DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
12-02-2021 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 12.02.2021 um 10.30 UTC
Von Westen her Milderung, zeit- und gebietsweise leichter Schneefall, in Regen
übergehend, dabei Glatteis möglich. Im Osten nur langsam ansteigende
Temperaturen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 19.02.2021
Montag ... überdeckt ein umfassender Langwellentrog große Teile Ost- und
Südosteuropas. Der Trog läuft über dem Balkan und Griechenland spitz zu und
reicht bis an die afrikanische Küstenlinie. Dieser wird von einem nachrückenden,
nicht weniger mächtigen Rücken über dem Südwesten des Kontinents langsam
ostwärts abgedrängt. Die Achse des Rückens verläuft zum Mittagstermin von
Katalonien über Zentralfrankreich bis ins südliche Norwegen. Dies geht einher
mit zunehmender WLA, die die T 850 hPa im Westen um 12 UTC auf knapp über 0 Grad
steigen lässt. Am Boden erreicht die Warmfront bzw. der bereits okkludierte
Bereich zu diesem Zeitpunkt den äußersten Westen Deutschlands. Der
interessanteste Aspekt bei dieser Frontpassage dürften die Niederschlagsprozesse
sein. Abhängig vom genauen Timing (das im Vergleich zu den anderen Modellen noch
gewissen Unschärfen unterliegt), wird zunächst die feste Phase eine gewisse
Rolle spielen. Dabei ist es gut möglich, dass es zu Beginn der
Niederschlagstätigkeit stellenweise etwas weiter hinunter schneit. Von langer
Dauer wird dies aber nicht sein, denn alsbald dürfte im Westen der Regen die
entscheidende Rolle spielen (Schneefallgrenze steigt in die Kammlagen). Im
Zusammenspiel mit den kalten Böden ist Glatteis durch gefrierenden Regen
wahrscheinlich, die genaue Verteilung (örtlich oder verbreitet) ist aber noch
unklar. Die Osthälfte bekommt von diesen Prozessen kaum etwas mit, höchsten die
Warmfrontaufzugsbewölkung dürfte den Sonnenschein zunehmend verschwinden lassen.
Die erwarteten Tagesmaxima reichen von -5 Grad an der Oder bis +5 Grad am
Niederrhein. Der Wind spielt nur auf den Bergen und mit Abstrichen an der
Nordsee mit einzelne starken Böen eine Rolle. In der Nacht zum Dienstag verliert
der Verlagerungsprozess der Okklusion aufgrund der blockierenden Wirkung des
osteuropäischen Kaltluftkörpers etwas an Schwung, sodass nach Lesart des EZMW
die sich abschwächenden Niederschläge die Oder kaum erreichen werden. So nimmt
die Wahrscheinlichkeit für Glatteis nach Osten ab und jene für Schnee zu. An den
Alpen kann es oberhalb von 800 bis 1200 m länger schneien.
Dienstag ... hängt zum einen die schleifende Front noch etwas länger am
Alpenrand, zum anderen wird von Westen eine neue Warmluftschuppe (in der Form
der Warmfront einer Welle über Großbritannien) herangeführt. Damit startet ein
neuer Versuch, die kalte Festlandsluft aus dem Osten des Landes zu verdrängen.
Dieser Prozess ist zunächst aber nur geringfügig mehr Erfolg beschieden, denn
die negativen Luftmassentemperaturen (850 hPa) bleiben tagsüber an der östlichen
Landesgrenze erhalten. Erst in der Nacht zum Mittwoch dürften die Niederschläge
mit der Verlagerung des Tiefs auf die Nordsee die Oder erreichen. Während
tagsüber im Westen und der Mitte bei einer relativ hohen Schneefallgrenze der
Regen die Oberhand behalten wird (in den mittleren Regionen durchaus noch mit
Glatteisgefahr), kann es in den östlichen Mittelgebirgen in der Nacht zunächst
bis 500 m schneien. Allerdings ist dies von kurzer Dauer, denn nach Mitternacht
dürfte auch in der Osthälfte der Regen den Schnee verdrängen. Damit steigt auch
die Gefahr für verbreitetes Glatteis durch gefrierenden Regen.
Mittwoch ... flacht der Rücken im Vergleich zum Vortag über Mitteleuropa
deutlich ab. Die bereits okkludierte Front verläuft zu Mittag von der westlichen
Ostsee über Ostdeutschland und den tschechischen Raum bis an den Alpenrand,
wobei dort erneut ein Schleifprozess zu erwarten ist. In diesen Gebieten sind
damit auch die maßgeblichen leichten Niederschläge zu finden, die
Schneefallgrenze liegt bei etwa 800 bis 1000 m im Erzgebirge und oberhalb 1300 m
an den Alpen. Im Westen verläuft der Tag meist stark bewölkt, aber über weite
Strecken aufgrund des vor allem niedertroposphärisch wirkenden Rückens trocken.
Die Höchstwerte steigen voraussichtlich auch im äußersten Osten etwas über 0
Grad, im Westen ist die Marke von 10 Grad in Reichweite. In der Nacht zum
Donnerstag ist leichter Frost aber weiterhin ein verbreitetes Thema. Der Wind
macht sich allgemein nur auf den Bergen leicht bemerkbar.
Donnerstag ... schwenkt ein atlantischer, recht scharf ausgeprägter Trog
ostwärts und amplifiziert sich leicht. Auf dessen Vorderseite baut sich der
Rücken über West- und Mitteleuropa wieder deutlicher auf. Das zunächst über dem
Alpenraum situierte Bodenhoch nimmt mit dem osteuropäischem Hochdruckgebiet
Kontakt auf und verlagert sich damit langsam ostwärts. Außerdem schwenkt über
den Norden ein Bodentrog von West nach Ost durch, der im Norden für etwas Regen
sorgt. Im restlichen Bundesgebiet sollte es weitgehend trocken bleiben. Am
prinzipiellen Luftmassengradienten zwischen West (+1 Grad) und Ost (-2 Grad)
ändert sich zunächst nicht viel.
Freitag ... ist das Potentialfeld in 500 hPa weiter durch den umfassenden Rücken
geprägt. Dieser bekommt aber im Tagesverlauf eine kleine Delle im Nordwesten, wo
ein Randtrog auf die Nordsee übergreift. Dieser steht in Verbindung mit einem
mäßig ausgeprägten Bodentief, dessen Warmfront am Nachmittag den Westen
erreicht. Zum aktuellen Zeitpunkt geht das Modell aber davon aus, dass sich
diese vor allem bei der Bewölkung bemerkbar macht. Niederschläge stehen noch
nicht auf der Karte, das letzte Wort ist dabei aber sicher noch nicht
gesprochen. In den meisten Landesteilen sollte der Tag aber einen trockenen
Charakter mit etwas Sonnenschein aufweisen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Wie schon die Vorläufe zeigt auch der aktuelle Lauf von EZMW das Übergreifen
eines Tiefausläufers auf den Westen Deutschlands im Laufe des Montags. Dies ist
mit einer Milderung der Luftmasse und Niederschlägen verbunden, deren Phase von
fest (Schnee) zunehmend in flüssig (Regen) mit eventueller Glatteisbildung auf
kalten Böden übergeht. Dabei ist zu erkennen, dass dieser Prozess geringfügig
schneller simuliert wird als gestern. In der Nacht zum Dienstag zieht die Front
langsam ostwärts, schwächt sich aber dabei im Osten ab. In den Folgetagen werden
von Westen her weitere Tiefausläufer erwartet, die den Bereich des Dauerfrostes
ostwärts verdrängen. Dabei beginnen die Unsicherheiten, die unmittelbar von der
Entwicklung der Tiefs über Nordwesteuropa abhängen, deutlich anzusteigen. Aus
aktueller Sicht wird der osteuropäische Kaltluftkörper etwas stärker abgebaut,
sodass die Wahrscheinlichkeit für Dauerfrost und mäßige Nachtfröste über der
Osthälfte etwas zurückgehen. In der zweiten Wochenhälfte wird nun ein stärkerer
Rücken simuliert, das weicht deutlich von den Vorläufen mit dominanterem ost-
und südosteuropäischem Trog ab.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums laufen die verschiedenen Globalmodelle
noch relativ deckungsgleich (wenngleich mit zeitlichen Unschärfen, denn ICON ist
beim Übergreifen der Warmfront/der Okklusion am Montag deutlich progressiver
unterwegs). Die markantesten Unterschiede sind dann in der zweiten Wochenhälfte
ersichtlich. ICON setzt auf ein stärkeres Bodenhoch, bei GFS zeigt sich dieses
nur als schwacher Rücken im Südwesten. ICON und EZMW zeigen aber unisono mildere
Luftmassen im Westen und etwas kältere im Osten, während GFS eine deutliche
kältere (Rand eines mächtigen osteuropäischen Hochs) propagiert.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
EPS:
Die Rauchfahnen für repräsentative Orte in Deutschland zeigen fast unisono die
ansteigende Luftmassentemperatur zu Beginn der neuen Woche (im Osten verzögert
und abgeschwächt). Danach pendelt diese um den Bereich von +/- 0 Grad. Ab der
Wochenmitte liegt der heutige Haupt- und Kontrolllauf an der Oberkante des
Streuungsbereichs (d.h. kältere Lösungen sind durchaus möglich). Zwischen Montag
und Mittwoch zeigt die Niederschlagsverteilung außerdem den atlantischen
Einfluss (simulierte Mengen halten sich auch bei den Ensembles in Grenzen).
CLUSTER:
+120 ... 168h: Es liegen 5 Cluster vor, die alle einem Blocking zugeordnet
werden. Maßgeblich ist der Rücken über Mitteleuropa, dessen genaue Lage und
Orientierung bzw. auch die Stärke Unsicherheiten unterliegt.
+192 ... 240h: Am Blocking wird nicht gerüttelt, die Clusteranzahl geht aber auf
4 zurück. Die vorhin erwähnten Unsicherheiten setzen sich sinngemäß fort.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Aus aktueller Sicht sollten Schneefall und Wind nicht in den markanten
Warnbereich reichen. Der strenge Frost könnte in der Nacht zum Dienstag in der
Osthälfte noch eine Rolle spielen (örtlich bis gebietsweise).
GLATTEIS:
Am Montag von Westen her Übergang des Schneefalls in Regen, dabei tagsüber in
der Westhälfte Glatteis durch gefrierenden Regen wahrscheinlich, Unwetter nicht
ausgeschlossen. In der Nacht zum Dienstag etwas ostwärts ausweitend. Am Dienstag
und Mittwoch besonders in der Osthälfte örtlich und zeitlich begrenzt Glatteis
möglich.
Bemerkung zu Tauwetter:
Es kommt zwar vor allem in der Westhälfte im Laufe der nächsten Woche zu einer
Milderung, die Abschmelzprozesse der Schneedecke auslösen wird, jedoch fehlen
voraussichtlich die höheren Einträge der flüssigen Phase in die Schneedecke um
Warnschwellen erreichen zu können.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-EPS, MOS-MIX (um zu große Schwankungen der Vorhersage zu vermeiden)
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VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri