DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

04-01-2021 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 04.01.2021 um 10.30 UTC



Winterlich. Gebietsweise leichter Niederschlag, teils bis in tiefe Lagen als
Schnee. Bei längerem nächtlichen Aufklaren Gefahr strenger Fröste.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 11.01.2021


Am Donnerstag liegt Deutschland unter einem Höhentiefkomplex. Die Frontalzone
verläuft von den Kanaren über das westliche Mittelmeer hinweg ins
Schwarzmeergebiet. Das mit dem Höhentiefkomplex korrespondierende Bodentief
verlagert sich vom Nordosten Deutschlands unter Auffüllung auf die Ostsee.
Hebungsprozesse, die aus einem zur Biskaya gerichteten Teiltrog resultieren,
führen im Nordwesten, Westen und in Teilen Mitteldeutschlands zu zeitweisen
Niederschlägen meist geringer Intensität, die oberhalb von 400 m meist als
Schnee fallen.
Bereits in der Nacht zum Freitag zeichnet sich östlich von Island eine markante
Trogbildung ab. Dieser Trog tropft am Freitag über der Nordsee ab und
regeneriert den Höhentiefkomplex. Vorderseitige Hebung sorgt dann in den
östlichen Mittelgebirgen für leichte Niederschläge, die bis in tiefe Lagen als
Schnee fallen. Auch in den anderen Gebieten bleibt es nicht ganz
niederschlagsfrei. Das Cut-Off-Tief verlagert sich am Samstag über den Westen
Deutschlands hinweg südwärts, was dann den west- und südwestlichen
Mittelgebirgen etwas Niederschlag (der nahezu durchweg als Schnee fällt) bringt.
Bis Sonntag hat dieses Tief die Alpen überquert und induziert über der Adria
eine markante Zyklogenese. Schneefälle, die an der Nordflanke dieses Tiefs durch
herumgeholte Warmluft zustande kommen, erfassen in abgeschwächter Form auch den
Alpenrand und das südliche Alpenvorland. Ansonsten setzt sich am Rande einer
Hochbrücke, die eine Verbindung zwischen einem Hoch westlich der Britischen
Inseln und dem Hoch über Westrussland darstellt, Absinken durch. Dies Brücke
wird durch einen von den Britischen Inseln zu den Baltischen Staaten reichenden
Keil gestützt. Absinken in deren Bereich sorgt für ein Nachlassen der
Niederschläge, was Auflockerungen wahrscheinlicher werden lässt als an den Tagen
zuvor. In den Nächten muss daher zumindest in schneebedeckten Gebieten bei
längerem Aufklaren mit strengem Frost gerechnet werden.
Gleichzeitig läuft östlich von Island ein weiterer Trog nach Südosten ab, der
aber, nicht wie der Trog zuvor, über der Nordsee austropft, sondern sich nach
Skandinavien ausweitet, so dass über Nordeuropa wieder eine rege
Tiefdrucktätigkeit in Gang kommt. An der Südflanke dieses Troges setzt sich eine
westliche Strömung über die Britischen Inseln und Norddeutschland hinweg
ostwärts durch, was für die nördlichen Teile Deutschlands eine Milderung zur
Folge hätte. Frontale Niederschläge dürften bis dahin das Vorhersagegebiet noch
nicht erfassen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum weitet sich der über
Skandinavien liegende Trog nach Süden und ab der Wochenmitte zusehends nach
Südosten aus. Das diesem Trog vorgelagerte, okkludierende Frontensystem lässt ab
Dienstag von Nordwesten nach Südosten Niederschläge übergreifen, die
vorübergehend bis in Lagen um 1000 m in Regen übergehen. Diese Niederschläge
können am Mittwoch in den südwestdeutschen Mittelgebirgen und an den Alpen
längere Zeit andauern. Dabei ist noch unsicher, ob Warnschwellen in Bezug auf
Dauerniederschlag überschritten werden. Genauso wenig lässt sich die Höhe der
Schneefallgrenze abschätzen. Hier ist auch entscheidend, wann mit der auf
Nordwest drehenden und aufsteilenden Strömung ein erneuter Temperaturrückgang
erfolgt.
Mit der einsetzenden westlichen und später auf Nordwest drehenden Strömung sind
am Montag an der Nordsee und ab Dienstag auch an der Ostsee sowie in höheren
Mittelgebirgslagen Böen bis Sturmstärke zu erwarten. Zudem zeichnet sich ein
Temperaturanstieg ab, der am Mittwoch auch die südlichen Landesteile erfasst.
Leichter Dauerfrost sollte dann auf das höhere Bergland beschränkt bleiben.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Sonntag ist der aktuelle Modelllauf zu den beiden gestrigen
Modellrechnungen weitgehend konsistent. Prognoserelevante Unterschiede lassen
sich bis dahin nicht ableiten.
Am Sonntag wird die über den Norden Deutschlands hinweg nach Osten reichende
Hochbrücke von der aktuellsten Simulation etwas kräftiger gerechnet. Frontale
Strukturen werden demzufolge weiter nördlich erwartet, als dies am Vortag noch
angedeutet wurde. Bis Montag setzt sich dann aber auch wie bei den beiden
Simulationen des Vortages über den Norden Deutschlands hinweg eine westliche
Strömung durch.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ergeben sich im Vergleich zu
den beiden Modellrechnungen des Vortages vergleichbare Strukturen, wobei die
Ähnlichkeit zum gestrigen 00 UTC-Lauf etwas ausgeprägter ist als zum 12
UTC-Lauf.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Freitag wird die oben beschriebene Entwicklung von den
verfügbaren Modellen weitgehend gestützt. Prognoserelevante Unterschiede lassen
sich bis dahin nicht ableiten. Am Samstag folgt nur noch GFS dem hier
aufgeführten Szenario. Nach ICON wird dann die Hochbrücke auseinandergerissen
und erstreckt sich vom Nordwesten Deutschlands über die Ostalpen hinweg zur
Balkanhalbinsel. Das Modell des kanadischen Wetterdienstes belässt diese Brück
mit ihrer Achse über der Mitte Deutschlands, folgt aber am Sonntag der Version
des ICON, was im Norden, Nordosten und größtenteils auch in der Mitte eine
markante Gradientzunahme mit Sturmböen im höheren Bergland und an der See sowie
eine Milderung zur Folge hätte. Diese würde am Montag auch die südlichen und
südöstlichen Landesteile erfassen, wogegen sich nach EZMW und GFS südlich der
Mittelgebirgsschwelle bei geringen Luftdruckgegensätzen noch die Kaltluft halten
würde.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wäre nach dem Modell des
kanadischen Wetterdienstes eine zyklonale Nordwestlage mit einer vom Nordwesten
Deutschlands in den östlichen Mittelgebirgsraum gerichteten schleifenden Front
zu erwarten, an der sich die Temperaturgegensätze verschärfen. Nach GFS wäre am
Dienstag die Entwicklung eines Sturmtiefs über der Ostsee vorstellbar. Auf
dessen Rückseite würde von Nordeuropa her arktische Polarluft rascher nach Süden
vorstoßen als nach EZMW.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt weitgehend der oben beschriebenen Version. Hohem
Geopotential über dem Raum Grönland-Island steht tiefes Geopotential über Nord-
und Osteuropa gegenüber, wodurch sich die nördliche Strömung stets aufs Neue
einstellt. Eine belastbare Milderung ist demnach auch für den Nordwesten und
Norden noch nicht erkennbar; allenfalls im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum dürfte sich für die Gebiete nördlich der Mittelgebirge ein
schwacher Trend hin zu etwas ansteigenden Temperaturen herauskristallisieren.
Allerdings wird die Niederschlagsneigung spätestens ab dem Wochenende auch in
den südlichen und südöstlichen Landesteilen zunehmen.
Die vom deterministischen Modell prognostizierte Sturmtiefentwicklung am
Dienstag kommender Woche ist als Einzellösung zu werten. Auch die vorherigen
Modellrechnungen hatten eine derartig heftige Zyklogenese nicht im Programm.
Das EPS des EZMW zeigt bei zwei Clustern, mit denen 18 Member zusammengefasst
werden, eine nördliche oder zumindest steile nordwestliche Strömung, was auf
weitere Vorstöße arktischer Polarluft aus dem nordeuropäischen Raum hindeuten
würde. Nach den restlichen beiden Clustern, denen 12 Einzelläufe sowie die
beiden ungestörten Modellläufe zugeordnet werden, würde sich eine leicht
antizyklonal geprägte west- nordwestliche Strömung und damit eine Milderung
zumindest für die nördlichen und die mittleren Landesteile ergeben. Demzufolge
sind im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum die beiden ungestörten
Modellläufe auch am warmen Rand der Verteilung der Einzellösungen zu finden.
Nachdem dieses Szenario beim gestrigen 12 UTC-Lauf nicht zu sehen war, wäre nach
dem 00 UTC-Lauf des Vortages die Wahrscheinlichkeit hierfür sogar höher als für
erneute Kaltluftvorstöße.
Die Mehrzahl der EPS-Member vollzieht, wenngleich mit einem hohen Spread, diesen
Trend hin zu leicht ansteigenden Temperaturen nicht nach. Allerdings bleibt die
Drehung der bodennahen Windkomponente auf nördliche oder östliche Richtungen
aus, so dass eine ausgewachsene strenge Winterkälte ebenfalls nicht in Sicht
ist.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Das relativ ruhige und meist trübe nasskalte Wetter dauert vorerst an. Markante
Wetterereignisse sind nicht zu erwarten. Allerdings besteht bei längerem
Aufklaren über schneebedeckten Gebieten die Gefahr strengen Nachtfrostes. Die
Wahrscheinlichkeit hierfür nimmt am Wochenende zu, so dass dann im gesamten
Mittelgebirgsraum und südlich davon bei Aufklaren strenger Frost vorstellbar
ist. In Teilen Süddeutschlands und im gesamten Mittelgebirgsraum könnte sich ein
mehrtägiger Abschnitt mit auch tagsüber leichtem Frost einstellen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW), anfangs noch MOS. Temperaturanstieg im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum ist noch sehr unsicher.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann