DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
28-03-2021 09:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 28.03.2021 um 10.30 UTC
Nach frühlingshaftem Wetter ab Donnerstag deutliche Abkühlung, aber nur leicht
wechselhaft. Ab Ostermontag voraussichtlich unbeständiger.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 04.04.2021
Die spannende Frage nach dem Osterwetter stellte sich an dieser Stelle bereits
in den vergangenen Tagen. Mit dem neuesten Lauf ergeben sich zwar neue
Aufschlüsse, wohin die Reise geht, ist aber wohl immer noch nicht befriedigend
zu klären.
Zunächst dürfen wir uns zum Beginn der Mittelfrist am kommenden Mittwoch aber
noch mit einem kräftigen Rücken über weiten Teilen Europas beschäftigen. Dieser
wird im Verlauf der Woche durch von Norden heranziehende Tröge aufgebrochen bzw.
komplett abgehobelt.
Ein erster solcher Trog ist bereits am Mittwoch über dem Nordmeer und
Skandinavien zu sehen. Daraus koppelt sich ein Höhentief ab, das Richtung
Atlantik steuert, während das Residuum als Randtrog am Gründonnerstag über
Schweden und Nordostdeutschland nach Osten läuft. Im Zuge dessen wird eine
Kaltfront eines Tiefs über Westrussland in den Norden Deutschlands gesteuert.
Sie bringt deutlich frischere Meeresluft subpolaren Ursprungs mit T850 von -5
bis 2 Grad mit, die die sehr warme Frühlingsluft subtropischen Ursprungs mit
T850 von 5 bis 10 Grad schon ein wenig nach Süden verdrängt.
In der Nacht zum Karfreitag wandert ein zweiter Trog vom Nordmeer in Richtung
Ostsee. Am Freitag verlagert er sich nach Polen weiter, womit der Rücken immer
mehr abflacht. Die von KLA überlaufende und daher eher nur schwach aktive
Kaltfront des Russlandtiefs erreicht abends die Alpen. So setzt sich die kalte
Luft in einer postfrontal nördlichen Strömung außer ganz im Süden fast überall
durch.
Am Ostersamstag zieht der Trog in Richtung Russland ab, womit die Strömung
leicht antizyklonal wird. Am Boden kann sich daher ein Keil eines Hochs
südwestlich von Island bei uns bemerkbar machen, dessen Einfluss auch am
Ostersonntag zunächst noch anhält. Mit Strömungsdrehung auf Nordwest wird ein
Schwall milderer Meeresluft mit T850 hPa von -2 bis 4 Grad nach Deutschland
gebracht.
In der erweiterten Mittelfrist ab Montag wird das Höhenhoch über dem
Nordostatlantik durch einen dritten, nach Südwesten amplifizierenden Trog nach
Norden in Richtung Grönland verdrängt. Infolgedessen wird der Keil bei uns
abgebaut und durch ein Tief bei den Britischen Inseln ersetzt. Deutschland
gelangt auf die Vorderseite davon in eine südwestliche Strömung unter leicht
zyklonalem Einfluss. Damit steigen die T850 hPa im Süden zum Teil wieder bis auf
7 Grad.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des heutigen 0 UTC-Laufs des EZMW zu seinen beiden gestrigen
Vorläufen ist allenfalls mäßig. Bereits am Donnerstag sind die Unterschiede
deutlich. Im neuesten Lauf zieht der erste Trog östlicher als in den Läufen
zuvor und am Freitag weitet er sich auch nicht mehr bis nach Frankreich aus,
sondern wandert nach Russland weiter. Entsprechend war der Freitag gestern noch
zyklonaler geprägt. Am Samstag spaltete sich mit dem gestrigen 0 UTC-Lauf ein
Höhentief über der Biskaya ab, das mit Abstrichen auch noch vom gestrigen 12
UTC-Lauf gebracht wurde. Im neuesten Lauf ist davon höchstens noch ein Ansatz zu
sehen.
Der neue Langwellentrog ab Sonntag ist dann wieder bei allen drei Läufen
vorhanden, wobei er im gestrigen 0 UTC-Lauf noch Verbindung aufnahm zum nun über
der Iberischen Halbinsel liegenden Höhentief. Damit sollte das neue Tief über
Frankreich statt über den Britischen Inseln liegen, womit vor allem der
Ostermontag wechselhafter und kühler bei uns ausgefallen wäre.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
ICON ist gut mit dem EZMW vergleichbar. GFS ist nur bis zum Freitag dem EZMW
sehr ähnlich. Am Samstag hält sich beim GFS der zweite Trog dann länger bei uns
auf und spaltet ein Höhentief über Nordwestfrankreich ab, was in Deutschland
mehr Niederschlag bringen würde und an die gestrigen EZMW-Läufe erinnert. Der
neue Langwellentrog ab Sonntag bleibt darüber hinaus nördlicher und wird nur
durch ein Höhentief, das auf die Britischen Inseln zuzieht, repräsentiert. GEM
ist dem EZMW zunächst auch nah, ab Sonntag belässt es den neuen Langwellentrog
aber nördlicher. Das hätte vor allem in der Nordhälfte Deutschlands ein höheres
Temperaturniveau zur Folge. Die Unterschiede betragen dabei zum Teil bis zu etwa
8 Kelvin.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen diverser deutsche Städte sind bis zum Mittwoch (T850 hPa) bzw.
bis zum Donnerstag (Geopot 500 hPa) eng gebündelt. Ab Donnerstag nimmt der
Spread in den T850 hPa-Rauchfahnen deutlich zu, ab Ostermontag liegt er bei fast
20 Kelvin. Haupt- und Kontrolllauf sowie der Median stehen dann nicht mehr gut
im Einklang. Bei den Rauchfahnen des Geopotenzials ergibt sich ein ähnliches
Bild mit einem Spread von 40 gpdam am Montag. Durch auch hier unstete Verläufe
von Haupt- und Kontrolllauf sowie des Medians kann obiges Szenario des
Hauptlaufes ab Donnerstag kaum bestätigt werden.
CLUSTER:
Zwischen Karfreitag (0 UTC) und Ostersonntag (0 UTC) werden 4 Cluster
analysiert. Diese ähneln sich über Europa ziemlich, nur in C4 wird ein
Abtropfvorgang in Richtung Iberische Halbinsel am Samstag gebracht. Damit weist
C4 Züge der beiden gestrigen Läufe auf, womit diese Lösungen also noch nicht
vollends vom Tisch sind.
Zwischen Ostermontag (0 UTC) und Dienstag übernächster Woche (0 UTC) werden 3
Cluster ausgegeben. C1 ist dabei dem Hauptlauf nahe, C2 und C3 dagegen lassen
den Langwellentrog voller Breitseite auf Mitteleuropa prallen. Dann könnte sich
wieder eine nördliche Strömung mit erneut sehr kalter Luft einstellen.
FAZIT:
Bis zum Mittwoch bleibt es unter Hochdruckeinfluss sehr warm. Ab Donnerstag
setzt von Norden her eine markante Abkühlung ein, die bis Freitag zu 10 bis 15
Kelvin niedrigen Temperaturen führt. Allerdings halten sich sonstige
Wettererscheinungen meist deutlich in Grenzen. Am Samstag und Sonntag herrscht
wahrscheinlich Hochdruckeinfluss, wobei die Temperaturen auf eher niedrigerem
Niveau verharren. Was ab Montag passiert, ist unsicher. Mehrere Varianten sind
denkbar, am wahrscheinlichsten scheint aber wieder zunehmend zyklonaler Einfluss
bei etwas steigenden Temperaturen. Ein neuerlicher Kälteeinbruch ist jedoch
längst noch nicht vom Tisch.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
EFI zeigt außer überdurchschnittlich hohe Temperaturen am Mittwoch und
Donnerstag keine Signale an. Auch bei den Ensembles finden sich keine Hinweise
für markante Wettererscheinungen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW, EZMW-Ens.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler