DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

21-02-2021 11:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 21.02.2021 um 10.30 UTC



Zunächst sehr mild und trocken, zum Wochenende bevorzugt in der Nordhälfte
leichte Niederschläge, nachfolgend kühler mit Nachtfrösten.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 28.02.2021


Die Zirkulation im atlantisch-europäischen Raum ist weiterhin recht festgefahren
und durch blockierende Verhältnisse von Skandinavien bis ins zentrale Mittelmeer
geprägt. Dort hält sich zunächst ein kräftiger Höhenrücken, flankiert nach
Westen sowie nach Osten durch kräftige Langwellentröge, die den Rücken stützen.
Für den NAO-Index bedeutet diese Konstellation aufgrund der Lage des Bodentiefs
nahe Island und des zonal gemittelt eher hohen Luftdrucks nach Süden hin einen
leicht positiven Wert.

Zum Wochenende verstärkt sich die Frontalzone über dem Nordatlantik und
Skandinavien und drängt damit das hohe Geopotenzial bzw. den hohen Luftdruck
zunächst nach Osten und Süden ab. Damit einhergehend streift ein markanter
Kurzwellentrog mit eingebetteter Kaltfront am Freitag die Nordhälfte
Deutschlands. Damit gelangt Deutschland vorübergehend in eine nordwestliche
Strömung, mit der subpolare Meeresluft herangeführt wird. Nachfolgend sinken die
850 hPa-Temperaturen auf Werte zwischen -2 bis -4 Grad (IFS, ICON) ab.

Derweil verlagert sich ein Langwellentrog von Nordamerika bis zum mittleren
Nordatlantik und soll dann vorderseitig einen Höhenrücken stützen, der vom
Nordmeer über die Britischen Inseln bis nach Mitteleuropa reicht. In Südeuropa
wird dadurch weiterhin ebenso hohes Geopotenzial simuliert und der dort
vorhandene Rücken kann sich regenerieren. Damit etabliert sich am Samstag und
Sonntag eine Zone hohen Luftdrucks von den Britischen Inseln bis nach
Mitteleuropa (IFS, ICON), laut GFS bildet sich eine Hochdruckzone eher von der
Nordsee über Südskandinavien bis nach Mitteleuropa heraus. Durch den weiter
nördlich ausgreifenden hohen Luftdruck (Nordmeer/ ggf. Skandinavien) sind
folglich die Prognosen für den NAO-Index zum Ende der Woche wieder neutral oder
gar leicht negativ.

In der erweiterten Mittelfrist (ab nächsten Montag bis Mittwoch) wird das hohe
Geopotenzial in Nordwest- und Nordeuropa voraussichtlich von der sich im Bereich
Island bis Grönland verstärkenden Frontalzone (Langwellentrog, siehe oben)
geschwächt bzw. abgehobelt (durch kurzwellige Anteile, die nach Osten laufen).
Hier sind nun zwei Szenarien denkbar, entweder stützt der Langwellentrog
(mittlerweile über dem Ostatlantik) einen sich regenerierenden Höhenrücken über
Skandinavien (GFS) oder aber letzterer wird eher nach Süden (Mittel- und
Südeuropa) gedrückt (IFS). Für Deutschland hieße ersteres Szenario antizyklonal
geprägtes Wetter, zweiteres bedeutete dann leicht zyklonalen Einfluss im Norden.
Nicht ganz vom Tisch ist auch eine erneute Regenerierung des Rückens über dem
Nordmeer mit der Achse bis zu den Britischen Inseln und einem Langwellentrog
über Nordosteuropa. Das würde vor allem im Nordosten die Möglichkeit des
Zustroms polarer Luftmassen ermöglichen. Kurzum, die erweiterte Mittelfrist gibt
naturgemäß viel Spielraum für diverse synoptische Lösungen, aber die meisten
davon sind nichtsdestotrotz eher antizyklonal geprägt.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue IFS-Lauf führt die relativ hohe Konsistenz der Vorläufe fort. Der
überwiegend antizyklonale Wettercharakter wird recht einheitlich bestätigt,
einschließlich der kurzen Unterbrechung durch einen Kurzwellentrog am Freitag.
Danach baut sich ein neuer Rücken über dem Ostatlantik auf, der dann
voraussichtlich für hohen Bodendruck im Bereich Nordsee/ Südskandinavien bzw.
Norddeutschland sorgen wird. Diese Konstellation hat zumindest bis zum Ende der
Mittelfrist Bestand. __________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Modellunterschiede beginnen, wie oben beschrieben im Wesentlichen ab
Sonntag, wo IFS und ICON eher die Variante Hoch Mitteleuropa simulieren,
wohingegen GFS das Bodenhoch bzw. die Hochdruckzone eher nach Südskandinavien
positioniert. Am nächsten Montag lässt IFS wie beschrieben die Frontalzone über
Skandinavien erstarken und damit Deutschland im Randbereich atlantischer
Tiefdruckgebiete liegen (synoptisch aber eher Nordwest bzw. West antizyklonal,
mit zunehmend hohem Luftdruck über den Britischen Inseln).

GFS verstärkt dagegen den Rücken mit Bodenhoch über Skandinavien, im Verlauf
über Nordosteuropa. Damit würde Mitteleuropa vorübergehend in eine östliche
Bodenströmung gelangen, mit der vorübergehend mäßig kalte Festlandsluft
herangeführt würde (850 hPa-Temperatur -1 bis -3 Grad).
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Cluster des IFS bis Sonntag (t+120...+168 h) bestehen im Wesentlichen aus der
Lösung des Hauptlaufs (oben beschrieben) und der auch von GFS und GFS-EPS
gestützten Variante mit hohem Geopotenzial und Luftdruck über Skandinavien.

Für die erweiterte Mittelfrist (t+192...+240 h) zeigen die Cluster des IFS
insgesamt vier gruppierte Cluster, die sich allesamt im Wetterregime "Blocking"
befinden. Die Unsicherheiten bezüglich genauer Lage und Ausprägung des Blockings
(z.B. über dem Nordmeer oder Skandinavien und teils bis zur Arktis reichend)
spiegeln sich auch in der Prognose des AO- bzw. NAO-Index wider, der wie gesagt
im weiteren Verlauf neutral bzw. leicht negativ simuliert wird.

In Bezug auf die Rauchfahnen für repräsentative Orte in Deutschland
(beispielhaft für Berlin, Essen, Hamburg und München) ergibt sich folgendes
Bild: Die Abkühlung am Wochenende ist an allen Orten deutlich erkennbar
(850hPa-Temperatur sinkt auf -2 bis -4 Grad. Danach steigen diese Werte
(allerdings mit großem Spread, vor allem Nordosten) zum Wochenbeginn wieder an,
bei weiter geringer Niederschlagsneigung. Das Geopotenzial in 500 hPa bleibt
dabei zunächst auf hohem Niveau. Anfang März (bis zur Wochenmitte) verbleiben
die 850 hPa-Temperaturen auf ähnlichem Niveau, obwohl einzelne Member durchaus
auf Werte von -9 Grad (Berlin) zurückgehen, einhergehend mit schwachen
Niederschlagssignalen und sinkendem Geopotenzial. Das sind jedoch
Ausreißerlösungen, da sowohl der hochaufgelöste als auch der Kontrolllauf im
oberen Bereich der 850 hPa-Temperatur und des Geopotenzials in 500 hPa
verbleiben.

Für Essen dagegen halten sich die Unsicherheiten bezüglich der beschriebenen
Parameter selbst Anfang nächster Woche in Grenzen, d.h. der Spread der
Memberlösungen ist deutlich geringer. Die Niederschlagssignale sind ebenso
vergleichbar schwach.

In Hamburg ist der Spread der Ensemble-Member, ähnlich wie in Essen relativ
gering. Dafür sind hier die Niederschlagssignale etwas stärker als an den
anderen beiden Orten. Für München sind die Niederschlagssignale aufgrund des
weitgehend antizyklonal geprägten Wetters nochmal deutlich schwächer als an den
anderen Orten (selbst am Freitag und Samstag). Ansonsten ergeben sich keine
signifikanten Unterschiede.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Signifikante Wettererscheinungen sind in der gesamten Mittelfrist nicht zu
erwarten. Am Wochenende ist in den Nächten häufiger leichter Frost möglich.
Nebel ist bis dahin vor allem in der Mitte und im Süden ein Thema.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, GFS-EPS, ICON, MOSMIX
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Dr. Jens Bonewitz