DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
16-08-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 16.08.2016 um 10.30 UTC
Wechselhaft mit Schauern und Gewittern, mäßig warm bis warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 23.08.2016
Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am kommenden Freitag gestaltet
sich die Potentialverteilung in der 500 hPa - Druckfläche über Europa
folgendermaßen:
Über dem Bereich Ostsee Baltikum liegt ein in Abschwächung befindlicher
Höhentrog, der von einem markanten westeuropäischen Langwellentrog eingefangen
wird, während über Mitteleuropa ein flacher Höhenkeil auszumachen ist. Dieser
Höhenkeil sorgt in Deutschland am Freitag für schwachen Zwischenhocheinfluss und
recht freundliches Wetter, während ein über Frankreich liegender Frontenzug
allmählich ostwärts schwenkt und Deutschland im Lauf der Nacht zum Samstag
erfassen wird. Dieser Frontenzug ist an ein Sturmtief bei Irland angegliedert.
Sturmtief und Front ziehen zum Samstag weiter nach Osten, das Bodentief erreicht
am Abend die Nordsee, die Kaltfront den Osten Deutschlands bzw. Westpolen. So
greifen in der Nacht zum Samstag und am Samstag selber von Westen her Schauer
und Gewitter auf Deutschland über. Starkregen und Sturmböen sind dabei
wahrscheinlich.
Am Sonntag gelangen wir auf die Rückseite der mittlerweile über Osteuropa
liegenden Kaltfront. Dabei fließt etwas kühlere Meeresluft ein (Temperatur in
850 hPa liegt bei etwa 6 bis 9). Das Tief schwächt sich weiter ab, der Gradient
fächert weiter auf, so dass kaum warnwürdige Windgeschwindigkeiten zu erwarten
sind. Allerdings bleibt es wechselhaft mit Schauern, vereinzelt können auch
Gewitter auftreten, die aber nicht kräftig ausfallen dürften.
Am Montag weitet sich von Südwesteuropa ein Keil nach Deutschland hin aus, der
am Boden ein flaches Hoch über dem Alpenraum und Süddeutschland stützt. Dies
sorgt im Süden und in der Mitte für Wetterberuhigung, während der Norden von
einer Warmfront eines Sturmtiefs mit Zentrum nordwestlich von Schottland
beeinflusst wird.
Am Dienstag kräftigt sich der keil über Süddeutschland weiter und dehnt sich
noch etwas nach Nordosten hin aus. Das Sturmtief bei Schottland zieht unter
Abschwächung Richtung Nordmeer. Dadurch verstärkt sich der Hochdruckeinfluss
über Deutschland weiter und auch in der Nordhälfte setzt sich etwas
freundlicheres und auch wieder wärmeres Wetter durch.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum stellt sich voraussichtlich
eine antizyklonal geprägte Südwestlage ein. Der Südosten beleibt dabei meist
unter Hochdruckeinfluss, während im Nordwesten gelegentlich durchziehende
Tiefausläufer ab und zu mal gewittrige Schauer bringen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitrums ist die Konsistenz des
ECMWF-Modells sehr hoch. Ab Dienstag liegen die letzten beiden Läufe des ECMWF
auf einer ganz anderen Schiene als die Vorgänger. Die Vorgänger gingen weiterhin
von einer zyklonal geprägten Großwetterlage aus, wohingegen der heutige 00-Uhr
Lauf und der gestrige 12-Uhr Lauf eine antizyklonale geprägte sommerliche
Südwestlage simulieren. Somit liefert die Konsistenzbetrachtung im weiteren
Verlauf keinen eindeutigen Hinweis. Dennoch sollte man von einer Umstellung auf
eine eher sommerlich warme Wetterlage ausgehen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch GFS und GEM präferieren wie die beiden letzten operationellen Läufe des
ECMWF eine Umstellung auf eine eher antizyklonale Wetterlage ab kommenden
Dienstag und auch für den erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum. Zuvor
stimmen die bereits erwähnten globalen Modelle und auch ICON, von leichten
Phasendifferenzen abgesehen, gut überein.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen zeigen bei einem geringen Spread zunächst ein leichtes Absinken
in Temperatur und Geopotential bis etwa kommenden Sonntag und ab kommenden
Montag unter Auffächerung einen deutlichen Anstieg bei Potential und Temperatur.
Dabei befinden sich operationeller und Kontrolllauf im oberen Median des
Ensembles.
Ab Donnerstag gibt es deutliche Niederschlagsignale, die bis Sonntag recht
markant ausfallen, dann aber eher wieder schwächer werden.
Die Clusterung liefert im Zeitraum t+120h bis t+168h zwei Cluster, die sich über
Mitteleuropa aber kaum unterscheiden. Generell wird hier ein eher flacher
Höhentrog simuliert.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum t+192 bis t+240h werden 5
Cluster erzeugt, die in der Mehrzahl der Fälle (38) eine warme antizyklonale
Variante beinhalten, wohingegen die zyklonale Variante nur auf 13 Fälle kommt
und damit deutlich in der Minderheit ist. Von daher erscheint die Simulation des
heutigen Hauptlaufs als recht wahrscheinlich und glaubhaft.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
EFI gibt keine besonderen Hinweise auf signifikante Wetterereignisse.
Allerdings sind im Rahmen der auftretenden Schauer und Gewitter lokale
Starkregenereignisse möglich (meist nicht unwetterartig), wofür COSMO-LEPS und
EZMW-EPS Signale geben.
Letztlich auch nicht ganz ausgeschlossen ist, dass aus den Schauern und
Gewittern ein Übergang in eine Dauerregenlage in Süddeutschland erfolgen kann.
Signale dafür liegen vor allem am Samstag im Südwesten vor, wobei COSMO-LEPS bis
zu 20 % Wahrscheinlichkeit für mehr als 30 mm Regen in 24 Stunden anbietet.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-EPS, MOS-ECMWF, MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer