DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

10-08-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 10.08.2016 um 10.30 UTC



Im Norden und Nordosten anfangs noch wechselhaft und windig. Zu Beginn der
kommenden Woche allgemein freundlich, ab der Wochenmitte von Westen neue
Regenfälle.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 17.08.2016


Am Samstag liegt Deutschland im Bereich eines Höhenrückens, der sich vom
westlichen Mittelmeer bzw. der Iberischen Halbinsel nach Norden und Nordosten
aufwölbt. An seiner Nordostflanke läuft im Tageserlauf ein kurzwelliger Trog ab,
der zu einem Geopotentialminimum über dem nördlichen Skandinavien gehört. Die
Trogachse reicht am Abend von der westlichen Ostsee bis nach Hessen, weiter im
Süden macht sich die im Trogbereich zyklonale Isohypsenkrümmung kaum noch
bemerkbar. Mit dem Trog ist ein Randtief verbunden, welches im Tagesverlauf über
den Süden Schwedens zieht. Da der Gradient an der Süd- und Südostflanke des
Tiefs etwas schärfer wird, kann es am Tage im Norden zu Wind, an der Küste auch
zu Sturmböen kommen, ferner sorgt die vom Trog induzierte Hebung für viele
Wolken und etwas Regen. In der Nacht zu Sonntag ziehen Trog und Tief weiter nach
Osten, so dass sich abgesehen von letzten Böen und Tropen, vor allem im
Ostseeumfeld, ruhiges Wetter einstellt. Die Temperaturen im 850er Niveau liegen
dabei zwischen etwa 5 Grad im Norden und 14 Grad im Süden.

Am Sonntag kräftigt sich der Rücken wieder, allerdings läuft in der Nacht zu
Montag ein weiterer Kurzwellentrog auf seiner Nordostflanke ab. Etwas schwächer
ausgeprägt als sein Vorgänger, macht er sich im Norden mehr mit zunehmender
Bewölkung als mit Regen oder warnwürdigen Böen bemerkbar. Wie schon am Vortag
bleibt im Süden durchweg hohes Geopotential wetterbestimmend. Das zugehörige
Bodenhoch hat einen Schwerpunkt, bei nur geringer Verlagerung, über der Nordsee,
wobei die 850er Temperaturen bei nur sehr geringen Druckunterschieden in der
unteren Troposphäre kaum Unterschiede zu den Werten des Vortages zeigen.

Am Montag ist im Geopotentialfeld ein von Kurzwellentrögen ungestörter Rücken zu
erkennen, dessen Achse im Tagesverlauf und in der Nacht die Nordsee und Benelux
überquert und zum Morgen des Dienstags den äußersten Westen Deutschlands
erreicht. Das zugehörige Bodenhoch verlagert sich korrelierend zum Rücken etwas
nach Osten. Die Wettersituation zeigt sich demzufolge sonnig, und abgesehen vom
äußersten Nordosten, wo sich in 850 hPa weiter Temperaturen um 5 Grad halten,
steigen die entsprechenden Werte an, im Südwesten auf knapp über 17 Grad.

Am Dienstag und in der Nacht zu Mittwoch ist der Höhenrücken weiterhin
wetterbestimmend, allerding wird er von einem Langwellentrog westlich der
Britischen Inseln und einem zweiten über dem Baltikum eingeschnürt. Damit bleibt
zwar einerseits hohes Geopotential dominierend, andererseits wird die
Höhenströmung zyklonaler. Bodennah bleibt hoher Luftdruck dominierend, auch die
Temperaturverteilung in 850 hPa zeigt weiter ein Nordost-Südwest-Gefälle mit
Werten ähnlich zu denen des Vortages.

Am Mittwoch nehmen die Langwellentröge über Deutschland Verbindung auf und
bilden eine Geopotentialrinne, gleichzeitig wandert das Bodenhoch nach Osten aus
und von Westen macht sich tiefer Luftdruck bemerkbar, wobei nach heutiger Lesart
des EZMW-Hauptlaufs am Tage ein Frontensystem auf den Westen übergreift, das in
der Nacht mit seinen Niederschlägen auch den Osten erreicht.

Trend: Unter tiefem Luftdruck wechselhaft oder wolkig mit Regenfällen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis in die kommende Woche hinein zeigen sich nur geringe Unterschiede zwischen
dem aktuellen Lauf und seinen Vorläufen. Noch am Montag der kommenden Woche (12
UTC) liegen die Werte des Geopotentials und die Achse des simulierten Troges
beim aktuellen Lauf und seinen Vorläufen einheitlich über dem Südosten Englands.
Ähnlich gut die Übereinstimmung beim Bodendruckfeld, wo der heutige und der
gestrige 00-UTC-Lauf ein 1025er Hoch über der Nordsee mit Schwerpunkt östlich
der Britischen Inseln simulieren. Diesbezüglich fällt der Gestrige 12-UTC-Lauf
etwas aus dem Rahmen, bei ihm wird über den Britischen Inseln der Luftdruck
etwas niedriger prognostiziert, und eine eigenständige 1025er Isobare ist nach
seiner Interpretation nicht erkennbar. Selbst bezüglich des unruhigen
850er-Temperaturfeldes zeigen sich sehr ähnliche Muster, so weisen
beispielsweise alle Läuft ein lokales Temperaturminimum über dem Nordosten
Deutschlands auf.
Ab Dienstag beginnen die Modelle deutlicher zu divergieren. Zwar zeigen alle
noch einen Rücken über dem westlichen Mitteleuropa, dieser weist aber
beispielsweise im gestrigen 00-UTC-Lauf eine deutlich geringere Amplitude auf
als im gestrigen 12-UTC-Lauf. Auf im Bodendruckfeld werden die Unterschiede
deutlicher, wobei der aktuelle Lauf unter den betrachteten Läufen die langsamste
ostwärtige Verlagerung simuliert.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis zum Sonntag zeigen vor allem EZMW und GFS eine große Ähnlichkeit zwischen
ihren Vorhersagen. Beide simulieren ein Hoch über England mit einem Kerndruck
über 1025 hPa, bei beiden verläuft die Achse des dann über Westeuropa liegenden
Höhenrückens entlang der irischen Westküste. ICON zeigt demgegenüber eine
langsamere Verlagerung des Rückens und im Bodenruckfeld niedrigere Werte über
England und damit im Schwerpunkt des Bodenhochs. Am Montag bleibt dieses Bild
mit GFS/EZMW auf der einen und ICON auf der anderen Seite erhalten. Bei
Bodendruck hinkt ICON den beiden anderen Modellen weiter hinterher, Der
Höhenrücken wird jetzt von ICON nicht nur weiter westlich, sondern auch noch mit
deutlich geringerer Amplitude simuliert.
Am Dienstag laufen dann auch GFS und EZMW auseinander, letzteres Modell sieht
den Rücken in Amplitude und Wellenlänge deutlich schwächer ausgeprägt als GFS,
der ICON-Trog ist im Vergleich nicht nur nochmals schwächer als der von EZMW, er
bleibt auch wesentlich weiter westlich als die beiden anderen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen für Offenbach zeigen bis zum Samstag unter nur geringer Streuung
einen Anstieg des Geopotentials und der 850er Temperatur. Danach folgt ein sehr
schwaches Absinken des Geopotentials und ein etwas stärkerer Rückgang bei den
850er Temperaturen, beides Verbunden mit einem sehr allmählichen Ansteigen der
Streuung.

Die Ensembles des EZMW liefern in Zeitraum +72 bis +96 5 Cluster, im Zeitraum
+120 bis +168 6 Cluster und im Zeitraum +192 bis +240 Stunden wieder 5 Cluster.
Dabei gibt die große Zahl der Cluster auch nicht annähernd einen Eindruck von
der Konsistenz der Vorhersagen, die eigentlich deutlich besser ist. In der
Clusterbetrachtung deuten dies aber zumindest die Wetterlagenkategorien der
Cluster an, denn im ersten betrachteten Zeitraum liegen alle 5 Cluster über den
gesamten Zeitraum in der Kategorie "Atlantischer Rücken", im zweiten Zeitraum
liegen die Cluster dagegen mit einzelnen Ausnahmen in der Kategorie
"Blockierungslage". Darüber hinaus liefern auch die repräsentativen Felder,
speziell bezüglich des Geopotentials, keine großen Unterschiede.

Die EZMW-Ensemble-Ergebnisse werden von den GFS-Ensembles gestützt, wobei deren
Streuung zum Beginn der kommenden Woche stärker ansteigt als diejenige der
EZMW-Ensembles.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI Index zeigt abgesehen von zu kaltem Wetter in der Vor-Mittelfrist-Zeit
keine Anzeichen für signifikante Wettererscheinungen. COSMO-LEPS liefert an der
Küste und im Norden am Samstag und Sonntag Signale für starke Böen mit einer
Wahrscheinlichkeit von 60 bis zu 100% in der Spitze, die Wahrscheinlichkeiten
für Sturmböen liegen im diesem Zeitraum aber nur maximal im unteren
zweistelligen Bereich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas