Thema des Tages

18-11-2020 09:50

Typisch temperiertes Novemberwetter? Aber wohl nur vorübergehend!


Der November 2020 zu warm, zu trocken und sehr sonnig! Nach sehr
mildem Mittwoch folgt ein der Absturz. Vorübergehend zeigt sich der
November bei einem unbeständigen, teils windigem Wettercharakter und
normal temperierten Temperaturen launischer. Doch es fehlt an
Nachhaltigkeit, zumindest noch!

Der November fällt in diesem Jahr bisher zu warm, zu trocken und sehr
sonnig aus. Die Temperaturabweichungen zur Referenzperiode '61-'90 in
Deutschland betragen in der ersten Monatshälfte zwischen 3 und 6
Grad, was im Mittel über 4 Grad zu warm ist. Auch beim Niederschlag
hinkt der November in diesem Jahr deutlich dem vieljährigen Mittel
hinterher, dafür ist er aber mit viel Sonnenschein gesegnet. Egal wie
man es sieht, dieser November 2020 jagt wieder Rekorde, sollte sich
das Wetter in der zweiten Monatshälfte nicht signifikant ändern. Doch
wie sieht das Wetter derzeit in Mitteleuropa und somit hierzulande
aus?

Das Wetter in Deutschland wird in der zweiten Wochenhälfte vom
ehemaligen Wirbelsturm ETA beeinflusst, welches sich am heutigen
Mittwoch bei Schottland befindet und bis Donnerstagabend nach
Finnland wandert. Zunächst führt demnach eine recht kräftige
südwestliche Strömung auf der Vorderseite des Tiefs sehr milde
Subtropikluft aus Südwesteuropa ins Land. Da weite Teile Deutschlands
zudem auch noch vom Hoch über Süd- und Osteuropa profitieren, kann
die Sonne die Luft vielerorts noch weiter erwärmen und Höchstwerte 11
und 18 Grad produzieren. Allenfalls im Dauernebel in einigen
Flusstälern Süddeutschland schafft es die Temperatur kaum über die 10
Grad Marke.

Ein Blick zu den Britischen Inseln zeigt dann, was wettertechnisch
auf Deutschland zeitnah zukommt. Auf der Südflanke von Tief ETA
schiebt diese eine Kaltfront ostwärts, die kommende Nacht auf
Deutschland übergreift und nachfolgend das Land langsam südostwärts
überquert. Rückseitig hat der Tiefausläufer einen ersten Schwall
erwärmter Polarluft im Gepäck, sodass die Temperaturen am Donnerstag
in der Spitze schon 5 Grad niedriger ausfallen. Doch das war noch
nicht alles.

Denn wenn ETA über Finnland angekommen ist und sich gleichzeitig das
Azorenhoch über dem Ostatlantik einnistet und seinen Einflussbereich
nach Osten bis nach Frankreich erweitert, dreht die Strömung über
Deutschland auf Nordwest bis Nord, sodass die Polarluft auf direktem
Wege über die Nordsee ins Land gelangt. Entsprechend werden die
Temperaturen am Freitag eigentlich erstmals typische Werte für
November annehmen und landesweit unter der 10-Grad-Marke verharren.
Abgesehen vom Norden und Westen folgt auch eine frostige Nacht. Zudem
kann in der Nacht zum Freitag und Freitag an den Alpen bis in die
Niederungen Schnee fallen.

Doch die kurze Temperatur-Rutschpartie in das gewöhnliche
Novemberniveau ist nicht nachhaltig. Das Azorenhoch kann sich vom
Atlantik weiter nach Osten bis nach Westrussland ausdehnen. Da
gleichzeitig tiefer Luftdruck von Neufundland bis nach Skandinavien
dominiert, stellt sich ab Freitag zunehmend eine recht zonale
westliche Strömung ein. Somit wird Deutschland wieder von milder
Atlantikluft geflutet, welche die Temperatur auf Werte zwischen 6 und
13 Grad klettern lässt. Da mit der westlichen Strömung auch Randtiefs
samt deren Ausläufer ostwärts wandern, ist bevorzugt in der
Nordhälfte ein eher unbeständiger und teils windiger Wettercharakter
Trumpf. Der Süden profitiert dagegen vom Azorenhochableger und kann
bei teils frostigen Nächten freundliches Herbstwetter genießen.


Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.11.2020

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