, ist der Sauerstoff, den
die Meere produzieren: Mikroalgen, das sogenannte Phytoplankton,
setzen über Fotosynthese mindestens die Hälfte des in unserer
Atmosphäre befindlichen Sauerstoffs frei. Neben der biologischen und
der "persönlichen" Bedeutung ist auch die wirtschaftliche nicht zu
vernachlässigen, denn bis 2030 werden nach Angaben der UN
schätzungsweise rund 40 Millionen Menschen in "meeresbasierten
Industrien" beschäftigt sein.
Gründe, die Ozeane zu schützen, gibt es also genug; zumal
Versauerung, Überfischung, enorme Plastikmengen und steigende
Meeresspiegel teils massive Bedrohungen darstellen (wobei letzteres
wohl eher für uns Menschen). Um auf die Probleme und den Wert der
Ozeane hinzuweisen, haben die Vereinten Nationen einen "World Ocean
Day" (Welttag des Meeres) ins Leben gerufen, der seit 2009 jährlich
am 8. Juni begangen wird.
Der diesjährige World Ocean Day steht unter dem Thema "Life and
Livelihoods" (Leben und Lebensgrundlagen). Ein Grund, warum das Leben
unter Wasser bedroht ist, liegt in der oben genannten Versauerung,
die auch in Wechselwirkung mit atmosphärischen Vorgängen steht: Denn
Meer und Klima beeinflussen sich unter anderem durch die Aufnahme von
Gasen. Wie ein riesiger Schwamm kann ein Ozean Stoffe wie
Kohlendioxid (CO2) aus der Luft "aufsaugen" und speichern. Forscher
der Columbia University berechneten, dass seit Beginn der
Industrialisierung die Weltmeere rund 140 Milliarden Tonnen
Kohlendioxid aufnahmen. Durch die Aufnahme von CO2 aus der Luft sinkt
der pH-Wert des Meerwassers und die Ozeane werden immer saurer. Was
Säure bewirkt, zeigt sich beim Hausputz: Säuren sind Kalklöser und so
lassen sich zum Beispiel Wasserkocher hervorragend mit Essigsäure
entkalken. Die im Haushalt unliebsamen Kalkablagerungen sind für die
Weltmeere bzw. deren "Bewohner" jedoch lebensnotwendig. Unter der
Meeresoberfläche ist Kalk ein unverzichtbares Baumaterial für
Muscheln, Schnecken, Korallen oder Plankton. Wenn die weltweite
Durchschnittstemperatur um 1,5 Grad Celsius im Vergleich zur
vorindustriellen Zeit steigt, werden nach dem jüngsten Bericht des
Weltbiodiversitätsrates 70 bis 90 Prozent aller Korallen auf der Erde
absterben (aktuell sind bereits 50 Prozent der Korallenriffe
zerstört). Bei zwei Grad Celsius Erwärmung sind es 99 Prozent.
Es sind also nicht nur die Taucher, die sich um eine schwindende
Unterwasserwelt sorgen oder Angler, bei denen wegen leergefischter
Bestände nichts mehr anbeißt. Irgendwie sind wir alle direkt oder
indirekt vom Zustand der Meere betroffen. Denn im Gegensatz zum
Wasserkocher, den man im schlimmsten Fall neu kaufen kann, haben wir
diese Möglichkeit bei den Weltmeeren nicht.
Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.06.2021
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