DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
12-05-2021 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 12.05.2021 um 10.30 UTC
Wechselhaft und weiterhin zu kühl für die Jahreszeit.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 19.05.2021
Zu Beginn der Mittelfrist am Samstag befindet sich ein umfangreicher Trog über
West- und Mitteleuropa und nahezu ganz Deutschlands liegt vorderseitig der
Trogachse. Darin begründete Hebungsantriebe sorgen im Tagesverlauf allgemein für
Schauer und Gewitter mit lokalem Starkregenpotenzial, da aufgrund relativer
schwacher Luftdruckgegensätze vor allem dort, wo die etwas feuchteren Luftmassen
liegen, nämlich in den nördlichen Landesteilen, nur langsame
Verlagerungsgeschwindigkeiten zu erwarten sind. Von Westen nähert sich im
Tagesverlauf das okkludierende Frontensystem eines Tiefdruckgebietes bei den
Britischen Inseln, daher nimmt die Niederschlagstätigkeit im Tagesverlauf von
Westen insgesamt zu und breitet sich dann als schauerartiger Regen auch in der
Nacht zum Sonntag ostwärts aus. Das Temperaturniveau liegt bei 1 bis 5 Grad in
850 hPa und ist für die Jahreszeit als eher kühl zu bezeichnen.
Am Sonntag zeigt der Trog leichte Abtroptendenzen bzw. streckt sich Richtung
Südosteuropa/Kleinasien. Damit verlagert sich die Trogachse nordostwärts, so
dass Schauer und ggf. Gewitter zunächst vor allem noch im Nordosten auftreten
dürften. Ein lokales Starkregenereignis kann dabei erneut nicht ausgeschlossen
werden, nimmt aber im Tagesverlauf mit Abzug der Schauertätigkeit nach Polen ab.
Von Westen her setzt eine neue Austrogung bei den Britischen Inseln an, am Boden
bildet sich ein Wellentief über der Biskaya, das sich im Tagesverlauf ostwärts
über Frankreich in Richtung Südwestdeutschland verlagert. Warmluftadvektion
sorgt zum Abend bzw. in der Nacht zum Montag von Südwesten her für aufkommende
Niederschläge, die sich dann bis in die mittleren Landesteile ausbreiten.
Am Montag greift der Trog unter Ausdehnung nach Süden und damit
Amplitudenvergrößerung von Westen mehr und mehr auf Mitteleuropa über.
Deutschland liegt auf der Vorderseite. Am Boden zieht das Wellentief Richtung
Polen und das Frontensystem überquert uns ostwärts. Allerdings kommt es südlich
der Alpen an der Trogspitze zu einer Leetiefbildung, wodurch die Verlagerung der
Front an den Alpen verzögert wird und es so im Alpenraum länger regnen kann. Der
Niederschlagsschwerpunkt dürfte sich auf der Alpensüdseite befinden, so dass
sich im deutschen Alpenraum ggf. bis ins Alpenvorland zwar andauernde
Niederschläge einstellen, markante Mengen aber derzeit nicht auf dem Programm
stehen. Das restliche Deutschland befindet sich nach wie vor im Bereich einer
flachen Tiefdruckzone, wo von der Höhe her kurzwellige Troganteile vor allem im
Westen und Nordwesten für Hebung sorgen und damit zu örtlichen Schauern und
gewittern führen können. Zwischen den 2 Gebieten mit potenziellen Niederschlägen
sorgt kompensierendes Absinken in den mittleren Landesteilen für eine geringe
Niederschlagsneigung.
Am Dienstag amplifiziert der Trog weiter und streckt sich bis ins zentrale
Mittelmeer, damit verlagert sich die Trogachse nur langsam ostwärts. Das Leetief
südlich der Alpen wird langsam aufgefüllt, allerdings sorgen die südliche
Anströmung/der Südanstau im Alpenraum zunächst noch für weitere Niederschläge.
Deutschland befindet sich allgemein unter Trogeinfluss, im Norden sorgt zum
Beispiel ein eingelagertes Höhentiefzentrum für Hebungsantrieb und zeitweilige,
schauerartige Niederschläge. Auch in den restlichen Landesteilen kann es
aufgrund kurzwelliger Troganteile gebietsweise Schauer geben. Erwähnt sei noch,
das mit 850 hPa-Temperaturen von etwa 0 bis 3 Grad nach wie vor ein unterkühltes
Temperaturniveau herrscht.
Am Mittwoch verlagert sich insgesamt die Trogachse allmählich gen Osten und über
Westeuropa kommt es zur Aufwölbung eines Höhenrückens. Allerdings muss für unser
Vorhersagegebiet die Wetterlage noch überwiegend als Trog Mitteleuropa
beschrieben werden, an dessen Rand kurzwellige Anteile weiterhin für
Hebungsprozesse und zeitweilige, meist schauerartige Niederschläge sorgen. Im
Tagesverlauf steigt aber der Druck von Westen und Südwesten langsam, der
Zwischenhocheinfluss sollte sich allmählich durchsetzen und damit die
Niederschlagsneigung zurückgehen. Auf der Rückseite des Troges stellt sich im
Tagesverlauf dann eine Nordwestströmung ein, in der noch ein wenig kühlere
Luftmassen herangeführt werden. Die Temperatur in 850 hPa sinkt demnach noch
etwas, im Westen und Nordwesten teils auf Werte leicht unter 0 Grad.
In der erweiterten Mittelfrist zeigt sich nach kurzem Zwischenhocheinfluss und
dementsprechender Wetterberuhigung eine neuerliche Austrogung westlich der
Britischen Inseln. Eine Fortsetzung der zyklonal geprägten Witterung mit
zeitweiligen Niederschlägen deutet sich an. Auf der Vorderseite des Troges kann
kurzzeitig auch wieder deutlich wärme Luft von Süden herangeführt werden,
nachhaltig scheint diese Erwärmung aber nicht zu sein.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der betrachteten IFS-Läufe ist bis einschließlich Sonntag gut und
zeigt einen wetterbestimmenden, breiten Trog über Mitteleuropa mit einer
korrespondierenden, allerdings recht flachen Tiefdruckzone am Boden. Zu Beginn
der kommenden Woche bleibt die Kernaussage einer Troglage über großen Teilen
Europas zwar erhalten, allerdings zeigen sich unterschiedliche Ausprägungen in
Amplitude und der allmählichen Verlagerung des Troges nach Osten. Hierbei zeigt
der aktuelle 00 UTC-Lauf mehr Ähnlichkeit mit dem gestrigen 00 UTC-Lauf als mit
dem Vorlauf von gestern 12 UTC, der am wenigsten Zyklonalität aufweist. Der
neueste Lauf zeigt hierbei den Trog am markantesten und eine etwas stärkere
Bodentiefentwicklung. Prinzipiell sind sich die Modellläufe aber einig im
Fortbestand der zyklonal geprägten Witterung mit zeitweiligen, aufgrund einer
Leetiefentwicklung südlich der Alpen im Alpenraum auch teils andauernden
Niederschlägen und einem Temperaturniveau, das für die Jahreszeit weiterhin zu
kühl ist.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Abgesehen von gewissen, eher kleineren Phasen- und Amplitudenunterschieden
zeigen sowohl GFS als auch ICON eine gute Übereinstimmung mit dem
00-UTC-IFS-Lauf bis einschließlich Montag. Nachfolgend werden die Abweichungen
größer, wobei sowohl ICON als auch GFS den Trog zunächst progressiver zeigen,
allerdings stellt sich das Trog-Keilmuster dann auch insgesamt deutlich flacher
dar als im aktuellen IFS-Lauf und damit schon mehr oder weniger zonal. Während
ICON auch zum Ende der Mittelfrist, also Mitte kommender Woche, bei einer
zonalen, zyklonalen Westlage bleibt, lässt GFS mit zeitlicher Verzögerung im
Vergleich zum IFS ebenfalls einen Rücken westlich der Britischen Inseln
aufwölben. Das Trog-Keil-Muster bleibt beim GFS im Vergleich zum IFS aber
weiterhin flacher. Temperaturtechnisch ist IFS nach dem Wochenende etwas kühler
aufgestellt als ICON und GFS.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Ein Blick auf die Clusteranalyse zeigt für den ersten Zeitraum vom Samstag (+72
bis +96 h) 4 Cluster. Grundlegend andere Entwicklungen stehen hier nicht auf dem
Programm, lediglich die Ausgestaltung des Troges variiert etwas im Ausmaß des
Abtropfens gen Südosteuropa: von Abtropftendenzen wie im deterministischen Lauf
(und Cluster 1 mit 20 Membern) bis hin zu einem veritablen Abtropfen in Cluster
4 mit 9 Membern. Viel Prognoserelevanz bzw. -unsicherheit scheint zumindest für
unser Vorhersagegebiet aber dadurch nicht gegeben zu sein, da Deutschland nach
allen Clustern im Bereich der Trogvorderseite (entweder des kompletten Troges
oder des Trogresiduums) liegt und damit relativ verbreitet Schauer und lokal
Gewitter auftreten können. Für den Folgezeitraum von Montag bis Mittwoch (+120
bis + 168 h) werden 3 Cluster (22, 15 und 14 Member, Hauptlauf in Cluster 3,
Kontrolllauf in Cluster 1) gezeigt mit Unterschieden in der Verlagerung des
Troges und der Rückseitigen Aufwölbung des Höhenrückens westlich der Britischen
Inseln. Auch hier stellt sich wieder die Frage nach der Prognoserelevanz für
unser Vorhersagegebiet: da sich Deutschland nach allen Lösungen im Trogbereich
mit Tendenz zur Trogvorserseite befindet, ergibt sich demnach ein zyklonal
geprägter Witterungsabschnitt mit zeitweiligen Niederschlägen und damit keine
neuen Erkenntnisse.
Die Betrachtung der Rauchfahnen ausgewählter Orte quer durch Deutschland
spiegelt mit einer Vielzahl an Niederschlagssignalen in jedem Fall die
unbeständige Witterung wieder. Hinsichtlich der Temperatur zeigt sich ein
erstaunlich geringer Spread vor allem nach Norden hin, bei dem die Temperatur in
850 hPa auf einem relativ geringen Niveau um 3 Grad (+/- 3 Grad) verbleibt. Im
Süden ist der Spread etwas größer, aber auch hier sind es nur wenige, nach
Norden nur ganz vereinzelte Ausreißer nach oben. In Bezug auf das Geopotenzial
in 500 hPa zeigt sich im Norden eine gute Bündelung bis Mitte kommender Woche
auf relativ niedrigem Niveau und nur einzelne Member mit einem deutlichen
Geopotenzialanstieg. In den südlichen Landesteilen sind wir etwas näher am
höheren Geopotenzial, das zeigt sich auch in einem größeren Spread bereits ab
Beginn der Mittelfrist durch einige Member mit zumindest zeitweiligem
Geopotenzialanstieg.
Fazit:
Auch wenn Unsicherheiten im Detail vorhanden sind, bestehen wenig Zweifel daran,
dass wir es über den gesamten Mittelfristzeitraum mit einer zyklonal geprägten,
unbeständigen Witterung auf einem für die Jahreszeit zu kühlen Temperaturniveau
zu tun haben.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Insgesamt wenig markante Wettererscheinungen, so dass auch im EFI keine
relevanten Signale zu finden sind.
REGEN:
Bei Schauern/Gewitter lokaler Starkregen nicht ausgeschlossen.
Im Zusammenhang mit der Leetiefentwicklung südlich der Alpen im Laufe des
Montags und am Dienstag im Alpenraum und ggf. im Alpenvorland andauernde
Niederschläge, nach aktuellem Stand der Prognosen aber keine markanten Mengen.
WIND:
Im Südwesten teils auffrischender Wind, abseits von einzelnen Hochlagen aber
voraussichtlich ohne markante Böen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger