DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
01-06-2021 09:02
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 01.06.2021 um 10.30 UTC
Gebietsweise gewittrig und dabei schwülwarm. Lediglich im Nordosten nur geringe
Gewittergefahr.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 08.06.2021
Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums ab Freitag steht einem
umfangreichen Hochdruckgebiet über Russland und Fennoskandien ein Langwellentrog
über Nordwesteuropa gegenüber. Dabei beginnt der Langwellentrog seine
Wellenlänge deutlich zu verkürzen, um schließlich über der Iberischen Halbinsel
ein eigenständiges Drehzentrum auszubilden. Von Atlantik kann sich nachfolgend
ein markanter Rücken kurzer Wellenlänge ostwärts aufbäumen und am Boden ein Hoch
über dem Ostatlantik bis hin zum Ärmelkanal ausbilden. Gleichzeitig verlagert
sich die Achse des Rückens ausgehend vom zentralen Mittelmeerraum ostwärts und
erstreckt sich von Norditalien über Ostdeutschland bis nach Dänemark. Dabei
steht dieser weiter mit hohem Luftdruck über Osteuropa in Verbindung, der über
der Ostsee einen Schwerpunkt aufweist. Zwischen den beiden Hochdruckgebieten
bleibt eine Tiefdruckrinne, die sich von den Niederlanden bis nach
Süddeutschland erstreckt, erhalten. In der warmen (9 bis 13 Grad auf 850 hPa),
teils labil geschichteten Troposphäre kommt es tagsüber zu konvektiven
Umlagerungen.
Am Samstag kommt es zu keiner signifikanten Änderung an der Geopotential- und
Luftdruckverteilung. Der Rücken verschiebt sich weiter gen Osten, sodass dessen
Achse nun schon von Mittelitalien bis zum Baltikum verläuft, wobei sich über
Nordfrankreich bis in die Nordsee ausgreifend, ein weiterer schwacher Rücken
aufbäumt. Gleichzeitig wirbelt das Cut-Off-Tief im Umfeld der Pyrenäen umher. Im
Bodenfeld bleibt Deutschland im Bereich der Tiefdruckrinne. Allenfalls im
Nordwesten kann sich langsam der Hochkeil vom Atlantik bemerkbar machen und für
Wetterberuhigung sorgen. Ansonsten heizen dynamische und diabatische Prozesse
erneut die Konvektion an. Lediglich der äußerste Nordosten verbleiben im
Einflussbereich eines Bodenhochs über der Ostsee in einer deutlich stabileren
und trockneren Luftmasse.
Am Sonntag und Montag baut sich durch Druckanstieg über dem Süden Skandinaviens
und der Ostsee ein neues Hochdruckgebiet auf. Dadurch wird die bis dato aktive
feuchtwarme Luftmasse etwas nach Süden abgedrängt. Daher beschränken sich die
konvektiven Umlagerungen auf den Süden und die Mitte Deutschlands.
Am Dienstag verlagert sich das Hochdruckgebiet unter Verstärkung in den Norden
Skandinaviens, gleichzeitig weitet sich ein Langwellentrog über Russland
Richtung Osteuropa bzw. Polen hin aus. Ein schwacher Randtrog beeinflusst dabei
die Osthälfte Deutschlands. Jedoch ist zuvor die feuchtlabil geschichtete
Warmluft nach Südwesten abgedrängt worden, so dass in der osthälfte nur noch
einzelne Schauer zu erwarten sind. Stärke Konvektion in Form von starken
Schauern und Gewitter ist lediglich noch in der Südwesthälfte angesagt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum setzt sich von Norden her
erneut Hochdruckeinfluss mit etwas trockneren Luft durch, im Süden bleibt die
feuchtlabile Warmluft wetterbestimmend.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Auch heute zeigt der neue IFS Lauf von 00 UTC eine hohe Konsistenz mit den
vorangegangenen Läufen bezüglich der großräumigen Potential- und
Luftdruckverteilung auf. Deutschland kommt zunehmend auf die Vorderseite eines
Langwellentroges über Nordwesteuropa. Eine damit korrelierende Tiefdruckrinne
erfasst die Westhälfte Deutschlands. Dabei wird eine feuchtwarme Luftmasse
herangeführt. Damit sorgen zunächst im Westen dynamische und diabatische
Hebungsprozesse schon für ausreichend Konvektion. Am Samstag und Sonntag wird
dann vorübergehend auch die Osthälfte teils von der feuchtwarmen Luftmasse
erfasst, lediglich der äußerste Nordosten dürfte von konvektiven Prozessen kaum
betroffen sein, so dass es dort weitgehend trocken bleiben sollte. Ab Montag
kommender Woche setzt sich von Norden her wahrscheinlich wieder
Hochdruckeinfluss durch. Niederschläge beschränken sich dann weitestgehend auf
den Süden Deutschlands.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Am Freitag die gängigen globalen Modelle wie ICON, GFS, UKMO und GEM bei
Geopotential und Luftdruckverteilung nahezu ähnliche Ergebnisse. Dabei kommt
Deutschland von Westen her in den Einflussbereich einer Tiefdruckrinne, die sich
auf der Vorderseite eines langsam nach Süden Richtung Iberische Halbinsel
abtropfenden Langwellentroges befindet. Diese Tiefdruckrinne hat je nach Modelle
nur eine geringe Verlagerungsgeschwindigkeit Richtung Osten.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen über verschiedene Städte über Deutschland verteilt, zeigen bis
einschließlich Freitag bei einem relativen geringen Spread eine hohe
Vorhersagegüte bei der Temperatur in 850 hPa. Erst ab Samstag nehmen die
Abweichungen innerhalb des ENS-Raumes deutlich zu. In der Tendenz zeigt die
Mehrzahl der Member bis Samstag einen stetigen Temperaturanstieg und ab Sonntag
einen Temperaturrückgang. Der Haupt- und Kontrolllauf befinden sich dabei vor
allem im Westen und Süden im oberen Bereich des ENS, im Osten und Norden meist
mittig im Drängungsbereich. Beim Geopotential spreizt sich der ENS-Raum schon ab
Freitag auf, wobei die Mehrzahl der ENS-Läufe zusammen mit Haupt- und
Kontrolllauf ein höheres Geopotential bevorzugt. Die größten Unsicherheiten gibt
es beim Niederschlag. Aufgrund der zunehmend konvektiven Wetterlage ist eine
räumliche Einordnung nur schwierig möglich, was sich schließlich auch im
ENS-Raum abbildet.
Die Clusteranalyse ist sich im ersten Zeitraum von +72 bis +96h zumindest beim
Schema einig und bilden alle ein Blocking ab. Um auch im Detail die Strukturen
der Geopotential- und Luftdruckfelder ausreichend zu beschreiben, werden jedoch
vier Lösungen vorgeschlagen. In dem mit Abstand stärksten Cluster 1 befinden
sich dann auch der Haupt- und der Kontrolllauf. Insgesamt weisen die ersten drei
Cluster für das Wetter in Mitteleuropa und somit auch hierzulande keine
nennenswerten Unterschiede auf. Diese Cluster resultieren überwiegend durch die
Unsicherheiten bei der Simulation der Tröge bzw. Höhentiefs auf den Flanken des
Blockings.
Im Zeitraum von +120 bis +168h werden sogar nur noch zwei Cluster benötigt, um
die Unsicherheiten im ENS-Raum abzubilden. Dabei bleiben beide Cluster beim
Blocking-Schema. Im Detail gibt es nun allerdings größere Abweichungen zwischen
beiden Lösungen. Während bei Cluster 2 ausgehend von Südwesteuropa ein breiter
Rücken bis in den Nordostatlantik aufbäumt und dabei bevorzugt im Bereich
Island-Norwegen-Britisch Inseln stark positive Anomalien aufweist, ist bei
Cluster 1 der Rücken über dem Atlantik und Westeuropa schon abgehobelt, sodass
sich dessen Achse nordostwärts bis nach Nordosteuropa erstreckt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
EFI zeigt bezüglich des vieljährigen Modellklimas keine nennenswerten Hinweise
auf überdurchschnittliche Wetterereignisse.
Die Modellwelt im Detail sieht dies allerdings etwas anders. Denn es steht ab
Mittwoch die erste signifikante Gewitterlage an. Dabei treten bevorzugt in der
Westhälfte, am Freitag abgesehen von den Regionen östlich der Elbe nahezu
landesweit starke, teils schwere Gewitter auf. Dabei muss bei PPW um 30 m, Cape
Werten um 500 j/kg mit Starkregen, örtlich auch heftigem Starkregen sowie Hagel
gerechnet werden. Der Wind spielt aufgrund fehlender Höhenwinde eine
untergeordnete Rolle, kann bei kräftigen Entwicklungen aber stürmische Böen oder
vereinzelt Sturmböen hervorbringen. Auch am Samstag und Sonntag sind regional
weiter starke bis schwere Gewitter mit entsprechenden Begleiterscheinungen zu
erwarten. Gebietsweise sind auch mehrstündig markante, teils auch heftige
Niederschlagsmengen möglich.
Die genaue räumliche Einordnung kann von den Modellen nur grob abgeschätzt
werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-MOS, det. IFS, MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer