DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

20-02-2021 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 20.02.2021 um 10.30 UTC



Stabiles Hoch über Mitteleuropa, für die Jahreszeit deutlich zu warm.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 27.02.2021


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums zeigt die nordhemispherische Zirkulation am
Dienstag zwei Teilwirbel des troposphärischen Polarwirbels, wobei ein Ast über
Nordkanada liegt und ein weiterer über Sibirien. Dazwischen hat sich ein
kräftiger Höhenkeil ausgehend von einem Höhenrücken über Mitteleuropa über
Nordskandinavien bis zur Barentssee ausgebreitet, der Mitteleuropa von der
sibirischen Kaltluft abschneidet. Mitteleuropa wird dabei im gesamten
Mittelfristzeitrum vom Höhenrücken beeinflusst, der am Dienstag von zwei
mächtigen Trögen über Westrussland und dem Atlantik und einem Kaltlufttropfen
über Nordalgerien flankiert wird. Vorderseitig des Atlantiktroges ist Saharaluft
nach Deutschland eingeflossen. Die 850-hPa-Temperatur liegt bei Werten um 7 °C.
Obwohl die Durchmischung im Vergleich zu den Vortagen etwas abgenommen hat,
sollten die Höchstwerte wieder auf verbreitet 14 bis 19 °C ansteigen. Dabei
bleibt es sonnig. Abgesehen vom Norden, wo die Reste einer Kaltfront liegen, die
für dichtere Bewölkung aber keinen Regen sorgt.

Von Mittwoch bis Donnerstag kommt der atlantische Trog etwas ostwärts voran,
wobei an seinem Südende ein weiteres Höhentief westlich der Iberischen Halbinsel
abtropft und sich der Trog in Folge dessen deutlich abschwächt. Während der
Höhenkeil über dem östlichen Mitteleuropa weitestgehend stabil bleibt, verlagert
das Bodenhoch seinen Schwerpunkt nach Westrussland. Einfluss auf das Wetter in
Deutschland hat dies allerdings noch nicht, abgesehen, davon, dass hohe und
mittelhohe Wolkenfelder auf der Trogvorderseite am Donnerstag den Nordwesten
erfassen.

Am Freitag zieht das nördlich Trogresiduum des ehemaligen atlantischen
Langwellentroges als Kurzwellentrog unter weiterer Abschwächung in die Nordsee.
Seine Achse erfasst in der Nacht zum Samstag den Norden Deutschlands. Der Keil
über Nordosteuropa wird größtenteils zugeschüttet und seine Reste nach Osten
verdrängt. Wodurch die Strömung über Nordeuropa deutlich zonalisiert und sich
vorübergehend eine nördliche (antaizyklonale) Westlage ergibt. Der Trog ist
dabei mit einer Kaltfront verbunden, die zu einem nach Nordskandinavien
ziehenden Tief gehört. Diese Kaltfront überquert Deutschland am Freitag und in
der Nacht zum Samstag. Sie büßt aber ihre Wetterwirksamkeit durch einen schnell
nachrückenden Bodenkeil auf ihrem Weg nach Süden größtenteils ein. Rückseitig
fließt subpolare Meeresluft ein, wobei die 850-hPa-Temperatur auf unter 0 °C
sinkt.

Am Wochenende schiebt ein neuer nachfolgender atlantischer Langwellentrog einen
Keil Richtung Groß-Britannien. Das korrespondierende Hoch liegt mit seinem
Zentrum über der Biskaya und schiebt einen Keil Richtung Mitteleuropa. Der Trog
zieht nach Osteuropa ab, wo er sich stromabwärts wieder verstärkt. In der Höhe
wird Deutschland von einem weiteren Kurzwellentrog erfasst, der nach Südosten
abläuft. Dabei wird weiterhin mit einer nordwestlichen Strömung subpolare Luft
herangeführt, in der die 850-hPa-Temperatur auf -5°C sinkt.

Im weiteren Verlauf wird auch dieser Keil im Norden durch den nachfolgenden Trog
wieder abgehobelt. Höhen- und Bodenhoch verlagern sich nach Mitteleuropa,
während über dem Nordmeer und Skandinavien Tiefdruckeinfluss herrscht
(antizyklonale Westlage). Dabei setzt durch absinken und anfängliche WLA über
Mitteleuropa wieder deutliche Erwärmung ein.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue ECMWF-Lauf zeigt bis Freitag keine wesentlichen Unterschiede zu den
Vorläufen. Erst am Wochenende wird die Lage unterschiedlich simuliert. Wo sich
in den alten Läufen vorderseitig des Langwellentroges noch ein Keil bis ins
Nordmeer ausgebreitet hat und Deutschland an der Ostflanke eines Hochs über
Groß-Britannien lag, zeigt der neue Lauf eine antizyklonale Westlage.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Freitag gibt es kaum Modellunterschiede. In der erweiterten Mittelfrist
zeigt GFS Ähnlichkeiten mit den alten ECMWF-Läufen, mit einer schwachen
Blockade, die sich allerdings dann Richtung Skandinavien ausweitet und dabei die
Osthälfte Deutschlands in der "Kaltluft" verbleibt. GEM zeigt eine ähnliche
Entwicklung, wobei hier gegen Ende sogar wieder die sibirische Kaltluft
angezapft wird und sich auf den Weg nach Mitteleuropa macht.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Bis Freitag sieht man in den ECMWF-Rauchfahnen keine wesentliche Streuung. Im
Laufe des Freitags zeigen alle Mitgleider den Kaltfrontdurchgang mit einer
Phasenverschiebung von +- 12h. Die ENS zeigen einen erheblichen Spread, in wie
stark es rückseitig am Wochenende abkühlt und ob es bereits am Sonntag wieder
wärmer wird. Der Spread reicht hier von -6°C bis +7 °C in den
850-hPa-Temperaturen im Süden Deutschlands. Der Hauptlauf ist dabei einer der
kälteren Läufe. Die Mehrzahl favorisiert eine deutlich wärmere Lösung.
Diesbezüglich springen aber die Ensembles von Tag zu Tag. Am Donnerstag waren
auch die warmen Läufe in der Mehrzahl, gestern die kalten. Die GFS-ENS stützen
diese Unsicherheiten. Auch hier ist der Hauptlauf einer der kälteren Mitglieder.
Aber auch hier bleibt das ENS-Mittel deutlich über den langjährigen Mittel.
Auffällig ist, dass die ganz kalten Läufe in der erweiterten Mittelfrist, die
sibirische Kaltluft bis nach Deutschland gebracht haben nun verschwunden sind.

In den ECMWF-Clusteranalysen werden ab nächster Woche Sonntag nur 15 Mitgleider
der antizyklonalen Westlage zugeordenet. Die anderen zeigen ein mehr oder
weniger starkes Blocking über dem Westatlantik bzw. über Mitteleuropa und
Skandinavien.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Wetterlage bis Freitag ziemlich sicher
ist. Am nächsten Wochenende erwartet uns dann eine Abkühlung. Ob diese nur sehr
moderat ausfällt, oder ob es im Bergland nochmals etwas winterlich wird, ist
noch unsicher. Viel Niederschlag scheint dabei aber nicht zu kommen. Auch in der
erweiterten Mittelfrist geht es wahrscheinlich antizyklonal weiter. Auch wenn es
derzeit eher unwahrscheinlich erscheint, ein erneuter Ausbruch sibirischer
Kaltluft Richtung Mitteleuropa ist Anfang März noch nicht ganz vom Tisch.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Wetterlage bietet kein Potenzial für signifikantes Wetter.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, ECMWF-Hauptlauf
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold