DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

28-12-2020 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 28.12.2020 um 10.30 UTC



Mäßig kalte Troglage. Dabei Schneefall bis in tiefe Lagen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 04.01.2021


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums an Silvester liegt Deutschland
im Einflussbereich eines langwelligen Troges, der sich von Grönland ausgehend
bis in den Mittelmeerraum erstreckt. Im Trog hat sich zwischen Großbritannien
und der Nordsee ein Höhentief gebildet, das sich im Verlauf des Tages abschwächt
und zudem in mehrere Drehzentren 'zerbröselt'. Eines dieser Drehzentren
etabliert sich im Bereich des östlichen Kanaleingangs und stützt damit die
Entwicklung eines Bodentiefs über Benelux. Daher gestaltete sich das Wetter an
Silvester im westlichen Deutschland meist unbeständig mit Regen und im Bergland
mit Schnee. Größere Mengen werden allerdings nicht simuliert. Dagegen zeigt sich
im Osten auch zeitweise die Sonne. Die Tageshöchsttemperaturen liegen bei 0 Grad
im Südosten und 5 Grad am Niederrhein.

Am Freitag (Neujahr) sorgt Kaltluft, die auf der Rückseite des Troges nach Süden
geführt wird für dessen Ausdehnung in Richtung Süden. Das Bodentief verharrt den
ganzen Tag mit seinem Zentrum im Bereich der südlichen Nordsee. Somit ist es
auch am Neujahrstag vor allem in der Westhälfte meist unbeständig mit Regen und
im Westen, dort wo die kälteste Luft simuliert wird, mit Schnee bis ins
Flachland. Freundliche Abschnitte gibt es am ehesten am Alpenrand. Am
Temperaturniveau ändert sich gegenüber dem Vortag nicht viel.

Am Samstag dehnt sich der Trog bis nach Nordafrika aus. Das abgetropfte
Höhentief im Bereich Westeuropa verlagert sich kaum. Weiterhin liegt die
höhenkälteste Luft über dem Westen Deutschlands. Die Niederschläge erfassen aber
meist nur den äußersten Westen und fallen meist als Schnee. Weiter nach Norden
geht der Schnee zunehmend in Regen über. Größere Mengen stehen auch am Samstag
nicht auf der Karte.

Am Sonntag verlagert sich das abgetropfte Höhentief etwas weiter nach Westen und
auf seiner Vorderseite wird ein Bodentief von Italien in die Mitte Deutschlands
geführt. Dadurch kommt es im Westen und in der Mitte zu weiteren Niederschläge,
die bei Temperaturen von maximal -5 Grad im 850hPa-Niveau meist als Schnee, nur
in Küstennähe als Regen fallen. Größere Mengen stehen zwar nicht auf der Karte
aber immerhin kann im Südstau der Mittelgebirge 5 cm oder mehr Neuschnee geben.
In der Osthälfte kommen die Temperaturen kaum über 0 Grad. Am Niederrhein steigt
das Temperaturen auf 3 Grad.

Am Montag wandert das Höhentief weiter nach Südsüdwest und liegt am Tagesende
über dem zentralen Frankreich. Das damit korrespondierende Bodentief schwächt
sich ab und wandert von Norddeutschland in die südliche Nordsee. Wie an den
Vortagen gibt es dadurch vor allem im Westen bis ins Flachland Schnee, meistens
aber nur wenige Zentimeter. Der Wind weht zwar im Bereich der Küste frisch aus
Osten, warnwürdig wird er aber voraussichtlich nicht. Auch am Temperaturniveau
verändert sich im Vergleich zum Wochenende nichts.

Auch in der erweiterten Mittelfrist liegen wir weiterhin im Bereich des
Höhentiefs wobei sein Kern wieder näher an Deutschland heranrückt. Somit setzt
sich das nasskalte und unbeständige Wetter fort. Größere Niederschlagsmengen
sind nicht zu erwarten.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Auch wenn es im Detail kleinere Unterschiede gibt, befindet sich der aktuelle
Lauf des IFS in guter Konsistenz zu den Vorläufen. Der am Freitag mit einem
Randtrog nach Norden verlaufende Bodentief hat zwar eine Vb-artige Verlagerung,
ist aber nach Lesart der neuen Läufe zu weit östlich, um für uns wetterrelevant
zu sein.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Freitag herrscht eine recht gute Übereinstimmung zwischen dem aktuellen IFS
Lauf und den Läufen von GFS und ICON. Es fällt aber auf, dass das IFS das
Höhentief über Westeuropa im Vergleich zum ICON etwas stärker und im Vergleich
zu GFS deutlich stärker akzentuiert. Auch am Wochenende wird das Höhentief bei
ICON und GFS deutlich schwächer dargestellt als beim IFS. Ab Montag verlagert
GFS das Höhentief deutlich weiter nach Osten und lässt von Westen her den Keil
eines Höhenhochs bei Island zu uns schwenken. Dem gegenüber simuliert IFS
weiterhin das abgeschnürte Höhentief mit Kern über Südwesteuropa.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalysen zeigen für Donnerstag und Freitag nur eine Clusterlösung.
Auch Analysen für das Wochenende und Montag weisen nur 3 Cluster auf. Sie zeigen
allesamt bei uns einen sehr persistenten Höhentief/Trog, der aufgrund des
Blockings über dem Osten sich kaum verändert. Auch in der erweiterten
Mittelfrist ab Dienstag simulieren 4 Clustern eine überwiegen zyklonale
Potential-Konfiguration bei uns. Eine kurzfristige antizyklonale Episode wird
lediglich vom 4. Cluster angedeutet.

Die Rauchfahnen zeigen bei der T850 bis zum Wochenende bei meist nur geringem
Spread einen leichten Rückgang der Temperatur wobei der deterministische
Hauptlauf und der Kontrolllauf sehr gut übereinstimmen. Beim Niederschlag gibt
es naturgemäß mehr Spread. Markante Niederschlagsmengen sind allerdings nicht zu
verzeichnen. Die 2m Temperatur liegt meist unter dem Median des Modellklimas und
die Nachttemperaturen befinden sich deutlich im kälteren Bereich des
Modellklimas.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Extreme Forecast Index gibt keine Hinweise für markanten Niederschlag oder
ein Windereignis. Auch die Temperaturen sind im Vergleich zur Modellklimatologie
nicht zu kalt.
Markante Signale für Niederschlag, Schnee oder Wind liegen nicht vor. Lediglich
für die Alpentäler besteht eine geringe Wahrscheinlichkeit für strengen Frost ab
Neujahr.

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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, IFS, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich