DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
11-08-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 11.08.2016 um 10.30 UTC
Am Wochenende im Süden, ab Montag auch in den übrigen Regionen vorübergehender
Hochdruckeinfluss. In der zweiten Wochenhälfte wieder wechselhafter und kühler.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 18.08.2016
Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Sonntag liegt Deutschland am
südlichen Rand der leicht mäandrierenden, insgesamt zunächst aber noch ziemlich
zonal angeordneten Frontalzone. Dabei befindet sich über Mittelschweden ein
hochreichendes Tief, das langsam via Bottnischen Meerbusen gen Finnland zieht.
Der nach Süden bzw. Südwesten gerichtete Trog beeinflusst vor allem die
nördlichen und nordöstlichen Landesteile, während sich nach Süden hin bereits
leichter Hochdruckeinfluss bemerkbar macht. Allerdings nähert sich ganz langsam
eine Kaltfront, die den Mittelgebirgsraum unter Abschwächung langsam südwärts
passiert.
Am Montag setzt sich die bereits am Sonntag begonnene Meridionalisierung der
Frontalzone fort. Dabei wölbt sich über UK/Irland und dem nahen Ostatlantik ein
veritabler Höhenrücken auf, der sich im Tagesverlauf dem europäischen Kontinent
nähert. Zum Tagesende verläuft seine Achse von Frankreich über die Nordsee hoch
bis zum Europäischen Nordmeer. Vorderseitig greift das zugehörige Bodenhoch mit
etwas über 1020 hPa auf Deutschland über und sorgt zunehmend für antizyklonale
Verhältnisse, auch wenn sich im Süden zunächst noch die schwächelnde Kaltfront
mit dem einen oder anderen Schauer/Gewitter und im Nordosten der abziehende
Höhentrog mit einigen Wolken und einzelnen Schauern bemerkbar machen.
Bis Mittwoch wandert der Höhenrücken noch ein kleines bisschen an den
Vorhersageraum heran, allerdings unter Verkürzung seiner Wellenlänge. Auf der
einen Seite lässt sich der weiterhin über Finnland, dem Baltikum sowie dem
östlichen Mitteleuropa liegende Trog nicht wirklich abdrängen, auf der anderen
Seite rückt der atlantische Trog immer dichter an den Kontinent heran. So
beginnt der Luftdruck bereits ab Dienstag schon wieder zu fallen, der
Schwerpunkt des Hochs verlagert sich gen Nordkap.
Thermisch stellt sich ein Südwest-Nordost-Gefälle ein. So reicht die Spanne der
850-hPa-Temperatur am Mittwochmittag von rund 8°C in Vorpommern bis etwa 18°C im
Markgräfler Land.
Ab Donnerstag (eigentlich schon in der Nacht zuvor, im äußersten Westen
vielleicht schon am Mittwochabend) ist es mit der antizyklonalen Herrlichkeit
schon wieder vorbei. Der Rücken schwächt sich deutlich ab respektive wird
ost-nordostwärts abgedrängt und von Westen her bohrt sich der Südteil des
Atlantiktroges bis nach Mitteleuropa vor. Das bringt nicht nur eine erneute
Zonalisierung der Höhenströmung (West zyklonal), es schwenkt auch eine
Bodentiefdruckrinne von Südwesten her nordostwärts durch, die Regen und kühlere
Atlantikluft bringt. Dabei wird die 10°C-Isotherme in 850 hPa aus Deutschland
herausgedrängt.
In der erweiterten Mittelfrist bis einschließlich nächstes Wochenende deutet
sich dann im Norden eine zyklonale Tiefrandlage (tiefer Luftdruck über
Nordeuropa) an, während sich im Süden ein Keil des Azorenhochs bemerkbar macht -
ein Muster, das nicht zum ersten Mal in diesem Sommer zu sehen ist.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der jüngsten Modellläufe des ECMF kann nach wie vor als gut bis
sehr gut bezeichnet werden. Oder anders ausgedrückt: die Anfang nächster Woche
(im Süden auch schon am Wochenende) bevorstehende Hochdruckphase besitzt - wie
schon diverse Vorgänger in diesem Sommer auch - keine Substanz und ist bereits
nach wenigen Tagen wieder zu Ende. Dabei kann es der aktuelle Lauf von heute 00
UTC am wenigsten abwarten, uns wieder einen "überzubraten", sprich, das nächste
Regengebiet von Westen her soll in der Nacht zum Donnerstag und tagsüber noch
etwas eher da sein (und auch über den Vorhersageraum hinwegziehen) als bisher
angenommen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Nicht nur die Konsistenz des ECMF, auch der Vergleich der etablierten
Globalmodelle untereinander spricht sehr stark für das oben beschriebene
Szenario. Zwar gibt es die für mittelfristige Vorhersagen handelsüblichen
Unschärfen hinsichtlich z.B. des Timings der von Westen übergreifenden Rinne
(ICON sehr flott, GEM eher pomadig) oder der räumlichen Verteilung bzw.
Intensität der daraus resultierenden Niederschläge. Trotzdem, ICON, GFS, GEM und
auch UKMO (nur bis 144 h) stoßen bei den großräumigen Basisfeldern ins gleiche
Horn wie ECMF.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Auch die Rauchfahnen (ECMF-EPS) einiger ausgewählter deutscher Städte sprechen
eine vergleichsweise eindeutige Sprache. So steigt die Temperatur in 850 hPa von
Montag bis Mittwoch leicht an, allerdings bei etwas zunehmender Streuung. Da
Haupt- und Kontrolllauf den oberen Rand der Kurvenschar markieren, könnte es
sein, dass die Erwärmung etwas gedämpfter ausfällt als vom Modell apostrophiert.
Deutlich ist der Rückgang am Donnerstag, nur ganz wenige Ensemblemitglieder
verschieben die Abkühlung auf Freitag oder in einem einzigen Fall sogar auf
Samstag. Auffallend: besonders im Norden des Landes nimmt die Streuung der
Temperaturkurven im erweiterten Mittelfristzeitraum wieder deutlich ab, was für
eine hohe Signifikanz in Richtung mäßig temperierten Witterungsabschnitt
spricht.
Erwähnenswert ist auch die Tatsache, dass eigentlich in allen begutachteten
Städten (auch im Osten) bereits am Mittwoch Niederschlagssignale auftreten, so
dass das kleine Hochdruckintermezzo vielleicht! sogar noch etwas kürzer ausfällt
als es ohnehin schon ist.
Die angesprochene Streuung macht sich auch bei der Clusterung des Ensembles
bemerkbar, die für den Zeitraum T+120...168h (Dienstag bis Donnerstag) mit sechs
Clustern (14,11, 10, 9, 4, 3 Fälle) aufwartet. Sie bauen fast alle den
anfänglich präsenten Höhenrücken zum Donnerstag hin ab, nur CL 3 und 6 setzten
auf etwas längeren Hochdruckeinfluss.
Für das darauffolgende Wochenende (T+192...240h) sinkt die Clusteranzahl auf drei
(21, 17, 13 Fälle), wobei der Trend klar in Richtung "zyklonal" geht: CL1 zeigt
Wz (West zyklonal), CL2 SWz (Südwest zyklonal) und CL 3 zeigt im Ansatz den
Übergang zu einer TrM-Lage (Trog Mitteleuropa).
Hinweis: GFS-EPS zeigt sehr ähnliche Tendenzen wie ECMF-EPS.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Insgesamt halten sich die Wahrscheinlichkeiten für signifikante
Wettererscheinungen in Grenzen. Am Sonntag und Montag gibt es eine gewisse
GEWITTERNEIGUNG im Süden, insbesondere über dem Bergland. Wenn überhaupt sind
dabei aber maximal markante Entwicklungen zu erwarten.
Nach einem ruhigen Dienstag sind am Mittwochabend erste GEWITTER im äußersten
Westen nicht ausgeschlossen. Inwieweit danach - also ab Donnerstag - GEWITTER
oder auch STARKREGENFÄLLE auf den Plan treten, ist derzeit noch sehr unsicher.
Gleiches gilt für den Parameter STURM, der evtl. auch ab Donnerstag vor allem an
der See sowie in höheren Lagen relevant werden könnte.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit ECMF-EPS und Modellmix.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann