DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
06-04-2021 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 06.04.2021 um 10.30 UTC
Zunächst wechselhaft mit Niederschlägen an Luftmassengrenze über Deutschland. Ab
Wochenbeginn sehr unsicher.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 13.04.2021
Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Freitag liegt zunächst noch ein flacher
Höhenrücken über Deutschland und es herrscht leichter, aber abnehmender
Hochdruckeinfluss - die Achse des Rückens verlagert sich ostwärts und auch der
Schwerpunkt des Bodenhochs verlagert sich mehr und mehr nach Südosteuropa. Damit
verliert es an Wetterwirksamkeit für Deutschland und die Vorderseite des
nachfolgenden, mit Kaltluft angefüllten Troges über dem Nordmeer nähert sich.
Die Kaltfront des korrespondierenden Bodentiefs mit Zentrum über Skandinavien
erreicht im Tagesverlauf mit leichten Niederschlägen den Norden. Damit wird auch
wieder eine kühlere Luftmasse nach Norddeutschland geführt (abends erreicht die
-5 Grad-Isotherme den äußersten Norden). Insgesamt stellt sich auf der
Trogvorderseite aber eine südwestliche Strömung ein, in der in den Süden und
Südwesten im Tagesverlauf zunehmend mildere Luft (Temperaturen in 850 hPa bei 5
bis 7 Grad) einfließt. Eine Tiefdruckrinne streckt sich von Frankreich Richtung
Deutschland, darin eingebettet bildet sich über Deutschland eine
Luftmassengrenze aus, an der in der Nacht zum Samstag von Südwesten her
Niederschläge einsetzen.
Am Samstag verschärft der Trog über Skandinavien seine Kontur, streckt sich
Richtung Schottland/Irland und kommt dabei kaum ost-/südostwärts voran. Über
Deutschland lagert die sich noch etwas vertiefende Tiefdruckrinne mit der
eingebetteten Luftmassengrenze, an der es zeit- und gebietsweise regnet.
Allerdings kann die mildere Luft in der südwestlichen Strömung etwas Boden nach
Norden gut machen, die 0-Grad-Isotherme verlagert sich mehr nach Norden/nördlich
der Mittelgebirgsschwelle und im Laufe der Nacht zum Sonntag liegt sie dann über
dem äußersten Norden. Die Luftmassengrenze bzw. auch die Achse der
Tiefdruckrinne liegt mit leichten Niederschlägen eher über dem Norden
Deutschlands.
Am Sonntag kommt dann wieder etwas mehr Bewegung in die Atmosphäre. Der
westeuropäische Trog weiter sich bis zur Iberischen Halbinsel und kommt im
Tagesverlauf vor allem in seinem Südteil nach Osten voran. Damit steilt zum
einen die Strömung auf und die Zufuhr noch milderer Luft (850 hPa-Temperatur im
Südosten teils um 10 Grad) setzt ein, zum anderen liegt die Tiefdruckrinne über
Frankreich entwicklungsgünstig auf der Trogvorderseite, so dass sich ein Tief
entwickeln bzw. noch etwas vertiefen kann. Das Tief zieht dann vom zentralen
Frankreich nordostwärts Richtung Benelux/Westdeutschland. Damit kommen im
Tagesverlauf und in der Nacht zum Montag von Westen Niederschläge auf bzw. die
Niederschläge an der Luftmassengrenze, die noch über dem äußersten Nordwesten
liegt, intensivieren sich.
Am Montag zieht das angesprochene Bodentief weiter nord-/nordostwärts Richtung
Dänemark/Südskandinavien, das dazugehörende Frontensystem verlagert sich von
West nach Ost mit Niederschlägen über Deutschland hinweg. Die vorderseitig
eingeflossene milde Luft (zu Tagesbeginn noch um 8 Grad in 850 hPa in den
östlichen Landesteilen) wird im Tagesverlauf ostwärts abgedrängt, rückseitig
dreht die Strömung auf Nord bis Nordwest und es fließt eine wieder deutlich
kühlere Luftmasse ein, die im Westen dann 850 hPa Temperaturen um -6/-7 Grad zu
bieten hat. Die Trogachse liegt noch westlich von uns und insbesondere über der
Nordsee und im angrenzenden Küstenbereich folgt ein Bodentrog. Im Zusammenspiel
mit der Höhenkaltluft zwischen -30 und -35 Grad können sich dort vermehrt
Schauer bilden. Nach Südosten sorgt die auf Nord bis Nordwest drehende Strömung
für Staubedingungen an den Alpen, andauernde, zunehmend in Schnee übergehende
Niederschläge sind die Folge.
Am Dienstag überquert die Trogachse allmählich Deutschland und es wölbt sich ein
flacher Rücken samt korrespondierendem Bodenhoch mit Schwerpunkt über
Ostfrankreich/Südwestdeutschland auf. Zunächst dominiert aber vor allem in der
Nordwesthälfte noch die labile Luftmasse im Bereich der Trogachse und des
Bodentroges und führt zu einer regen Schauertätigkeit, die erst im späteren
Tagesverlauf nachlässt. Die Niederschläge im Südosten und vor allem an den Alpen
lassen ebenfalls im Tagesverlauf allmählich nach und klingen im Laufe der Nacht
zum Mittwoch dann vollends ab. Insgesamt beruhigt sich das Wettergeschehen also
im Tagesverlauf zunehmend, das Temperaturniveau bleibt in der eingeflossenen
Luftmasse mit 850 hPa-Temperaturen um, meist unter -5 Grad aber sehr gedämpft.
Für die erweiterte Mittelfrist deutet sich nach aktuellem Stand der Dinge eine
ruhige Wetterphase an, in der aber zunächst noch die zuvor eingeflossene, recht
kühle Luftmassen das Temperaturniveau bestimmt. Weitgehend wetterbestimmend
dürfte danach ein zunächst flacher Rücken samt korrespondierendem Bodenhoch
sein, der sich zum Ende der Woche hin auf der Vorderseite einer neuen Austrogung
westlich der Britischen Inseln weiter aufwölbt und dann mit einer
Südwestströmung allmählich wieder mildere Luftmassen heranführt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Läufe kann bis einschließlich Samstag als
gut bezeichnet
Nachfolgend zeigen sich zunehmend unterschiedliche Lösungen, bei denen der
aktuellste IFS-Lauf von heute 00 UTC und auch sein Vorgänger von gestern 12 UTC
für unseren Vorhersageraum ab Sonntag deutlich zyklonaler aufgestellt sind als
der gestrige 00 UTC-Lauf. Die durch einen Abtropfprozess Richtung Iberische
Halbinsel avisierte Ausbildung einer Hochdruckbrücke über der Mitte und dem
Norden Deutschlands und dem damit verbundenen Nachlassen der Wetteraktivität an
der Luftmassengrenze wird so nicht mehr gesehen. Die neueren Läufe lassen
dagegen den Trog ohne Abtropfen samt eines korrespondieren Bodentiefs und
Frontensystems ostwärts über Deutschland hinwegschwenken. Das hätte auch
Auswirkungen auf das Temperaturniveau, da der zeitliche Ablauf des
Trog-Keil-Musters und die entsprechenden Strömungsmuster und damit die
beteiligten Luftmassen sehr unterschiedlich prognostiziert werden.
Fazit: Die Wetterentwicklung zu Beginn der kommenden Woche ist noch sehr
unsicher.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis einschließlich Samstag zeigen sich im Vergleich des IFS zu anderen
Globalmodellen wie ICON und GFS kaum Unterschiede. Damit kann die oben
beschriebene Entwicklung also als relativ sicher angesehen werden.
Ab Sonntag laufen die Modelle aber ähnlich wie die IFS-Läufe untereinander
(siehe Konsistenzbetrachtung) zunehmend auseinander. Dabei weisen zunächst GFS
und der aktuelle IFS-Lauf noch eine gewisse Ähnlichkeit der Grundstrukturen auf,
wenn auch hier zunehmend Phasen- und Amplitudendifferenzen auftreten. ICON
dagegen zeigt eine Lösung die mehr dem IFS-Vorlauf von gestern früh ähnelt und
einen abtropfenden Troganteil Richtung Südeuropa/Mittelmeer zeigt, das in
Richtung Skandinavien den Weg für eine Hochdruckbrücke bzw. ein Hoch frei macht.
Im Endeffekt wären wir auch hier nicht im Einflussbereich des Hochs, aber das
Tief würde sich eher über dem Alpenraum befinden (und nicht über
Ostfrankreich/Nordwestdeutschland/Südskandinavien) und wir damit in einer eher
südöstlichen Anströmung. Das Resultat wäre Anfang kommender Woche vor allem ein
deutlich anderes, nämlich höheres Temperaturniveau.
Fazit: Auch bei der Betrachtung anderer Globalmodelle lässt sich eigentlich nur
feststellen, dass die Unsicherheiten Anfang kommender Woche noch sehr groß sind.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse des IFS zeigt für den ersten Zeitraum von Freitag/Samstag
(+72 bis +96 h) einen Cluster und spiegelt damit die relative Sicherheit der
Wetterentwicklung wieder. In Anbetracht der bisher getätigten Feststellung
hinsichtlich Konsistenz und Vergleich zu anderen Globalmodellen wundert man/frau
sich dann allerdings, dass auch für den Folgezeitraum von Sonntag bis Dienstag
(+120 bis +168 h) ebenfalls nur 1 Cluster angeboten wird. Die erweiterte
Mittelfrist von Mittwoch bis Freitag kommender Woche (+192 bis +240 h) wird mit
3 Clustern dargestellt, die mit 23, 16 und 12 Membern besetzt sind, Haupt- und
Kontrolllauf werden in Cluster 2 eingruppiert. Auch das verwundert wieder, da
sich im Hauptlauf eine eher ruhige, leicht antizyklonal geprägte Witterung
andeutet, wie sei in Cluster 1 zu erahnen ist. Cluster 2 und 3 sind da eher
zyklonaler aufgestellt...
Bei der Betrachtung der Rauchfahnen bestätigt sich erneut die relativ sichere
Vorhersage bis einschließlich Samstag mit relativ geringem Spread hinsichtlich
Temperatur in 850 hPa und Geopotenzial in 500 hPa. Aber bereits ab Sonntag zeigt
sich zum Beispiel in punkto 850 hPa-Temperatur, dass sich der hohe Spread vor
allem durch große zeitliche Verschiebungen des Temperaturrückgangs zu ergeben
scheint. Im Grundtenor setzten viele Member auf deutlich zurückgehende
Temperaturen, die zeitliche Varianz beträgt aber bis zu 48 Stunden. Die
Geopotenzialkurve legt ab Montag deutlich an Spread zu, wobei hier der Haupt-
und Kontrolllauf sich im Bereich der Mehrzahl der Member bewegt. Die
Niederschlagsverteilung ist recht unruhig, nimmt aber nach einem noch weitgehend
trockenen Freitag zum Wochenende zu. Eine gewisse Beruhigung bzw. ein gewisser
Rückgang der Niederschlagstätigkeit deutet sich erst zur erweiterten Mittelfrist
hin an und stützt demnach den Hauptlauf.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
WIND:
Am Freitag im Zusammenhang mit der sich von Norden nähernden Kaltfront und dem
dabei zunehmenden Gradienten im Küstenumfeld und im angrenzenden Binnenland
starke bis stürmische Böen. Wird sowohl durch IFs-EPS-, LEPS- und EFI-Signale
gestützt.
REGEN/SCHNEE:
Entlang der Luftmassengrenze zeigt EFI-Signale für erhöhte Niederschlagsmengen
von Freitag bis Sonntag. Auf der kalten Seite sind für Sonntag/Montag auch
leichte Signale für nennenswerten Neuschnee im EFI zu finden. Zum Montag kann
sich ggf. auch eine Stausituation an den Alpen einstellen, wo es andauernde
Niederschläge geben könnte, die dann auch zunehmend in Schnee übergehen.
Insgesamt sind die Unsicherheiten aber noch groß, ob irgendwo in Staulagen der
westlichen Mittelgebirge oder eben Richtung Montag am Alpenrand
Dauerregenwarnschwellen überschritten werden oder mehr als leichte
Schneefallwarnungen ausgegeben werden müssen. Hinsichtlich Dauerregen gibt es
bisher in den EPS-Verfahren noch kaum Signale.
Ansonsten liefert der EFI Signale für leicht unterdurchschnittliche Temperaturen
im Nordwesten, ab Montag im Westen und Nordwesten. Im Südosten liegen für
Samstag/Sonntag dagegen schwache Signale für leicht höhere Temperaturen als
normal vor. Dies hat sicher keine Warnrelevanz, verdeutlicht aber die
Luftmassengrenze über Deutschland.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger