Thema des Tages

07-12-2020 11:20

Schneeflöckchen, Weißröckchen

Schnee ist um diese Jahreszeit ein omnipräsentes Thema. Besonders auf
der Alpensüdseite kann man ein Lied davon singen, denn die versinkt
gerade meterhoch in der weißen Pracht.

Seit einigen Tagen schon hat sich die Großwetterlage über Europa mehr
oder weniger festgefahren. Über Westeuropa hat sich ein stationärer
Langwellentrog manifestiert, damit einher geht ein korrespondierendes
Tiefdruckgebiet bei Großbritannien. Bei uns in Deutschland macht sich
das in erster Linie in Form einer markanten Luftmassengrenze
bemerkbar, die bei uns zumindest im Bergland für etwas winterliche
Stimmung sorgt. Der besagte Langwellentrog hat aber auch noch andere
Eigenschaften im Gepäck. Er lenkt nämlich warme Luft vom Mittelmeer,
die aufgrund der noch warmen Wassertemperaturen mit reichlich
Feuchtigkeit angereichert ist, genau im rechten Winkel gegen die
Alpen. Dies führte an diesem Wochenende zu einer Staulage an der
Alpensüdseite. Die hatte es in sich, denn sämtliche Feuchtigkeit vom
Mittelmeer wurde durch das erzwungene Aufsteigen der Luftmassen an
den Alpen in Form von Regen und Schnee abgeladen.

Dabei sind exorbitante Niederschlagsmengen zusammengekommen.
Teilweise wurden sogar diverse Rekorde gebrochen. Wie der
österreichische Wetterdienst (ZAMG) berichtet, sind stellenweise
deutlich über 200 l/qm Niederschlag in 48 Stunden gefallen.
Spitzenreiter war der Ort Kornat im Kärntner Lesachtal mit 285 l/qm,
gefolgt von Lienz in Osttirol mit 210 l/qm, Silian (Osttirol) mit 205
l/qm, Kötschach-Mauthen (Kärnten) mit 195 l/qm, und St.
Jakob/Defereggen (Osttirol) mit 190 l/qm. In Lienz und Kornat wurden
die Rekordmengen für 48-stündige Niederschlagsmengen gebrochen. Die
gefallenen Neuschneemengen sind ebenfalls rekordverdächtig. Da die
Schneefallgrenze im Verlauf stark schwankte, korrespondieren dabei
die gemessenen Niederschlagssummen nicht notwendigerweise mit den
Neuschneemengen. In Umhausen (Ötztal, 1030 m ü. NN) fielen von
Samstag auf Sonntag rund 80 cm Neuschnee, was den bisherigen
Stationsrekord für 24-stündigen Schneefall von 45 cm fast
verdoppelte. Am Brenner auf 1400 m ü. NN schneite es sogar fast 90
cm, der Rekord liegt hier allerdings bei 100 cm im März 1975. Noch
mehr Neuschnee kam auf den Gipfeln oberhalb 1500 m zusammen. Von
Freitag bis Sonntagfrüh fielen dort verbreitet zwischen 100 cm und
150 cm Neuschnee.

Die Niederschläge sind auch noch nicht vorüber. Zum Dienstag bildet
sich ein neues Tiefdruckgebiet über der Adria und drückt erneut die
feuchte Luft gegen die Berge. Dabei sollen bis in die Nacht zum
Mittwoch insgesamt erneut Niederschlagsmengen von 70 bis 100 l/qm in
kurzer Zeit zusammenkommen, die dann vor allem in den höheren Lagen
nochmals ein massives Neuschneepaket obendrauf packen.
Dementsprechend werden bereits bestehende Einschränkungen durch
umgestürzte Bäume, gerissene Stromleitungen, und Lawinengefahr
voraussichtlich weiter bestehen bleiben.

Die unten stehende Abbildung (https://t1p.de/yd7e) zeigt einmal das
frühmorgendliche tief verschneite Heiligenblut in Kärnten ganz in der
Nähe des Großglockners (Quelle: foto-webcam.eu), sowie die
48-stündige Analyse der Niederschlagssummen (Quelle:
Facebook-Auftritt der ZAMG).

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.12.2020

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