DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-10-2020 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 15.10.2020 um 10.30 UTC



Ab Dienstag Umstellung der Wetterlage: Zunächst Temperaturanstieg, nachfolgend
unbeständig mit zeitweiligen Regenfällen, teils windig und recht mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 22.10.2020


Am Sonntag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, stößt nach IFS ein mit
Höhenkaltluft angefüllter Langwellentrog über dem Ostseeraum südostwärts vor und
erreicht in der Nacht Westrussland. An dessen Westflanke schwenkt ein weiterer
Trog über Island südwärts. Über der Biskaya liegt dagegen ein Höhenrücken.
Deutschland liegt dabei im Bereich einer nur leicht zyklonal konturierten
nordwestlichen Höhenströmung. Bodennah dominiert eine Hochdruckzone mit
Schwerpunkt über Frankreich. Im Übergangsbereich zu einem finnischen Tief
verstärkt sich aber im Bereich der Ostsee vorübergehend der Gradient, so dass
dort der Wind auffrischt. Ansonsten weht er meist nur schwach um West. Eine
schwache Kaltfront erreicht im Tagesverlauf Norddeutschland und bringt dort
etwas Regen. Auch in den übrigen Landesteilen ist es bewölkt und es kann örtlich
etwas regnen oder nieseln. In 850 hPa liegt die Temperatur meist um 0 Grad und
geht auch hinter der Kaltfront nur wenig zurück. Dies reicht meist für
Höchstwerte etwas über 10 Grad.
Am Montag schwenkt der Langwellentrog weiter nach Osten, wohingegen der
isländische Trog eher Süd westwärts vorstößt, so dass sich dazwischen der oben
erwähnte Höhenrücken etwas verbreitern und ostwärts ausdehnen kann. Der
Schwerpunkt des Bodenhochs verlagert sich dabei rasch nach Südosteuropa. Damit
dreht der Wind eher auf Südwest bis Süd, allerdings kommt noch keine wirklich
wärmere Luft ins Land. Die Kaltfront im Norden kommt aber nicht mehr südwärts
voran und löst sich unter den zunehmend antizyklonalen Verhältnissen auf. Aus
der oft noch bei uns liegenden Bewölkung kann es noch etwas regnen, aber diese
löst sich auch zunehmend auf.
Am Dienstag dehnt sich der westliche Trog weiter südwärts aus und der
Höhenrücken wandert weiter nach Osten, so dass Deutschland in eine südwestliche
Höhenströmung gerät. Das Bodenhoch nistet sich dabei über Rumänien ein. Im
Bereich der Britischen Inseln kommt es auf der Trogvorderseite zu einer
kräftigen Zyklogenese, wobei das resultierende Tief am Abend mit einem Kerndruck
unter 985 hPa über der Irischen See liegt. Mit der daraus folgenden zunehmend
kräftigen südlichen Strömung gelangt deutlich mildere Luft zu uns (8 Grad in 850
hPa bis zur Elbe), zudem kommt an den Alpen Föhn auf. Vorübergehend wird es
sonnig, allerdings erreicht die Kaltfront des Tiefs schon am Abend den Westen
des Landes mit Regen. Bis Mittwoch überquert sie bereits große Landesteile.
Der Trog folgt am Mittwoch aber nur sehr langsam nach, so dass die Front in der
südwestlichen Höhenströmung über der Südhälfte Deutschlands ins Schleifen gerät
und dort für länger anhaltenden Regen sorgt. Eine Kurzwelle erreicht am Abend
den Nordwesten Deutschlands und schwenkt in der Nacht mit Regenfällen über den
Norden hinweg. Die Kaltfront erreicht dann bis zum Morgen auch den Südosten.
Am Donnerstag schwenkt eine weitere Kurzwelle über Deutschland hinweg,
nachfolgend stellt sich eine recht glatte westsüdwestliche Höhenströmung ein.
Die Regenfälle lassen nach, am längsten regnet es noch an den Alpen und an der
Nordsee. Die bei uns eingeflossene Luftmasse ist mit Werten um 0 Grad in 850 hPa
wieder recht kühl temperiert.
In der erweiterten Mittelfrist beginnt die Strömung wieder stärker zu
mäandrieren, so dass am Samstag wieder ein markanter Trog durchschwenken kann,
dem am Sonntag ein neuer Rücken folgt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Dienstag ist die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs mit seinen beiden
Vorgängerläufen recht gut. Am Mittwoch wird die Lage des Troges dann schon
deutlich unterschiedlich behandelt. Während dieser nach dem gestrigen
00-UTC-Lauf kräftig ausgeprägt hereinschwenken sollte, sollte er nach dem
12-UTC-Lauf wesentlich schwächer und weit im Norden durchschwenken. Nach dem
jüngsten Lauf ist er wieder stärker, aber auch noch weiter westlich. Im weiteren
Verlauf simulieren die drei Läufe prinzipiell allesamt westsüdwestliche Lagen,
aber mit vollkommen unterschiedlichen Lagen der Tröge. Dabei sollen Tiefs auf
recht südlichen Bahnen durchziehen, wobei der gestrige 12-UTC-Lauf mit wie an
einer Perlenkette aufgereihten Tiefs brillierte, die über die Mitte Deutschlands
hätten hinweg ziehen sollen. Dies hätte jede Menge Regen bedeutet.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich nächsten Mittwoch ist IFS mit GFS in sehr guter
Übereinstimmung. Auch UKMO und GEM sind sehr ähnlich. Am Donnerstag zeigen GFS
und GEM einen etwas stärkeren Trog als die bei IFS durchziehenden
Kurzwellentröge und sind demnach auch etwas kälter. Im weiteren Verlauf zeigen
IFS, GFS und GEM mäandrierende westsüdwestliche Wetterlagen, allerdings mit
kleinen Unterschieden und phasenverschoben. Zuletzt noch zum ICON: Das
DWD-Modell baut schon ab Montag einen stärkeren Rücken über Mitteleuropa auf,
der bis zum Ende der Laufzeit nicht mehr weichen will. Die von Westen anrückende
Front soll dabei ab Mittwoch den Nordwesten streifen, aber unter antizyklonalen
Verhältnissen. Damit zeigt ICON einen von den anderen Modellen deutlich
abweichenden Verlauf.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das IFS-Ensemble verteilt sich von Dienstag, 00 UTC bis Donnerstag, 00 UTC auf
drei Cluster: C1 (22 Mitglieder, Hauptlauf, Kontrolllauf) spiegelt dabei im
Wesentlichen den Hauptlauf wider. C3 (12 Mitglieder) sieht ähnlich aus, zeigt
aber den Trog am Donnerstag über Deutschland etwas stärker. C2 (17 Mitglieder)
unterstützt dagegen das ICON-Szenario mit dem zähen mitteleuropäischen Rücken.
Interessant ist auch die erweiterte Mittelfrist (Freitag bis Sonntag) mit fünf
Clustern, wobei C1 bis C4 im Wesentlichen die mäandrierende Westsüdwestlage
zeigen, wenn auch mit deutlichen Unterschieden. C5, mit nur 2 Mitgliedern sehr
schwach besetzt, zeigt dagegen ein vollkommen anderes Szenario. Nach diesem soll
sich über Skandinavien ein starker Höhenrücken aufbauen, dem ein Höhentief über
Osteuropa gegenübersteht (GWL: HFz).
Die Rauchfahnen für ausgewählte Orte Deutschlands zeigen eine starke Bündelung
der Kurven für Temperatur und Geopotential und sogar des Niederschlags bis
kommenden Montag, wobei die Temperatur in 850 hPa landesweit um 0 Grad verharren
soll, während das Potential zumindest in der Südhälfte langsam ansteigt.
Nachfolgend beginnt bei allen Kurven die Streuung rasant zuzunehmen. Dabei
steigt die Temperatur schnell an und bildet ab Mittwoch zwei Äste: Ein
niedriger, der wieder landesweit um 0 Grad liegt. Der hohe dagegen schwankt
stärker und erreicht im Norden bis 10 Grad, im Süden bis 15 Grad. Möglicherweise
spiegeln diese beiden Äste aber auch starke Temperaturschwankungen zwischen zwei
Temperaturniveaus wider. Nächste Woche sind auch wieder reichlich
Niederschlagssignale vorhanden. Bei den GFS-Rauchfahnen finden sich keine
signifikanten Unterschiede zu den IFS-Rauchfahnen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt sehr schwache Signale für ergiebigen Regen am nächsten Mittwoch im
Südwesten Deutschlands. Auffallend ist allerdings der EFI für den
Wasserdampffluss: Dabei zeigt sich ab Beginn der kommenden Woche ein starkes
Signal ausgehend von Raum Madeira über die Iberische Halbinsel hinweg und ab
Mittwoch Süddeutschland erreichend. Dies könnte im weiteren Verlauf auch
ergiebige Regenfälle bei uns zur Folge haben, was aber der EFI derzeit noch
nicht hergibt.

Dauerregen:
IFS-EPS zeigt am Donnerstag ein schwaches Signal (12%) für Dauerregen über 30
l/qm innert 24 Stunden im Südschwarzwald.

Sturm:
Am Sonntag zeigt Cosmo-LEPS ein deutliches Signal für stürmische Böen rund um
Rügen. Am Montag und Dienstag werden an allen Küstenabschnitten leichte Signale
für stürmische Böen gezeigt. IFS-EPS zeigt auch am Mittwoch Sturmsignale in den
Alpen, im westlichen Bergland und an der Nordsee.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-IFS, IFS-EPS; ICON-Daten werden verworfen, weil ICON ein Außenseiterszenario
vorhersagt, das allerdings von einem 17 Mitglieder starken IFS-Cluster
unterstützt wird.
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann