Thema des Tages

15-08-2016 14:40

"Hoch Britische Inseln"

Der Jahresverlauf der Witterung in Mitteleuropa besteht aus einer
Folge typischer Wettersituationen, den "Großwetterlagen". Diese
ergeben sich durch weiträumige Luftdruckverteilungen und die daraus
resultierenden Strömungsmuster, in Bodennähe sowie auch in den
darüber liegenden Luftschichten.

Das Wetter selbst wird außerdem durch die Eigenschaften der in die
Zirkulation einbezogenen Luftmassen dominiert. Es kann während der
Andauer einer Großwetterlage an einzelnen Orten innerhalb des
betrachteten Gebietes durchaus wechseln, der allgemeine
Witterungscharakter bleibt jedoch erhalten.

Die Ende vergangener Woche über dem Nordatlantischen Ozean noch quasi
zonal, also in West-Ost-Richtung, verlaufende Höhenströmung in der
mittleren und höheren Troposphäre wurde am Wochenende südlich von
Grönland ausgebuchtet, als eine Polarluftmasse äquatorwärts ausbrach
und einen Trog mit hoch reichender Kaltluft formte.

Über dem Nordostatlantik drang aus Gründen der hydrodynamischen
Kontinuität eine ursprünglich tropische Luftmasse mit hoch reichender
Warmluft polwärts vor und es entstand ein Geopotential- bzw.
Hochdruckrücken. Die dort herrschende Absinkbewegung bewirkte im
Bodenniveau einen Anstieg des Luftdruckes, der zur Verlagerung bzw.
Entstehung eines abgeschlossenen Hochdruckgebietes bei den Britischen
Inseln führte.

Wenn eine derartige Luftdruckverteilung andauert, kann man sie als
"Hoch Britische Inseln" (wissenschaftliche Abkürzung HB)
klassifizieren. Die Frontalzone, also der Übergangsbereich zwischen
subpolaren und subtropischen Luftmassen, verläuft nun in einem
weiten, nordwärts gerichteten (im Meteorologenjargon "antizyklonal"
genannten) Bogen zwischen Island, Ostgrönland und Skandinavien.

Atlantische Tiefausläufer werden ggf. gezwungen, diesen Weg zu nehmen
und halten sich von Mitteleuropa fern. An der Ostflanke des
Hochdruckgebietes strömt eher kühle Meeresluft nach Mitteleuropa, so
dass sich bei insgesamt ruhigem Wetter die Tageshöchsttemperaturen im
größten Teil Deutschlands in Grenzen halten und die Nächte vielerorts
recht frisch sind.


Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.08.2016

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