Thema des Tages

06-04-2021 07:50

Bilderbuch-Aprilwetter

Nach einem sommerlich anmutenden Märzende zeigt sich der April nun
von seiner klassischen Seite. Mit der von Norden einfließenden
arktischen Polarluft stellt sich Aprilwetter ein, wie es im
Bilderbuch steht. Wie kommt es aber zu den raschen Wetterwechseln,
die man gerne als Aprilwetter bezeichnet?


Noch in der vergangenen Woche konnte man im T-Shirt in der Sonne
sitzen und selbst die ersten kurzen Hosen wurden im Freien gesichtet.
Die Wetterstation Rheinau-Memprechtshofen (Baden-Württemberg)
verzeichnete am vergangenen Mittwoch (31.03.2021) mit 27,2 Grad sogar
einen neuen März-Temperaturrekord.


Über das Osterwochenende fand dann in mehreren Schüben polare
Kaltluft ihren Weg nach Deutschland, wie man bereits in den
vergangenen Tagen an dieser Stelle im Thema des Tages wiederholt
lesen konnte.


Am gestrigen Ostermontag (05.04.2021) war dann vom vorangegangenen
"Märzsommer" nichts mehr zu spüren. Eine Kaltfront überquerte
Deutschland von Nord nach Süd und brachte zunächst Regen, der
allmählich in Schneeregen und Schnee überging. Ihr folgten von der
Nordsee her weitere Schnee-, Schneeregen- und Graupelschauer.
Teilweise konnte sich der Schnee auf mehrere Zentimeter akkumulieren
und auch das eine oder andere kurze Gewitter trat in Erscheinung. Bei
Tageshöchstwerten von 4 bis 10 Grad und einem stürmischen Wind war
also eher wieder an die Winterjacke statt an T-Shirt und kurze Hose
zu denken. Einzig im Süden, wo die Kaltfront erst im Laufe des
Nachmittags eintraf, schafften es die Temperaturen nochmal auf
zweistellige Werte.


Letztere sind am heutigen Dienstag aber auch Geschichte und die
Erinnerung an die "Märzhitze" verblasst rasch bei den vorhergesagten
Tageshöchstwerten von 2 bis 7 Grad. Im Bergland kommt die Temperatur
tagsüber erst gar nicht aus dem Frostbereich heraus. Vielerorts
wechseln sich Sonne und dichte Wolken ab. Hier und da schaffen es die
Schneeschauer auch bis in tiefste Lagen und so schnell, wie sie
aufziehen, so schnell sind sie auch wieder weitergezogen. Dazu weht
ein böiger, teils stürmischer Wind. Der April zeigt sich also von
seiner klassischen Seite. Aber wie kommt es eigentlich zu diesen
schnellen Wetterwechseln?


Die Ursache für das chaotisch wirkende Wetter findet sich in der
unterschiedlich schnellen Erwärmung von Wasser- und Landmassen.
Während sich das Land durch die bereits hochstehende, kräftige
Aprilsonne schon richtig aufheizen kann, brauchen die großen Gewässer
deutlich länger um "auf Touren zu kommen". So können dann teils große
horizontale Temperaturunterschiede zwischen Meer und Kontinent
entstehen.


Die Kaltluft, die ihren Ursprung in der Arktis über Schnee- und
Eisflächen findet, wird nun auf ihrem Weg nach Mitteleuropa über dem
Nordmeer und der Nordsee in den unteren Luftschichten langsam erwärmt
und nimmt dabei etwas Feuchtigkeit auf. Trifft diese in Fachkreisen
auch als maritim bezeichnete Polarluft nun auf das Festland, welches
sich durch die Sonne bereits kräftig erwärmt hat, entsteht dabei ein
starker vertikaler Temperaturgradient. Dann spricht man von einer
"labilen" Luftmasse, die bodennah vom Land erwärmt wird, in höheren
Luftschichten jedoch noch sehr kalt ist. Aktuelles Beispiel: Während
die Temperaturen bodennah am Nachmittag meist bei einstelligen
Pluswerten liegen, herrscht in 5 Kilometer Höhe bei Temperaturen von
rund minus 40 Grad eisige Kälte.


Nach physikalischen Gesetzmäßigkeiten erfährt nun die bodennahe
wärmere Luft, die gleichzeitig auch leichter ist als die höher
liegende Kaltluft, einen Auftrieb und steigt auf. Im Laufe ihres
Aufstiegs kühlt sie in der kälteren Umgebung ab und der in ihr
enthaltene Wasserdampf kondensiert. Es bilden sich zunächst dichte
Wolken, aus denen schließlich, je nach Feuchte- und
Temperaturverhältnissen, Niederschläge als Regen, Schnee oder Graupel
zum Erdboden fallen.


Aber wie kommt es nun zu den schnellen Wetterwechseln? Wo Luftmassen
aufsteigen, müssen aus Massenerhaltungsgründen auch wieder welche
nachströmen. Dies geschieht durch absinkende Luftmassen in der
Umgebung. Dieses Absinken hat dort dann Auflockerungen zwischen den
Schauerwolken zur Folge. Die beschriebenen Prozesse sind in der
Grafik zum Thema des Tages unter
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/4/6.html
schematisch und vereinfacht dargestellt.


Auch der Tagesgang hat einen wichtigen Einfluss auf das
Schauerwetter: Wie bereits erwähnt, spielt die den Erdboden
erwärmende Sonne eine maßgebliche Rolle bei der Entwicklung von
Schauern. In der Nacht, wenn die Sonne auf der anderen Seite der
Erdkugel scheint, kann der Boden auskühlen. Entsprechend nehmen auch
die vertikalen Temperaturunterschiede etwas ab, die Schauer werden
seltener und die Bewölkung geht zurück. Sinkt die Temperatur dann am
Erdboden in den Frostbereich ab, können nasse Stellen schnell
gefrieren und es wird glatt.


Das derzeitige Aprilwetter hält noch bis morgen an. Ab Donnerstag
stellt sich dann wieder vermehrt Hochdruckeinfluss ein, die
Niederschläge klingen ab und auch die Tageshöchstwerte steigen
allmählich wieder auf zweistellige Werte an.


MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.04.2021

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