DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

27-03-2021 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 27.03.2021 um 10.30 UTC



Zunächst Vollfrühling. Zum Osterfest Umstellung auf deutlich kühlere, aber nicht
durchweg unfreundliche Witterung. Zum Wochenende allerdings noch größere
Fragezeichen. Keine markanten Wettergefahren.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 03.04.2021


Am Dienstag liegt ein kräftiges Höhenhoch über Mitteleuropa und beeinflusst
damit auch Deutschland. Die Luftmasse ist nicht nur warm, sondern auch sehr
trocken, wie man den Prognosesoundings entnehmen kann, die vor allem im unteren
und mittleren Troposphärenniveau einen großen Spread zeigen. Zudem befindet sich
das Bodenhochzentrum genau über dem Süden Deutschlands. Insofern gibt es einzig
Schleierwolken und sonst viel Sonne bei 20 bis 25 Grad, nur in Küstennähe und im
oberen Bergland darunter. Durch die trockene Luftmasse kann es in ungünstigen
Lagen nachts leichten Luftfrost geben, Bodenfrost ist vielerorts recht
wahrscheinlich

Am Mittwoch verbleibt Deutschland zunächst noch unter dem Einfluss des breiten
Rückens, der allerdings beginnt abzuflachen. Über Frankreich lässt sich auch ein
flacher Kurzwellentrog erkennen. Tagsüber hat dies insgesamt noch keinen
größeren Einfluss, außer dass der Winde etwas zunimmt und sich ein paar mehr
Wolken, als noch am Vortag zeigen. Die Maxima steigen im Südwesten zum Teil über
die 25 Grad Marke, während im Norden teils unter 20 Grad erwartet werden.
Nachts greift gekoppelt an einen scharfen Kurzwellentrog von Nordwesten eine
Kaltfront auf Deutschland über, die etwa bis zur Mitte vorankommt und etwas
Regen bringen kann.

Am Donnerstag amplifiziert sich der Trog rasch zu einem Langwellentrog, in
dessen Einflussbereich Deutschland nun liegt. Der vorgelagerte Kurzwellentrog
zieht ostwärts aus Deutschland ab. Die Kaltfront erreicht den Alpenrand. Größere
Niederschlagsmengen sind damit weiterhin nicht verbunden. das Temperaturniveau
geht von Norden deutlich zurück. So werden in der Nordhälfte nur noch 15 bis 9
Grad erwartet, in der Südhälfte präfrontal 15 bis 21 Grad mit Rückgang im
Tagesverlauf.
Nachts greift schließlich der Haupttrog auf Deutschland über, sodass in der
Nordhälfte vermehrt Schauertätigkeit in Gang kommt. An den Alpen schleift die
Kaltfront und bringt weitere Niederschläge.

Am Freitag und Samstag verbleibt Deutschland unter Trogeinfluss, wobei sich der
Trog zonal orientieret bis nach Frankreich ausweitet und weiter nördlich ein
Rücken bis nach Südskandinavien vorstößt. Damit ergibt sich eine Zweiteilung mit
einer östlichen Höhenströmung in den nördlichen Landesteilen und einer
westlichen weiter nach Süden. Am Boden stellt sich überall eine nordöstliche
Komponente ein. Damit gibt es in der Nordhälfte Schauerwetter, insbesondere am
Freitag. Dazwischen ist es recht freundlich.

In der erweiterten Mittelfrist beginnt der weiter westwärts vorankommende Trog
über der Iberischen Halbinsel abzuschnüren. Rückseitig kann sich damit über
Deutschland wieder verstärkt Hochdruckeinfluss durchsetzen (Sonntag), ehe in der
Folgewoche von Norden ein erneuter kräftiger Trogvorstoß simuliert wird.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der Beginn der Mittelfrist wird von den verschiedenen Läufen konsistent
vorhergesagt. Die Umstellung der Großwetterlage zum Donnerstag wird ebenfalls
von allen Läufen simuliert, allerdings vom gestrigen 00 UTC Lauf zum heutige 00
UTC Lauf sukzessive etwas beschleunigt. Anders ist zudem, dass die Kaltfront
auch den Alpenraum in der Nacht auf Freitag erreicht, im gestrigen Morgenlauf
war dies erst im Laufe des Freitags der Fall.

Zum Osterwochenende wird es dann schwierig, was den genauen zeitlichen Ablauf
und die Phasenlage betrifft. Der neueste EZMWF-Lauf zeigt eine deutlich raschere
Abtropfung des Troges über Frankreich bzw. Spanien. Der 12 UTC Lauf hatte
dagegen ein eigenständiges Höhentief über England und dem Ärmelkanal,
Zugrichtung langsam südwestwärts. Damit ergäbe sich über Deutschland eine
nördliche Strömung.

In weiterer Folge nehmen die Unsicherheiten weiter zu, wenngleich sich insgesamt
eine gewisse Antizyklonalität in allen Läufen finden lässt. Bei welchem
Temperaturniveau ist allerdings noch unsicher.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Zu Beginn der Mittelfrist sind sich ICON und EZMWF einig. GFS wird hingegen
schon am Mittwoch auffällig, mit einer weit südlich liegenden Kaltfront über
Norddeutschland, die aber im weiteren Verlauf kaum südwärts vorankommt. Ursache
ist die Entwicklung in der Höhe mit einer westwärtigen Ausdehnung des Troges
über England, die ein weiteres Vorankommen ausbremst. Gleichzeitig werden damit
von GFS auch deutlich höheren Niederschlagsmengen über den Norden Deutschlands
gerechnet, während EZMWF kaum etwas anbietet.

In weiterer Folge (Freitag) gleicht sich GFS der EZ-Prognose wieder an,
wenngleich sich weiterhin der Trog recht weit nördlich zonal orientiert, sodass
nach Süden recht viel Regen fällt.

Im Gegenzug fährt ICON nun einen deutlich anderen Weg. Der Kurzwellentrog zieht
demnach am Donnerstag ostwärts ab, es folgt aber am Freitag kein Haupttrog mehr
nach. Stattdessen findet man einen Rücken, der sich vom westlichen
Mittelmeerraum bis zum Nordmeer erstreckt. Dem folgend ergibt sich nicht nur ein
anderer Wettercharakter, sondern auch ein komplett anderes Temperaturniveau.
Beispielhaft liegt die T850 hPa in Offenbach am Samstag in ICON bei +6 Grad, und
beim EZMWF bei -6 Grad.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnendarstellung des ECMWF zeigt eine gute Übereinstimmung zu Beginn
der mittelfristigen Vorhersage. Mit dem Absturz der Temperatur in 850 hPa zum
Donnerstag nimmt auch die Streubreite deutlich zu. So gibt es abweichend zum
Hauptlauf einige Member, die den Absturz rascher vonstattengehen lassen, aber
mindestens genauso viele, bei denen es noch bis Freitag dauert. Zum Osterfest
verläuft dann die Mehrzahl der Member auf niedrigem 850hPa Temperaturniveau und
auch der Mittelwert des 500hPa-Geopotentials geht klar nach unten. Eine gewisse
Streubreite ist aber vorhanden, wenngleich man nur Einzelmember finden kann, die
die Variante von ICON 00 UTC stützen.
An den eher verhaltenen Niederschlagssignalen zeigt sich, dass die
Großwetterlage prinzipiell einen antizyklonalen Touch aufweist.

Das Clustering zeigt im Zeitraum +120 h (Do 00) bis +168 h (Sa 00) vier
Lösungen, wobei Haupt- und Kontrolllauf im zweiten Cluster (14 Member)
angesiedelt sind. Cluster 1 (18 Member) erinnert etwas an die Variante von ICON,
wonach der nachstoßende Haupttrog zum Freitag fehlt. Dem folgend fände auch kein
Abtropfprozess über der Iberischen Halbinsel statt und der Rücken könnte uns
stärker beeinflussen. Allerdings ist dies nicht so stark ausgeprägt wie bei ICON
und auf niedrigem Temperaturniveau. Cluster 3 ist im Grunde Cluster 2 und damit
dem Hauptlauf recht ähnlich, Cluster 4 zeigt wiederum einen kräftigen Rücken,
der sich noch stärker nach Mitteleuropa ausweiten soll, wie Cluster 1.
Für den Zeitraum +192 h (So 00) bis +240 h (Di 00) gibt es drei Cluster, die
alle Trogeinfluss zeigen, wobei allerdings noch nicht klar ist, wo genau der
Schwerpunkt des Troges liegt und welche Anströmung sich daraus für Deutschland
ergibt.

Das Ensemble des GFS zeigt ein ähnliches Bild wie das ECMWF. Es bleiben weiter
die Unsicherheiten wie schnell die Kaltluft nach Süden vorstößt und wie stark
sich im Nachgang Trogeinfluss einstellt. Haupt- und Kontrolllauf gehen da
deutlich auseinander. Wie bei EZ sind die Mehrzahl der Member auf der kalten
Seite, es gibt auch aber auch Einzellösungen, die eine rasche Erholung sehen.

Fazit: Nach dem Vollfrühling zu Beginn der Mittelfrist gibt es größere
Fragezeichen. Das kleinste ist noch, wie schnell, die Kaltfront nach Süden
vorankommt. Viel größer ist die Frage wie nachhaltig sich die Großwetterlage
umstellt. Zwar wird die Extremlösung von ICON im Allgemeinen weder vom EZMWF-,
als auch vom GFS-Ensemble gestützt. Gerade das Clustering des EZMWF zeigt aber,
dass die Variante (zumindest in abgeschwächter Form) nicht komplett weggewischt
werden kann. Für eine endgültige Prognose des Osterwochenendes müssen also noch
ein paar Modellläufe abgewartet werden.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Im mittelfristigen Vorhersagebereich lassen sich keine signifikanten
Wetterescheinungen ausmachen. Zu erwartende Warnungen sollten sich entsprechend
weitgehend im gelben Bereichen abspielen.

Auch von EFI oder anderen Verfahren werden keine markanten Wettergefahren
angedeutet.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Dipl.-Met. Marcus Beyer
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer