DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

01-05-2021 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 01.05.2021 um 10.30 UTC



Wechselhaft mit wiederholten Regenfällen, zeitweise stürmisch. Weiterhin sehr
kühl.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 08.05.2021


Am kommenden Dienstag, dem Beginn der Mittelfrist, gelangt Deutschland zunehmend
in den Einflussbereich eines Höhentroges, der sich von Großbritannien und der
Nordsee kommend ost-/südostwärts Richtung Mitteleuropa ausweitet. Dieser
Höhentrog kann sich immer wieder regenerieren, sodass er seine Position kaum
verändert und im Grunde über den gesamten Vorhersagezeitraum für unser Wetter
wetterbestimmend bleibt.

Im Bodendruckfeld korrespondiert dieser vorstoßende Höhentrog mit einem
Sturmtief, das am Dienstag von Großbritannien über die Nordsee hinweg ostwärts
zieht und am Abend mit seinem Kern und einem Kerndruck unter 985 hPa vor der
Küste Jütlands liegt. Es sorgt in weiten Teilen Deutschlands für einen windigen
bzw. stürmischen Tag. Das teilokkludierte Frontensystem greift bereits in den
Frühstunden von Nordwesten auf Deutschland über und hat uns bis Mittwochfrüh
weitgehend überquert. Postfrontal gelangt erneut ein Schwall subpolarer
Meeresluft zu uns, die ähnlich temperiert ist, wie die Luftmassen an den
Vortagen. Somit ändert sich an dem für diese Jahreszeit sehr kühlen
Temperaturniveau wenig. Rückseitig der Front gibt es am Mittwoch im Trogbereich
vor allem über dem Norden und der Mitte Schauer. Der Druckgradient fächert
deutlich auf, sodass der Wind abseits von Schauern wieder nachlässt.

Am Donnerstag schwenkt ausgehend von dem Haupttrog ein Randtrog über den Norden
Frankreichs hinweg Richtung Deutschland. Damit verbunden ist auf ähnlicher
Zugbahn ein Randtief, das am Donnerstagnachmittag (im neuesten Lauf deutlich
schneller) von Westen auf Deutschland übergreift. Es soll sich über die
mittleren Landesteile unter etwa gleichbleibender Intensität hinweg verlagern
und in der Nacht zum Freitag bereits ostwärts Richtung Polen abziehen. An der
Südflanke des Tiefs gelangt in den Süden vorübergehend etwas mildere Luft, bevor
sie mit der nachfolgenden Kaltfront wieder weitestgehend, wenn auch nicht
komplett verdrängt wird. Denn die Front gerät über dem äußersten Süden ins
Schleifen und wird schließlich am kommenden Wochenende wieder rückläufig. Nach
Durchschwenken des Randtroges im Laufe des Freitags gelangt Deutschland von
Westen unter einen Höhenrücken, der im Bodendruckfeld ein umfangreiches Hoch
über Mittel- und Südosteuropa stützt. Somit kommt es landesweit zu einer
Wetterberuhigung.

Mit Ostverlagerung des Hochs respektive des Höhenrückens dreht die Strömung am
Samstag auf südliche Richtung. Damit wird die im thermischen Feld weiterhin
erkennbare, aber wetterinaktive Luftmassengrenze rückläufig und es gelangt von
Südwesten deutlich mildere Luft zu uns. Sie erreicht am Sonntag auch den Norden
und Nordosten des Landes.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der zyklonal geprägte Witterungsabschnitt wird von den letzten Modellläufen des
EZMW konsistent vorhergesagt. Ab Donnerstag ergeben sich allerdings bezüglich
der Passage der Druckgebilde Phasenunterschiede bzw. einige räumliche
Unterschiede, was aber keine grundlegenden Änderungen der Wetterentwicklung zur
Folge hat. So soll beispielsweise das Randtief am Donnerstag auf Basis des
neuesten Laufs deutlich rascher über uns hinweg ziehen als in den gestrigen
Läufen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die großräumigen Strömungsverhältnisse werden von den betrachteten
Globalmodellen ähnlich prognostiziert. Auch bei dem Sturmtief am kommenden
Dienstag herrscht große Einigkeit bezüglich Zugbahn und Intensität. Erst
nachfolgend nehmen die Modellunterschiede zu. Dabei sticht vor allem das ICON
heraus, das hier und da bezüglich der Luftdruckverteilung etwas andere Ansichten
hat. Eine signifikant abweichende Wetterentwicklung ergibt sich daraus aber
nicht, sodass die Unterschiede im Detail an dieser Stelle nicht beschrieben
werden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen für diverse Städte in Deutschland sprechen eine recht eindeutige
Sprache. So verharrt die Temperatur in 850 hPa über den gesamten
Vorhersagezeitraum hinweg auf relativ niedrigem Niveau. Dabei ist der Spread
gering, sodass die beschriebene Entwicklung als sicher anzusehen ist. Erst am
kommenden Wochenende geht die Temperatur deutlich nach oben. Gleichzeitig nimmt
der Spread zu, die Mehrheit der Member unterstützt aber die Erwärmung.
Niederschlagssignale sind wiederholt vorhanden, wenngleich die Mengen für
Offenbach recht gering bleiben. In der Rauchfahne für Hamburg, insbesondere aber
für München fallen die Mengen voraussichtlich höher aus.

Die Clusterung zeigt für die Zeiträume von 72 bis 96 h und 120 bis 168 Stunden
jeweils drei Cluster. Für den zweiten Zeitraum von Donnerstag bis Samstag fällt
auf, dass der Höhenrücken am Samstag in Cluster 1 und 3 nicht so deutlich
ausgeprägt ist, wie oben beschrieben (det. Lauf in Cluster 2), sodass die
Erwärmung langsamer stattfindet. Das würde auch die Member erklären, die
abweichend von Haupt- und Kontrolllauf einen kälteren Verlauf zeigen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Dienstag frischt der Wind deutlich auf und kommt zunächst aus Südwest, später
aus West bis Nordwest. Dabei sind vor allem im Westen und Südwesten sowie in
Teilen der Mitte Sturmböen Bft 8 bis 9 wahrscheinlich. Im höheren Bergland
treten schwere Sturmböen Bft 10 auf, in exponierten Höhenlagen besteht zudem die
Gefahr von Orkanböen (Bft 11 bis 12).
Am Mittwoch gibt es anfangs noch gebietsweise stürmischen Wind (Bft 8) aus
westlicher Richtung. Im Tagesverlauf lässt der Wind insgesamt nach, in Schauern
muss aber vor allem in der Nordhälfte noch mit stürmischen Böen (Bft 8)
gerechnet werden. An den nachfolgenden Tagen bleibt es an den Küsten und im
Bergland zeitweise noch stürmisch.

Am Mittwoch sind im Nordwesten einzelne kurze Gewitter in Verbindung mit
stürmischen Böen Bft 8 gering wahrscheinlich.

Unsicher ist noch, ob im Südschwarzwald sowie im Allgäu am Mittwoch bzw. von
Donnerstag auf Freitag die Schwellen für markanten Dauerregen erreicht bzw.
überschritten werden. Signale gibt es vor allem vom deterministischen ICON und
GFS. EZMW zeigt keine Hinweise darauf. Auch die probabilistischen Modelle sind
eher zurückhaltend.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-EPS, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger