DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

22-05-2021 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 22.05.2021 um 10.30 UTC



Anfangs Troglage mit unbeständigen, kühlen und windigem Wetter. Am Wochenende
Wetterberuhigung und leicht ansteigende Temperaturen.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 29.05.2021


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Dienstag hat ein
Langwellentrog um ein Höhentief die Nordsee erreicht. Korrespondierend dazu
liegt auch ein Bodentief (NATHAN) über der Nordsee und dies bedeutet für uns
eine flotte westliche Strömung mit der labil geschichtete polare Meeresluft mit
Temperaturen von 0 bis 4 Grad in 850 hPa zu uns geführt wird. Die Folge ist,
dass wir es weiterhin mit wechselhaftem und kühlen Wetter mit Schauern und
Gewittern zu tun haben werden. Hinzu kommen ein recht flotter Westwind der
vornehmlich in Schauernähe auch mit steifen bis stürmischen Böen daher kommt.
Am Mittwoch schwenkt sowohl das Höhentief als auch das Bodentief in Richtung
Osten. Am Wettercharakter ändert das allerdings nicht viel, also weiterhin
Schauerwetter, teils auch kurze Gewitter, aber durch das abziehende Bodentief
mit nachlassendem Wind.
Am Donnerstag erreicht uns ein weiterer Kurzwellentrog von den Britischen Inseln
her. Das IFS simuliert dabei sogar ein Cut-Off über dem Osten Frankreichs. Das
daraus resultierende Höhentief wandert weiter Richtung Italien. Hinter dem
Randtrog hat sich allerdings ein Rücken aufgebaut, dessen Achse am Donnerstag
die Britischen Inseln erreicht. Dadurch verstärkt sich ein Hoch über Frankreich
und bis Tagesende weitet es sich in Richtung Deutschland aus. Dadurch kommt es
bei uns von Westen her zu leichter Wetterberuhigung.
Am Freitag wird der Rücken von Westen her erneuert und um Boden dominiert ein
Hoch über Frankreich und dem Süden und der Mitte Deutschlands. Im Norden kann es
noch etwas Regen, aufgrund der um den Hochkeil geführten WLA, geben. Dach Süden
zu wird zunehmend freundlicher. Obwohl noch kein signifikanter Luftmassenwechsel
stattgefunden hat, kann es im Süden tatsächlich mal wieder 20 Grad
Höchsttemperatur geben.
Am Samstag nähert sich ein Höhentief von Skandinavien und dehnt seinen Einfluss
bis in den Nordosten Deutschlands aus. Dadurch wird der Norden wieder etwas
antizyklonaler beeinflusst. Im Süden ist es dagegen weiterhin freundlich, teils
auch sonnig und die Luft erwärmt sich auf Werte im niedrigen 20er Bereich!

In der erweiterten Mittelfrist ab Sonntag wird das Wettergeschehen bei uns
wieder zunehmend zyklonal bestimmt, da das Höhentief von Skandinavien aus
vollends auf unser Gebiet übergreift und wieder für unbeständiges Wetter sorgt.

__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Schon am Mittwoch gibt es deutliche Diskrepanzen zwischen dem aktuellen Lauf und
den Vorläufen. Gemäß dem neuen Lauf weist nämlich die Tiefdruckrinne über
Südskandinavien eine Doppelstruktur (NATHAN) auf, wobei sich das östliche
Teiltief über dem südlichen Skandinavien explosionsartig entwickelt. Nach dessen
Abzug in Richtung Nordosten besteht im Prinzip eine recht gute Konsistenz
zwischen dem aktuellen Lauf und dem Vorlauf. Im Detail gibt es allerdings
Unterschiede. So ist z.B. der Cut-Off Prozess über Ostfrankreich vom neuen Lauf
des IFS nur dort zu sehen. Die Wetterberuhigung am Freitag und Samstag haben
dann wieder alle Läufe auf der Karte.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Ähnlich wie die IFS-Vorläufe simulieren auch die anderen globalen Modelle die
starke Bodentiefentwicklung am Mittwoch und Donnerstag über Skandinavien nicht.
Auch die Entwicklung des westeuropäischen Keils am Freitag und Samstag ist bei
den anderen Modellen deutlich schwächer ausgeprägt. Die Grundstruktur zum
Wochenende mit hohem Druck und Potential über dem Süden und einer Zone mit
niedrigem Potential etwa entlang des 60sten Breitengrades haben alle Modelle im
Programm.

__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalysen zeigen für Dienstag und Mittwoch insgesamt 5 Cluster, wobei
der aktuelle Lauf dem Cluster 1 zugeordnet wird. Die Cluster unterscheiden sich
bei uns kaum. Für den Zeitraum Donnerstag bis Samstag werden 3 Cluster
gerechnet, wobei sich der aktuelle Lauf wieder in Cluster 1 befindet. Die
Störung durch den skandinavischen Randtrog haben alle Lösungen im Programm,
deutlichere Unterschied gibt es vor allem bei der Konturierung des Keils, der
sich vom Atlantik nähert und am Freitag und Samstag für Wetterberuhigung sorgen
soll. Den Cut-Off zeigt nur Cluster 1, die anderen sind doch etwas
antizyklonaler geprägt und von daher sind Zweifel bzgl. der vom
deterministischen Hauptlauf avisierten Wetterberuhigung angebracht.

Die Rauchfahne für eine Station in der Mitte Deutschlands zeigt ab einem Minimum
am Dienstag eine langsame Erwärmung bis zum Freitag. Danach wird der Spread
allerdings deutlich größer und die Temperaturline des IFS Hauptlaufs befindet
sich im Bereich der wärmsten 10 bis 30% der Einzelläufe. Von daher ist es noch
unsicher, ob der erwähnte Trend zu einer leichten Erwärmung auch tatsächlich
eintritt.
Die kräftigsten Niederschläge hängen mit dem Durchgang eines Bodentroges am
Dienstag zusammen. Am Wochenende scheint die Anzahl der Einzellösung mit
Niederschlag abzunehmen.

Betrachtet man die 2m Temperatur, so ist es kaum überraschend, dass die
Temperaturen von Dienstag bis Montag, dem 31.05., unter dem Mittel des
Modellklimas liegen. Erst in der Folgewoche wird zumindest das Modellklimamittel
erreicht.

_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt am Dienstag für den gesamten Süden und die Mitte ein markantes
Windereignis. Dies wird auch von den Ensembles bestätigt. An beiden Tagen
befindet sich der EFI für Temperatur im Bereich -0,5 bis -0,75 und damit
natürlich zu kalt. Für Donnerstag und Freitag gibt es keine Signale EFI Signale
für markante Niederschlags- oder Windereignisse.

Gewitter:
Von Dienstag bis Donnerstag muss mit Gewittern gerechnet werden, wobei vor allem
am Dienstag und Mittwoch aufgrund der Dynamik auch markanten Entwicklungen
wahrscheinlich sind. Danach gibt es nur noch für den Norden eine geringe
Wahrscheinlichkeit für Gewitter und sonst setzt sich Wetterberuhigung durch.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, EZMW-IFS, EPS
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich