DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

07-05-2021 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 07.05.2021 um 10.30 UTC



Nach kurzem Wärmemaximum zum Wochenbeginn Kaltfrontdurchgang mit Gewitter und
teils auch nachfolgend Starkregen. In der zweiten Wochenhälfte wieder ruhiger.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 14.05.2021


Angesichts aktueller Schneefallmeldungen in einzelnen Regionen Deutschlands
fällt es nicht ganz leicht, sich in die Ausgangslage der heutigen Mittelfrist
hineinzuversetzen. Tauschen wir also mal kurz die Winterjacke gegen die kurze
Hose aus, stellen wir uns einen teils sonnigen, teils cirrenüberzogenen Himmel
vor und frühsommerliche 14 Grad in 850 hPa im Osten des Landes sowie 8 Grad im
Westen. Diese Situation kommt am kommenden Montag durch eine Südlage zwischen
einem zur Iberischen Halbinsel ausgreifenden Trog und einem Rücken über dem
östlichen Mitteleuropa zu Stande. Das hat an den Alpen auch Föhn zur Folge. Die
Kaltfront eines Tiefs bei Irland steht aber schon am Morgen ante portas und
überquert im Laufe des Tages schon das halbe Land ostwärts mit schauerartigem
Regen und Gewittern, die durchaus auch stark ausfallen können. Der bodennahe
Wind dreht dabei von Süd auf West und frischt kräftig auf. In der Nacht zum
Dienstag kommt die Front kaum noch voran, schleift schräg über Deutschland, so
dass auch an den Alpen der Föhn noch anhält.
Am Dienstag schwenkt der Trog vor allem in seinem Südteil ostwärts, was bei uns
für Hebung sorgt, so dass aus dem Föhnknie ein richtiges Tief wird, das im
Tagesverlauf über Deutschland hinweg nordwärts gesteuert wird. Die Front wird
dabei zunächst wieder etwas nach Westen hin rückläufig und aufgrund PVA und
einer sich einstellenden Gegenstromlage (unten Nordost bis Nordwest, oben Süd)
kommt es an der Westflanke der Front, also vor allem vom Westen über die Mitte
nach Norden und Nordosten ausgreifend zu kräftigen (vielleicht auch
schauerartigen) Regenfällen. In der Warmluft kann es weiterhin Gewitter geben.
Weitgehend trocken bleibt es nur ganz im Südosten. In der Nacht zum Mittwoch
zieht das Tief zum Kattegat ab und die Front überquert mit etwas nachlassender
Niederschlagsintensität das ganze Land, zuletzt erreicht sie die Oder. Überall
dreht der Wind auf West.
Am Mittwoch liegt der Trog weiterhin westlich unseres Landes, weist aber eine
Ausbuchtung über die Alpen zum Balkan aus, so dass wir vor allem im Südosten
sogar eine südöstliche Höhenströmung bekommen. Im Westen des Landes stellt sich
Wetterberuhigung mit nur noch einzelnen Schauern ein, wobei es bei etwa 4 Grad
in 850 hPa wieder etwas kühler wird, wenngleich aber immer noch deutlich wärmer
bleibt als das, was wir gewohnt sind. Östlich unseres Landes wird an der
abgezogenen Kaltfront ein neues Wellentief nordwärts gesteuert, so dass wieder
Regenfälle auf den Osten des Landes übergreifen.
Am Donnerstag ändert sich die Lage im Osten kaum, dort fällt immer noch
gebietsweise Regen, im Westen wird die Luftmasse etwas labilisiert, so dass es
dort wieder zu mehr Schauern kommt.
Am Freitag trennt sich von dem Trog westlich unseres Landes ein riesiger
Höhentiefkomplex ab, der mehrere Drehzentren westlich unseres Landes aufweist,
aber auch über ein Gebiet recht niedrigen Potentials über unser Land hinweg mit
weiteren Drehzentren im Osten verbunden ist. Bodennah steigt der Druck im Westen
etwas, es dominiert ein flaches und mehrkerniges Tief rund um den Ostseeraum.
Das hat schwachen Westwind zur Folge, weiterhin ist es leicht labil und damit
leicht unbeständig, bei um 5 Grad in 850 hPa stellt sich aber einigermaßen
ordentliches Frühlingswetter ein.
Am kommenden Wochenende soll sich dann das Höhentief von seinem Ostteil trennen
und später wieder Fahrt in Richtung unser Land aufnehmen. Dies lässt aufgrund
südlicher Strömung zunächst die Temperatur deutlich steigen, dann den Druck
fallen (es könnte sogar stürmisch aus Ost werden) und spätestens in der Nacht
zum Montag stehen dann wieder Gewitter und Starkregenfälle an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis zum kommenden Mittwoch ist der aktuelle Lauf des IFS weitgehend konsistent
mit den gestrigen beiden. Im Anschluss zeigte der gestrige 00-UTC-Lauf schon
wieder etwas höheres Potential über Deutschland und recht schnell wieder
zurückkommende wärmere Luft in die Osthälfte des Landes, während es im Westen
noch kühler blieb. Der gestrige 12-UTC-Lauf entwickelte sich dann schon in
Richtung des heutigen 00-UTC-Laufs, allerdings mit einem näher bei uns liegenden
Trog und viel schnellerer Entwicklung, so dass schon in der Nacht zum Sonntag
wieder eine Kaltfront in den Westen des Landes eingebrochen wäre.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


IFS, GFS und auch die Kanadier zeigen bis zum kommenden Freitag insgesamt eine
sehr ähnliche Entwicklung. ICON sieht insbesondere ab Mittwoch bezüglich des
Höhenfeldes und auch der Verteilung der Feuchte etwas anders aus. Dann könnte
eher der Westen Deutschlands als der Osten mal von etwas mehr von Regen
betroffen sein.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum von Mittwoch, 00 UTC bis Freitag, 00 UTC verteilt sich das IFS-EPS
auf drei Cluster, wobei sich die ersten beiden recht wenig unterscheiden. C1 (21
Mitglieder, Kontrolllauf, Hauptlauf) zeigt am Freitag das dominante Höhentief
über dem Westen Frankreichs und nur ein schwaches über Osteuropa. C2 (20
Mitglieder) zeigt zwei in etwa gleich starke Höhentiefs. C3 (10 Mitglieder)
positioniert den westlichen Trog noch weiter westlich, so dass Deutschland in
einer südwestlichen Höhenströmung liegt. Das östliche Höhentief ist in einen
nördlichen und südlichen Teil gespalten und liegt weitab.

Bei den Rauchfahnen zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen dem Norden und
dem Süden Deutschlands. Über Hamburg fällt die 850-hPa-Temperatur von 12 Grad am
Montag auf etwa 4 Grad und steigt danach bei zunehmender Unsicherheit wieder
langsam an. Das Geopotential geht nur noch leicht zurück und steigt zum nächsten
Wochenende wieder etwas an, ebenso bei deutlicher Unsicherheit. Es sind an allen
Tagen Niederschlagssignale zu finden. Über Augsburg sinkt in 850 hPa die
Temperatur von 15 Grad auf 5 Grad, zum nächsten Wochenende zeichnet sich wieder
eine leicht ansteigende Tendenz ab, aber bei extremer Unsicherheit. Das
Potential geht bei der Mehrheit der Läufe in der Wochenmitte deutlich zurück,
einzelne Läufe bleiben aber auch recht hoch. Es gibt immer wieder Regensignale
mit einem Maximum am Dienstag/Mittwoch.
Sehr ähnlich präsentieren sich die Rauchfahnen des GFS.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt mit Passage der Kaltfront Anfang der Woche durchaus Windsignale
und am Dienstag auch ein Starkregensignal in der östlichen Mitte.
Von Sonntagabend bis Dienstagabend muss von West nach Ost mit starken Gewittern
gerechnet werden, durchaus lokal auch mit unwetterartigen Entwicklungen
bezüglich aller in Frage kommender Parameter. Auch danach sind regionale
Starkregenentwicklungen (über 20 l/qm) durchaus denkbar, vor allem in der
Osthälfte. Die Ensembles zeigen dies aber aktuell noch sehr zurückhaltend.
Insgesamt beruhigt sich das Wetter in der zweiten Wochenhälfte schon allein
aufgrund der nur noch mäßig warmen Luftmasse und nur noch schwacher Dynamik
wieder. Starker Wind mit stürmischen Böen wird bei Cosmo-LEPS mit Passage der
Kaltfront am Montag im Nordwesten simuliert, sonst eher nur punktuell im Bereich
der Kaltfront und wohl meist im Zusammenhang mit Gewittern. Signale für den Föhn
gibt die Modellauflösung des Cosmo-LEPS über Deutschland nicht her.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann