Thema des Tages
14-03-2021 11:20
Sturm Luis wirbelte am Samstag über Deutschland
Das Tief Luis brachte am gestrigen Samstag Sturm nach Deutschland.
Verbreitet traten Sturmböen auf. Welche Region wie stark betroffen
war wird im heutigen Thema des Tages betrachtet.
In Deutschland hat sich eine spannende und für uns Meteorologen auch
sehr arbeitsintensive Wetterlage eingestellt. Es handelt sich um eine
zyklonale West- bis Nordwestlage. Das bedeutet, dass Deutschland
unter Tiefdruckeinfluss steht und immer wieder Tiefausläufer über uns
hinwegziehen. Dabei wurden wir in den letzten Tagen auch von den
Sturmfeldern der Tiefdruckgebiete Klaus (v.a am Donnerstag) und Luis
am gestrigen Samstag erfasst. Die Windgeschwindigkeiten waren
flächendeckend ähnlich hoch.
Wollen wir uns aber nun näher mit Sturmtief Luis befassen. Es wurde
am vergangenen Donnerstag an der Südspitze Grönlands "geboren", zog
dann als eher uninspiriertes Tief über den Nordwestatlantik um sich
dann am Freitag über Irland zum Sturmtief zu mausern. Am
Samstagmorgen lag das Zentrum von Luis bereits im Bereich der
Doggerbank (westliche Nordsee) und in der Nacht zum Sonntag erreichte
es die Lübecker Bucht. Über Deutschland konnte sich am Samstag daher
ein ausgeprägter Luftdruckunterschied bilden. Er betrug am
Samstagnachmittag zwischen dem Norden Deutschlands und dem Süden
Deutschlands fast 30 hPa. Dieser Unterschied drückte sich in
stürmischem Wind aus. Das Sturmfeld erreichte am Morgen den Westen
und dehnte sich im Tagesverlauf zunehmend ostwärts aus. Die stärksten
Böen (aus westlichen Richtungen) traten dabei an der Kaltfront auf
sowie in den nachfolgenden teils gewittrigen Schauern. Bei Schauern
und insbesondere Gewittern kann nämlich ein vertikaler
Impulstransport ausgelöst werden. Dies bedeutet nichts anderes, als
dass sich der Höhenwind, der normalerweise durch fehlende Reibung
stärker weht als der Wind am Boden, nach unten durchgreift und hier
für markante Böen sorgt. Gestern beispielsweise betrug der Wind in
850 hpa (etwa 1500 m Höhe) 100-120 km/h.
Die gestrigen Böenwerte erreichten im Flachland gebietsweise
tatsächlich um 100 km/h. Ganz vereinzelt auch darüber. Hier mal die
Top 4 der gestern im Flachland des DWD-Netzes gemessenen Böen.
1. Leuchtturm Alte Weser (Niedersachsen) 118 km/h, Bft. 11
2. Neu-Ulrichstein (Hessen) 114 km/h, Bft. 11
3. Borkum-Süderstraße (Niedersachsen) 110 km/h, Bft. 11
4. Xanten, Düsseldorf (beide Nordrhein-Westfalen) und Büsum
(Schleswig-Holstein) 99 km/h, Bft. 10
Aber auch an einigen weiteren Stationen wurde Windstärke 9 bis 10
gemessen. Weitere Werte können Sie der angefügten Grafik entnehmen.
Interessant ist sicherlich auch, dass die prädestinierten Lagen an
der Ostseeküste nicht so hohe Böenwerte aufweisen können. Dies lag an
der Nähe zum Kern des Tiefdruckgebietes um den es für gewöhnlich
nicht so stark weht.
In der vergangenen Nacht hat sich der Wind abgeschwächt, denn Luis
verlagerte sich in die mittlere Ostsee und der Luftdruckgradient über
Deutschland beträgt nun noch etwa 20 hPa. Gleichwohl treten auch
heute in Schauernähe starke bis stürmische Windböen zwischen 50 und
70 km/h auf. In den Folgetagen bleibt es zwar windig, aber ein neuer
ausgewachsener Sturm steht bis auf Weiteres nicht auf dem Programm.
Allerdings dreht die Windrichtung zunehmend auf Nord, sodass
Meeresluft subpolaren Ursprungs herangeführt wird. Es stellt sich
damit ein sehr wechselhafter Wetterabschnitt ein und bis in mittlere
Lagen fällt Schnee. An den Alpen schlägt der Winter nochmals voll zu
und bis Wochenmitte kommt in höheren Lagen durchaus 50-100 cm
Neuschnee vom Himmel. Es bleibt also spannend beim Wetter und uns
Meteorologen geht die Arbeit sicherlich nicht aus.
Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.03.2021
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