DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

26-05-2021 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 26.05.2021 um 10.30 UTC



Anfangs vor allem im Südosten noch Schauer, ansonsten zunehmende Aufheiterungen,
teils aber auch noch längere Zeit wolkig und allmählicher Temperaturanstieg.
Dabei ab Sonntag kaum noch Wettergefahren.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 02.06.2021


Am Samstag schwenkt der Höhentrog eines Höhentiefs bei Kaliningrad von Nordrand
der Mittelgebirge nach Süddeutschland. Am Boden schiebt sich auf der Rückseite
des Troges ein Keil des Hochs über Großbritannien nach Norddeutschland. Dabei
dreht die Strömung auf nordöstliche Richtung und es bleibt noch die recht kühle
Luft mit 850-hPa-Temperaturen zwischen 6 Grad im Süden und 2 Grad im Nordosten
wetterbestimmend, wobei vor allem in der Mitte und im Süden noch Schauer
auftreten können.

Der Trog zieht am Sonntag nach Oberitalien und vor allem der Südosten liegt noch
an seinem zyklonalen Rand. Dem Nordwesten nähert sich ein Höhenrücken, der sich
nach Skandinavien ausdehnt, wobei die von den Azoren über Großbritannien und die
Nordsee bis nach Nordosteuropa reichende Hochdruckzone gestützt wird. Dabei kann
sich die Luft vor allem im Westen und Nordwesten erwärmen auf über 5 Grad in 850
hPa.

Am Montag spaltet sich aus dem Höhenkeil über Skandinavien ein Höhenhoch ab,
wobei weiter die Hochdruckzone über England und dem Ostseeraum gestützt wird. An
ihrem Südrand verlagert sich das o. e. Höhentief als Kaltlufttropfen von
Südpolen ins Grenzgebiet Tschechien/Österreich. Deutschland liegt somit in
seinem zyklonalen Randbereich, wobei die Luft sich allerdings langsam weiter
erwärmen kann.

Das Höhentief verlagert sich am Dienstag weiter zur Adria und anfangs liegt der
Südosten Deutschlands noch in seinem zyklonalen Randbereich. Zum Tagesende
schließt sich die Potentialbrücke zwischen dem Hoch über Nordosteuropa und dem
über Südwesteuropa bei uns und auch die Bodenhochdruckbrücke verläuft weiter
über dem nördlichen Mitteleuropa.

Am Mittwoch greift von Nordwesten die schwache Kaltfront des neuen Tiefs
zwischen Schottland und Island auf Deutschland über. Anschließend schiebt sich
aber im Tagesverlauf von Westen erneut der Azorenhochkeil nach Mitteleuropa vor.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue Modelllauf des IFS sieht vom Höhenfeld zyklonaler aus als die beiden
Modell-Runs von gestern.
Während am Samstag im gestrigen 00-UTC-Lauf noch der flache Randtrog des über
Ungarn langsam südostwärts ziehenden Höhentiefs noch leicht den Osten und
Südosten Deutschlands tangiert, so ist die Höhentieflage im aktuellen Lauf
deutlich nördlicher (Nordpolen) und der Trog über uns scharf ausgeprägt, wobei
er vom Nordrand der Mittelgebirge nach Süddeutschland schwenkt. Am Boden schiebt
sich der Keil des Hochs über Großbritannien nach Deutschland vor und somit sind
die Differenzen im Bodenfeld nur gering. Insgesamt ist es aber mit dem Trog im
Westen und Norden labiler mit örtlichen Schauern auch dort.
Am Sonntag sollte im alten Lauf ein breiter atlantischer Höhenkeil den Westen
erreichen. Im neuen Run erreicht er lediglich die Nordsee. Entsprechend ist die
Höhenströmung im Südosten noch teils zyklonal mit stärkerer Schaueraktivität.
Am Montag spaltet sich in der Version von heute ein Höhenhoch über Skandinavien
ab und entsprechend nähert sich das Höhentief in Form eines Kaltlufttropfens von
Polen an und erreicht Tschechien. Damit ist die Höhenströmung im Randbereich des
Tiefs überall zyklonal und entsprechend werden im Mittelgebirgsraum, im Norden
und im Südosten einzelne Schauer simuliert, während es in der Version von
gestern 00 UTC deutlich antizyklonaler und meist trocken ist.
Am Dienstag verlagert sich das Höhentief im aktuellen Lauf zur nördlichen Adria
und sein Trog überdeckt noch die Südosthälfte Deutschlands mit entsprechender
Schauertätigkeit. Im alten Lauf ist es dagegen im Bereich des Höhenrückens
weitgehend trocken.
Am Mittwoch zieht das Höhentief südostwärts ab und die Modellruns gleichen sich
an, da sich von Nordwesten allgemein ein neues Atlantiktief annähert.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bei ICON wird das Höhentief am Montag etwas weiter im Südosten simuliert über
Ungarn und hat abgesehen von Wolkenfeldern im Südosten kaum Einfluss auf unser
Wetter. Am Dienstag zieht es nach Bulgarien ab. Der Hochdruckeinfluss ist bei
ICON bereits ab Sonntag stärker als bei IFS, es spaltet sich ebenfalls ein
Höhenhoch ab, das aber über Südskandinavien zu finden ist und somit näher an
Deutschland liegt.
Ähnlich ist es bei GFS, beim kanadischen Modell und beim englischen Modell.
Lediglich JMA zeigt eine im Süden leicht zyklonale Version, bei der der
Höhentrog am Montag nach Frankreich abtropft. Damit sind im Süden bis
einschließlich Dienstag Schauer möglich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse zeigt heute bis zum 7. Tag 5 Cluster, wobei Kontrolllauf und
Hauptlauf in den ersten Cluster fallen mit insgesamt 15 Modell-Runs. Die
weiteren Cluster sind dann aber abgesehen vom letzten Cluster deutlich
antizyklonaler. Insofern ist die leicht zyklonale Variante des Hauptlaufes nicht
sehr wahrscheinlich sondern eher die antizyklonale wie z. B. in der ICON-Lösung.

In der Rauchfahne von Offenbach erkennt man von Samstag bis Mittwoch einen
stetigen Temperaturanstieg in 850 hPa auf Werte zwischen 6 und 9 Grad. Der
langsame Temperaturanstieg ist daher als sicher einzustufen. In der erweiterten
Mittelfrist geht die Temperatur bei 15 bis 20 Prozent der Modellläufe wieder
nach unten. Insofern ist dann eine Prognose schwierig.
Im Nordosten fällt der Temperaturanstieg schwächer aus.
So startet der Mittelfristzeitraum noch mit leicht unterdurchschnittlichen
Temperaturen. Ab Sonntag sind die Werte dann abgesehen vom Südosten, wo es noch
viele Wolken gibt, durchschnittlich und ab Montag/Dienstag etwas höher als die
mittleren Temperaturen. In der erweiterten Mittelfrist ist im Mittel noch nicht
mit einer Abkühlung zu rechnen sondern mit stagnierenden Temperaturen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Anfangs besteht im Südosten noch ein geringes Gewitterrisiko in der Nähe des
Troges/Höhentiefs. Anschließend ist die Gefahr markanter Wetterereignisse unter
überwiegendem Hochdruckeinfluss nur gering.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, oper. Modelle, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden