DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
16-02-2021 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 16.02.2021 um 10.30 UTC
Der Winter macht eine Pause. Es wird mild bis sehr mild und das über eine
längere Zeit ohne nennenswerten Niederschlag.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 23.02.2021
Die Mittelfrist startet noch mit "Wetter" und einem ostwärts durchschwenkenden
Trog. Von Südwesten her baut sich aber ab Freitagmittag ein recht persistenter
Keil über Süd- und Mitteleuropa auf. Dieser hält sich mehr oder weniger bis weit
in die kommende Woche und somit atlantische Störungen von Deutschland
größtenteils fern. Die aufregendste Wettererscheinung könnte für eine längere
Zeit Nebel sein. Lediglich im Norden des Landes kann es durch zeitweilig leicht
zyklonale Einflüsse abwechslungsreicher werden. Durch den Zustrom sehr milder
Luftmassen aus Südwesteuropa steigt die Temperatur deutlich an und es wird mild,
teils auch ungewöhnlich mild. Die milde Luft mindert den Nachtfrost, dieser
zieht sich mehr und mehr nach Südostdeutschland zurück. In der erweiterten
Mittelfrist ist Nachtfrost nach aktuellem Trend allenfalls noch in den Alpen zu
finden.
Nun zu den Details:
Am Freitag nimmt der Druckgradient vorübergehend zu und der Wind frischt auf.
Die Trogachse verlässt Deutschland gegen Mittag ostwärts und nimmt Regen und
Wind mit. Dahinter baut sich langsam der Keil auf, dessen Warmluft die Ausläufer
eines Tiefs mit Zentrum über dem Nordatlantik überläuft. Diese erreichen am
Samstag nur noch in abgeschwächter Form den Nordwesten und Norden unseres
Landes.
Der Norden ist es auch, der am Sonntag und Montag von Randtrögen heimgesucht
werden könnte. Dann flacht sich der Keil voraussichtlich ab, die Strömung wird
zyklonaler und somit anfälliger für Störungen. Die Mitte und der Süden
Deutschlands liegen weiter unter dem Keil, dessen Achse sich am Sonntag langsam
ostwärts schiebt. Am Montag ist die Achse etwa über Tschechien und der Slowakei,
somit geraten wir vorübergehend auf die Keilrückseite und in den Zustrom sehr
milder Luft (12 Grad in 850 hPa).
Am Dienstag divergieren die Modelle stark. Laut IFS baut sich der Keil wieder
auf.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Der gestrige Trend mit der Verkürzung der Trogamplitude am Freitag setzt sich
auch im aktuellen IFS Lauf fort. Das Höhentief tropft nun über dem Baltikum ab.
Entsprechend kann die mildere Luft von Westen her auch schneller ostwärts
ausgreifen. Allerdings ist der Keil im heutigen 0z Lauf deutlich weniger breit.
Dies fördert die Einflussnahme von Randtrögen auf den Norden Deutschlands, was
sich auch in der zunehmend zyklonaleren Konturierung des Keils am Sonntag/Montag
zeigt. Der Zustrom sehr milder Luftmassen am Dienstag wird im aktuellen IFS Lauf
ebenfalls weniger progressiv simuliert, allerdings liegen wir weiterhin auf oder
nah an der Keilachse und somit weit von atlantischen Trögen entfernt. Damit ist
es über einen längeren Zeitraum verbreitet trocken und mild bis sehr mild.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die großräumige synoptische Lage wird von allen Modellen ähnlich simuliert.
Unterschiede ergeben sich zu Beginn des Mittelfristzeitraums in der Amplitude
des Troges und somit dem Ausgreifen der Niederschläge nach Süden. GFS und IFS
lassen den Regen bis an die Alpen vorankommen, ICON hingegen lässt mit deutlich
weniger amplifiziertem Trog im aktuellen Lauf den Bereich südlich der Donau
trocken. Gestern war es noch umgekehrt, da war IFS trocken und ICON bis in die
Alpen nass.
Einigkeit besteht im Aufbau des Keils hinter dem Trog. Dabei sind sich IFS und
GFS sehr ähnlich. ICON lässt den Keil deutlich weiter nordwärts ausgreifen und
steilt die Strömung dementsprechend mehr auf. Analog ist die Konturierung bei
ICON am Sonntag weniger zyklonal. GFS und IFS hingegen ziehen weiter am gleichen
Strang. Am Montag wird auch bei ICON der Keil flacher und die Option für den
Durchzug eines Randtroges größer. GFS deutet dann eine recht ordentliche "Delle"
an. Die Unterschiede für den Dienstag und somit letzten Tag der Mittelfrist sind
groß. ICON zieht den Aufbau progressiv durch mit dem Zustrom von 12 Grad in 850
hPa und der Keilachse über Ostfrankreich. IFS hat die Achse mittig über
Deutschland und "nur" 10 Grad in 850 hPa im Süden. GFS bietet den Übergang zu
zonalem Wetter, allerdings ist diese Entwicklung erst im heutigen 0z Lauf
aufgekommen. In den Vorläufen hatte auch GFS den Wiederaufbau des Keils über
Mitteleuropa drin.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Im Zeitraum +72 bis +96 gibt es drei Cluster, alle NAO positiv mit marginalen
Unterschieden. Haupt- und Kontrolllauf befinden sich in Cluster 2.
Der Zeitraum +120 bis +168 bietet 5 Cluster, wobei die Mehrheit NAO positiv ist.
Lediglich C4 bietet ausschließlich Blocking. C2 und 5 haben immerhin an
einzelnen Tagen eine blockierende Lage im Angebot. Haupt- und Kontrolllauf sind
in C1 zu finden.
In der erweiterten Mittelfrist gibt es 4 Cluster, die sich 50:50 auf Blocking
und NAO positiv aufteilen. Zwar sind Kontroll- und Hauptlauf in C3 (NAO positiv)
zu finden, das vermehrte Aufkommen von blockierenden Lagen könnte aber ein Indiz
hin zu diesem Szenario sein.
Der Zustrom sehr milder Luftmassen lässt den IFS-EFI und SOT bei der
2-m-Temperatur ab Samstag deutlich anspringen und das nahezu über der gesamten
Westhälfte Europas. Der EFI beträgt über Deutschland 0,8 bis 0,9. Bei
Temperaturhöchstwerten bis zu 18 Grad zu Beginn der dritten Februardekade ist
das kein Wunder. Schaut man sich die bisherigen Gesamtfebruar- und
Dekadenrekorde (bis 22 Grad in den Jahren 1990/2008/2017/2019/2020) an, so rückt
ein Überschreiten dieser und somit ein extremes Ereignis aber in weite Ferne.
Die Rauchfahnen haben sich im Vergleich zu gestern für den Beginn der
Mittelfrist etwas verschmälert, die Entwicklung wird also deutlicher in eine
Richtung gerechnet. Zum Ende der Mittelfrist (Dienstag bis Donnerstag) werden
die Fahnen breiter, wie gewöhnlich, allerdings ist auch heute auffällig, dass
Haupt- und Kontrolllauf bei Temperatur (850 hPa) und Geopotential (500 hPa) im
N-S-Querschnitt über Deutschland im oberen Drittel, bei T850 oft sogar am oberen
Ende der Streuungsbreite zu finden sind. Die Mehrheit der Ensemblemitglieder
liegt darunter.
Es ist also ab Dienstag noch nichts sicher, aber das haben wir im
Modellvergleich ja schon geahnt. Bis dahin herrscht große Einigkeit mit kleinen
Unschärfen für den Norden Deutschlands.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Mit markantem oder signifikantem Wetter ist nicht zu rechnen. Lediglich auf den
Mittelgebirgsgipfeln sind einzelne Sturmböen wahrscheinlich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-ENS, GFS, ICON, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn