DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
06-01-2021 12:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 06.01.2021 um 10.30 UTC
Am Wochenende häufig trocken und Nachtfrostverschärfung. In der neuen Woche
wieder unbeständig mit neuen Schneefällen in den Mittelgebirgen und im Süden. In
den Niederungen teils Schnee, teils Regen und nasskalt.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 13.01.2021
Deutschland liegt am Samstag im Randbereich eines hochreichenden Tiefs über
Osteuropa, das sehr langsam weiter nach Osten wandert. Sein Höhentrog schwenkt
von der Mitte Deutschlands nach Süddeutschland. Dahinter wandert ein
atlantischer Höhenkeil von der nördlichen Nordsee bis Tagesende nach
Norddeutschland. Vorderseitig schiebt sich der Keil des kräftigen Hochs westlich
von Irland zunächst nach Norddeutschland, zum Tagesende zum zentralen
Deutschland mit mehr als 1025 hPa. Die eingeströmte gealterte polare Meeresluft
bleibt weiter wetterbestimmend.
Am Sonntag erreicht der Höhenkeil das mittlere Deutschland und der Bodenkeil
dehnt sich bis nach Osteuropa aus, so dass sich über der Mitte Deutschlands eine
Hochdruckzone aufspannt. Dem Küstengebiet nähert sich das Frontensystem eines
über das Nordmeer südostwärts ziehenden Zentraltiefs. Damit kommt starke
Bewölkung im Küstenbereich auf und im nördlichen Schleswig-Holstein fängt es an
leicht zu regnen.
Der atlantische Höhenkeil schwenkt am Montag nach Süddeutschland und ein
weiterer Höhenkeil erreicht die Hebriden. Zwischen den beiden Höhenkeilen zieht
ein flacher Höhentrog von der Nordsee nach Nordwestdeutschland. Das vorgelagerte
weitgehend okkludierte Frontensystem des zum Bottnischen Meerbusen ziehenden
Tiefs überquert den Norden Deutschlands und erfasst abends mit Niederschlägen
auch die Gebiete nördlich der Donau. In der Mitte und nach Süden hin ist dabei
eher die Schneephase zu erwarten.
Am Dienstag setzt sich das Tief an der südfinnischen Küste fest und der
Höhenkeil schwenkt unter Auflösung nach Mitteleuropa. Dahinter folgt in der
kräftigen Nordwestströmung ein Kurzwellentrog, der zum Tagesende die südliche
Nordsee erreicht. Abseits der im Südwesten schleifenden Front liegen der Norden
und Osten in der von Nordwesten einströmenden erwärmten polaren Meeresluft. Die
im Südwesten liegenden Warmfront kommt im Tagesverlauf nach Osten voran und
erfasst mit Schnee und Regen bis Tagesende etwa die Elbe. Das zur Warmfront
gehörende Tief erreicht dann mit Südostkurs bereits die holländische Küste.
Das Wellentief zieht im Laufe des Mittwochs vom östlichen Deutschland nach
Südostpolen und seine Kaltfront erreicht abends die Alpen. Der zum
Kaltluftvorstoß gehörende Höhentrog zieht von Deutschland zum Balkan und so
kommen wir am Rande des nach Schottland schwenkenden Höhenkeiles in allen
Troposphärenschichten in eine Nord- bis Nordwestströmung, mit der erneut polare
Meeresluft zu uns strömt, die im Nordosten leicht ´skandinavisch´ angehaucht
ist.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis Montag sind die Simulationen von IFS von gestern und heute weitgehend
konsistent.
Am Dienstag laufen sie allerdings leicht auseinander. Im alten Lauf von gestern
00 UTC zieht eine Warmfrontwelle über die westliche Ostsee und den Nordosten
Deutschlands nach Südosten. Ihr Niederschlagsfeld überdeckt fast ganz
Deutschland. Im neuen Lauf von heute zieht die Frontalwelle von Schottland bis
Tagesende zur holländischen Küste und der Nordosten würde noch von frontalen
Niederschlägen außen vor bleiben.
Mittwochfrüh liegt die Welle im aktuellen Run bereits über Sachsen und zieht
dann rasch südostwärts ab. Dahinter gelangt Deutschland erneut in polare
Meeresluft, die teils von der See her angewärmt wird.
Im alten Lauf von gestern greift bereits die nächste atlantische Warmfront über
und erreicht abends den Nordosten. Postfrontal würde am Mittwoch von Westen und
Nordwesten deutlich mildere Luft nach Deutschland kommen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die Frontalwelle, die bei IFS schon am Dienstag auf den Westen, die Mitte und
den Süden Deutschlands übergreift, erreicht nach ICON mit Niederschlag erst am
Mittwoch den Westen Deutschlands. Zuvor fallen am Dienstag bei ICON nur einzelne
Schauer und die Bewölkung ist aufgelockert.
Bei NAVGEM greift die o. e. Okklusion am Montag erst verspätet auf das
Küstengebiet über und das Wellentief ist am Dienstag und Mittwoch nur schwach
ausgeprägt, so dass es im Süden am Mittwoch noch lange Zeit trocken ist und am
Dienstag der schwache Niederschlag nur die nördlichen Mittelgebirge erreicht.
Auch bei GEM greift die Front am Montag spät über und in der vorübergehenden
Westlage zieht die Frontalwelle am Dienstag über die Mitte ostwärts. Am Mittwoch
ergibt sich dann ebenfalls eine Nordwestlage.
Die größten Differenzen zeigt heute GFS. Hier behauptet sich im 06-UTC-Lauf die
Hochdruckzone über Deutschland nachhaltig. Die Front erreicht am Montag und
sogar am Dienstag nicht das Küstengebiet und schleift über Südskandinavien. Erst
am Mittwoch wird die Hochdruckzone etwas nach Südosten abgedrängt und auf ihrer
Nordseite greift eine schwache atlantische Warmfront erst in der 2. Tageshälfte
auf den Nordwesten über mit anfangs teils gefrierendem Sprühregen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse des IFS liefert heute bis zum 7. Folgetag 4 Cluster, von
denen der 2. Cluster mit 14 Modellruns bis zum Ende noch als blockierend
eingestuft wird. Dabei kann der GFS-Lauf am ehesten in diesen Cluster
eingeordnet werden und hier fehlt der Übergang zur Nordwestlage. Weite Teile
Deutschlands kommen danach in einen Warmsektor.
Der oper. Lauf wird in den ersten Cluster eingeordnet mit insgesamt 16
Modellläufen. Hier ist in der neuen Woche das neue Zentraltief über Skandinavien
recht nah und maritime Polarluft setzt sich nach Durchzug der Frontalwelle
durch. Dieses kann man auch beim 3. und 4. Cluster festhalten, wenngleich es
Timing-Unterschiede gibt. Die GFS-Lösung bzw. die Lösung vom 2. Cluster ist
damit als eher unwahrscheinlich einzustufen, allerdings auch nicht ganz von der
Hand zu weisen.
Die Rauchfahne von Offenbach zeigt bis Anfang der kommenden Woche recht konstant
niedrige 850-hPa-Temperaturen zwischen -3 und -9 Grad. Am Dienstag ist im Mittel
ein vorübergehender Anstieg der Temperatur erkennbar, was den
Wellentiefdurchgang kennzeichnet und anschließend gibt es größere Schwankungen,
wenngleich die kalten Lösungen noch überwiegen. Das Geopotential steigt langsam
an, da sich der atlantische Rücken offenbar langsam annähert.
Entgegen der gestrigen EPS-Meteogramme liegen die Höchsttemperaturen insgesamt
meist um etwa 2 Grad unter dem, was für Januar normal erwartet wird. Erst ab
Freitag kommender Woche nehmen die wärmeren Lösungen zu. Insgesamt nehmen dann
auch die Lagen mit West- und Südwestwinden zu.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Die Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen sind insgesamt nur
gering. Ab Montag gibt es in den Mittelgebirgen eine leicht erhöhte
Wahrscheinlichkeit für Neuschnee über 5 cm innerhalb von 6 Stunden, die sich am
Dienstag nach ganz Süddeutschland ausdehnt und ansteigt. Die Wahrscheinlichkeit
für stürmische Böen an der See und auf exponierten Bergen ist in der neuen Woche
mitunter erhöht.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden