DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
17-11-2020 11:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 17.11.2020 um 10.30 UTC
Anfangs unbeständig und kühl, am Freitag vor allem im Süden mit etwas Schnee bis
in mittlere Lagen. Am Wochenende im Süden überwiegend Wetterberuhigung und
trocken, im Norden leicht wechselhaft, etwas milder.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 24.11.2020
Am Freitag verlagert sich der Trog über dem östlichen Mitteleuropa nur zögerlich
weiter nach Osten. Dies liegt zum einen daran, dass er gegen das umfangreiche
Hoch über Russland anläuft, zum anderen tropft er im Südteil gen Tyrrhenisches
Meer ab. Dadurch lagern auch im Süden noch Reste des in der Nacht durchgezogenen
Frontensystems mit Niederschlägen, zudem setzen an den Alpen durch die nördliche
Anströmung auch Staueffekte ein. Rückseitig der Kaltfront ist in ganz
Deutschland eine kalte Luftmasse eingeflossen, deren Temperatur in 850 hPa meist
um, teils auch unter -5 Grad liegt. Daher muss bis in mittlere Lagen um 500 m
mit Schneefall gerechnet werden, im Stau der Alpen fällt dann Schnee bis in die
Täler. Im Norden Deutschlands sorgt der Höhentrog mit Höhenkaltluft (unter -30
Grad in 500 hPa) für eine gewisse Schauertätigkeit, insbesondere auch im
Zusammenspiel mit dem noch recht warmen Wasser von Nord- und Ostsee können sich
im Tagesverlauf Schnee-, Schneeregen- und Graupelschauer auftreten, die dann
auch bis ins Norddeutsche Tiefland ziehen. Sonst gelangt Deutschland mit Abzug
des Troges allmählich unter Hochdruckeinfluss, so dass in den mittleren
Landesteilen kaum Niederschläge erwartet werden.
Am Samstag steigen Bodendruck und Geopotenzial weiter an: Am Boden etabliert
sich ein Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt über dem östlichen Mitteleuropa, in der
Höhe wölbt sich ein Keil von der Biskaya nordostwärts Richtung Deutschland und
Südskandinavien. Das hat für den Großteil von Deutschland eine Wetterberuhigung
zur Folge und auch die Kaltluft wird mit Drehung der Höhenströmung auf Süd bis
Südwest allmählich ostwärts abgedrängt. Die Temperatur in 850 hPa steigt meist
wieder auf Werte über dem Gefrierpunkt. Ganz im Norden nimmt allerdings der
zyklonale Einfluss im Tagesverlauf auch schon wieder zu. Die Warmfront eines
umfangreichen Tiefdruckgebietes mit Zentrum östlich von Island schwenkt mit
Bewölkung und gelegentlichem Regen von Nordwesten herein. Außerdem nimmt dabei
der Gradient etwas zu, so dass zumindest im Küstenumfeld oder auch in höheren
Lagen der Mittelgebirge mit teils starkem bis stürmischem Wind gerechnet werden
muss.
Am Sonntag verbleibt der Süden Deutschlands weitgehend unter Hochdruckeinfluss,
der sich allerdings abschwächt, da der Höhenkeil durch das Reinschwenken des
nordatlantischen Troges abgeflacht bzw. seine Achse mehr zonal ausrichtet wird.
Der Einfluss des Frontensystems des Zentraltiefs, das sein Zentrum jetzt vor der
norwegischen Küste hat, nimmt bis in die Mitte Deutschlands zu. Im Tagesverlauf
greift bald die Kaltfront von Norden über. Die vorübergehend mildere Luft im
Warmsektor (im Norden um 0 Grad in 850 hPa, an den Alpen bis 6 Grad) wird wieder
verdrängt, von Norden fließt wieder Polarluft mit T850 hPa-Temperaturen unter 0
Grad ein. Die Kaltfront verlagert sich im Tagesverlauf von Norden kommend etwa
bis in die Mitte Deutschlands und sorgt so für etwas Regen, im Küstenumfeld
folgen zudem Schauer.
Am Montag liegt die Luftmassengrenze über dem südlichen Deutschland, diese wird
durch einen Kurzwellentrog, der im Tagesverlauf von der Nordsee südostwärts bis
an die Alpen durchschwenkt, aktiviert. Damit kommt es vor allem in der Südhälfte
zu zeitweiligem Regen. Abseits der Front kommt es im Bereich des
Kurzwellentroges und der dort lagernden Höhenkaltluft auch ganz im Norden zu
Schauern, vor allem im Küstenumfeld sowie dem angrenzenden Binnenland.
Nachfolgend wölbt sich wieder ein Höhenkeil von der Iberischen Halbinsel gen
Frankreich und Großbritannien auf, am Boden etabliert sich ein Hoch mit
Schwerpunkt über Westeuropa. Die Strömung dreht auf Nordwest, so dass die 0
Grad-Isotherme in 850 hPa wieder mehr und mehr nach Süden gedrängt wird,
lediglich im äußersten Südwesten bleibt es etwas milder.
Am Dienstag verlagern sich der Höhenkeil und der Schwerpunkt des Bodenhochs
ostwärts, das Hoch liegt mit Schwerpunkt dann über Mitteleuropa. Mit der dann
auf südliche Richtungen drehenden Strömung wird wieder etwas mildere Luft
herangeführt. Das Wetter in ganz Deutschland ist (herbstlich) antizyklonal
geprägt, eventuell steigen ganz im Norden ein paar Wolkenfelder eines
Kurzwellentroges über Südskandinavien. Niederschläge werden aber nicht erwartet.
In der erweiterten Mittelfrist ab Mittwoch besteht die antizyklonale, ruhige
Wetterlage zunächst fort. Allerdings verschiebt sich das Trog-Keil-Muster
allmählich ostwärts, so dass sich zum Donnerstag der atlantische Trog von Westen
weiter nähert, dies aber unter Abschwächung, und Deutschland dann bis Freitag im
Tagesverlauf überquert. Mehr als ein paar schauerartige Niederschläge und wieder
eine etwas kühlere Luftmassen sind aber kaum zu erwarten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
In Anbetracht der relativ geringen Phasen- und Amplitenunterschiede zwischen dem
aktuellen Lauf des IFS und seinen Vorgängern, die naturgemäß im Laufe der
Mittelfist ein wenig größer werden, kann die Konsistenz insgesamt als sehr gut
beschrieben werden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die Unterschiede der Vorhersagen des IFS zu anderen Globalmodellen wie ICON oder
GFS sind im gesamten Mittelfristzeitraum relativ gering. Es gibt natürlich
kleinere Unterschiede im Timing und auch in der Interpretation der Basisfelder
hinsichtlich zu erwartender Niederschläge (GFS ist ja z.B. allgemein recht
"niederschlagsfreudig"), an dem wesentlichem Fahrplan für die Vorhersage der
Mittelfrist ändert dies aber nichts.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse des ECMWF für den ersten Vorhersagezeitraum von Freitag (+72
bis + 96h) liefert 4 Cluster mit 17, 13, 11 und 10 Membern, Haupt- und
Kontrolllauf werden beide in Cluster 1 mit insgesamt 17 Membern eingruppiert. Es
gibt kleinere Abweichungen in punkto Timing und Amplitude bei der Behandlung des
abziehenden Troges und des nachfolgenden Rückens, was sich sicher in einer mehr
oder weniger intensiven Schauertätigkeit im Norden Deutschlands und einer
unterschiedlichen Behandlung der Staukomponente am Alpenrand äußern könnte.
Generell neue Ideen zeigt aber kein Cluster. Im Folgezeitraum von Sonntag bis
Dienstag (+120 bis + 168h) werden ebenfalls 4 Cluster mit positivem NAO
angeboten, auch hier werden Haupt- und Kontrolllauf wieder in Cluster 1 mit
insgesamt 15 Membern einsortiert. Insgesamt sind die Cluster relativ gleichstark
besetzt (15, 14, 12 und 10 Member) und zeigen eine leicht andere Lage der
Frontalzone über Deutschland und ein unterschiedlich starkes Aufwölben des Keils
über Westeuropa zum Dienstag hin. Dementsprechend zeigen sich zwar nach wie vor
keine großen Abweichungen im generellen Ablauf, aber durchaus Auswirkungen auf
die Vorhersage bzgl. Niederschlagsschwerpunkten oder auch den zeitlichen Verlauf
hinsichtlich der Wetterberuhigung zum Dienstag. Im Bereich der erweiterten
Mittelfrist ab Mittwoch (+19 bis + 240h) steigt die Unsicherheit dann weiter. Es
werden 5 Cluster mit 13, 12, 11, 9 und 6 Membern angeboten, Haupt- und
Kontrolllauf finden sich in Cluster 2 mit insgesamt 12 Membern wieder. Hier
reichen die Lösungen von der Einstellung einer Omegalage (Cluster 5 mit 6
Membern) bis zur Einstellung einer zyklonalen Westlage (Cluster 4 mit 9
Membern), die Lösung des operationellen Laufe liegt dabei etwa in der Mitte
zwischen diesen extremen Lösungen. Naturgemäß sind die Vorhersage ab Mitte der
kommenden Woche demnach noch mit deutlicher Vorsicht zu genießen.
Die Rauchfahnen des EZMW untermauern die Clusteranalyse und die aufgezeigten
Unsicherheiten. Bis einschließlich Samstag/Sonntag sind die Rauchfahnen quer
durch Deutschland sowohl in punkto Geopotenzial in500 hPa als auch in Bezug auf
die Temperatur in 850 hPa ganz gut gebündelt. Nachfolgend zeigt sich im Spread
der genannten Parameter ein Nord-Süd-Gefälle - während im Norden der Spread ab
Montag bereits deutlich zunimmt, bleibt er nach Süden hin noch recht gering.
Insgesamt nimmt der Spread dann zur erweiterten Mittelfrist ab Mitte kommender
Woche weiter zu. Niederschlagsspitzen zeigen sich am Freitag (abklingend) und
dann vor allem Sonntag/Montag mit Verlagerung von Nord nach Süd, wobei im Norden
ein deutlich wechselhafterer Wettercharakter (immer wieder Niederschlagssignale,
Abnahme zum Dienstag) zu erkennen ist.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
SCHNEE:
Am Freitag an den Alpen weiterhin leichter bis mäßiger Schneefall mit weiteren 5
bis 10 cm, in Staulagen 15 cm Neuschnee in 12 Stunden wahrscheinlich,
Schneefallgrenze auf etwa 400 bis 600 m sinkend und damit bis in Alpentäler,
abends abklingend. In Hochlagen der Mittelgebirge tagsüber nur noch vereinzelt
geringer Schneefall.
WIND:
Im Norden im gesamten Mittelfristzeitraum zeitweise windig, vor allem an
exponierten Küstenabschnitten und auf den Inseln sowie teils in exponierten
Hochlagen (wie dem Brocken) stürmische Böen/Sturmböen (Bft 8/9)
EFI/Leps liefert keine Hinweise auf wirklich markante Wettererscheinungen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZ, EZ-EPS, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger