DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

14-10-2020 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 14.10.2020 um 10.30 UTC



Zunächst unbeständig und kühl. Nächste Woche noch sehr unsicher, wahrscheinlich
aber zumindest kurzfristig milder.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 21.10.2020


Am Samstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, fällt hohes Geopotential auf,
das sich von einem Höhenhoch bei Neufundland westwärts über den Atlantik bis in
den Nordseeraum erstreckt. Dieses stützt bodennah ein blockierendes
Hochdruckgebiet über dem Nordatlantik mit Keil bis zu den Britischen Inseln.
Zurück zur mittleren Troposphäre: Höhentiefs liegen südwestlich Irlands und über
Ostmitteleuropa. Zukünftig spielt dann auch ein mit Höhenkaltluft angefüllter
Trog eine Rolle, der vom Nordmeer nach Mittelskandinavien vorstößt. Deutschland
liegt zwar bodennah im Bereich einer flachen Hochdruckzone, allerdings sorgt die
zyklonal dominierte Höhe in der bei uns liegenden feuchten Luftmasse für
unbeständiges Wetter mit zeit- und gebietsweisen Regenfällen schwächerer Natur.
Dass bei dieser Konstellation auch die Luftmasse recht kühl ist überrascht
nicht: In 850 hPa werden von IFS -2 bis 0 Grad simuliert, so dass die
Höchstwerte um 10 Grad liegen mit den höchsten Werten im Nordwesten.
Am Sonntag zieht das Höhentief im Osten etwas weiter ostwärts ab, gleichzeitig
verstärkt sich von Südwesten her ein Höhenhochkeil, so dass wir in ein zunehmend
antizyklonales Umfeld geraten. Von der Nordatlantischen Hockdruckzone wird eine
eigene Hochzelle abgespalten, die über Nordfrankreich zu liegen kommt. Der Trog
im Norden weitet sich weiter nach Finnland aus, wo auch ein kräftiges Bodentief
zu finden ist. Damit frischt im Nordosten des Landes der Nordwestwind auf und
eine schwach ausgeprägte Kaltfront erreicht den Norden des Landes mit leichten
Regenfällen. Sonst bleibt es meist trocken und die Chancen auf Sonne steigen
etwas im Vergleich zum Vortag. Das Temperaturniveau ändert sich kaum.
Am Montag zieht der Trog über Finnland weiter ostwärts, ein weiterer Trog zieht
von Island her südwärts zu den Britischen Inseln. Dazwischen liegt ein schwacher
Rücken, der auch Deutschland beeinflusst. Das Bodenhoch verlagert seinen
Schwerpunkt recht rasch von Frankreich nach Südosteuropa, womit es bei uns zu
einer deutlichen Drehung des Windes auf Süd bis Südwest kommt, zumal auch im
Bereich der Britischen Inseln der Druck fällt. Zunächst gelangt aber noch keine
wärmere Luftmasse zu uns, allerdings sorgt der Rücken weiterhin für Absinken, so
dass es kaum noch regnet. Die am Vortag zu uns gelangte Kaltfront löst sich auf.

Dienstag weitet sich der Trog von den Britischen Inseln bis zur Biskaya aus. Im
Bereich Schottlands vertieft sich ein Bodentief unter 975 hPa. Der Rücken
schwenkt nach Osten durch und das Bodenhoch verlagert sich weiter ostwärts zur
Ukraine. Diese Konstellation lässt in allen Höhen recht kräftigen Südwestwind
aufkommen, an den Alpen wird es föhnig. Die Luftmasse erwärmt sich in der
gesamten Südwesthälfte rapide auf teils über 10 Grad in 850 hPa. Während es in
der Südosthälfte länger sonnig wird, greift die Kaltfront des Schottlandtiefs am
Nachmittag mit Regenfällen auf die Nordwesthälfte über und verlagert sich in der
Nacht zum Mittwoch weiter südostwärts.
Am Mittwoch zieht sie nach Südosten durch und der Trog folgt ihr nach. Die
rückseitig einfließende Luftmasse ist aber mit meist 2 bis 4 Grad in 850 hPa
milder als die vor der Erwärmung bei uns liegende Luft. Rückseitig der Front
kommt es zu Wolkenauflockerungen und Sonne. An der Nordsee ziehen wieder Schauer
auf. Da das kräftige Tief über die Nordsee zieht, wird es windig, im Norden
stürmisch.
In der erweiterten Mittelfrist zieht der Trog nach Osten ab. Der nächste Trog
folgt am Freitag, diesem läuft ein flaches Bodentief auf recht südlicher Bahn
voraus, das im Süden und in der Mitte für Aufgleitregenfälle sorgt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der heutige 00-UTC-Lauf ist bis Montag konsistent mit seinen Vorgängerläufen. Am
Dienstag aber sollte nach dem gestrigen 00-UTC-Lauf das Tief viel weiter
südwestlich liegen, so dass sich ein stärkerer Keil über Deutschland aufgebaut
hätte, der auch am Mittwoch noch wetterbestimmend gewesen wäre. Der gestrige
12-UTC-Lauf ähnelte dann schon mehr der heutigen Prognose, wobei auch dieser die
Systeme noch etwas nach Westen verschoben simuliert.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Montag sind die vorliegenden Modelle sich weitgehend einig. Ab Dienstag
werden dagegen erhebliche Unterschiede simuliert. Während UKMO (solange
vorhanden) dem IFS ähnelt, zeigt ICON eher die IFS-Variante von gestern mit dem
etwas persistenteren Geopotentialberg. GFS lässt dagegen schon am Dienstag ein
Tief in die Nordsee ziehen und von Nordwesten eine Kaltfront übergreifen.
Interessant ist auch NAVGEM: Das Modell zeigt in der nächsten Woche ein
stationäres kräftiges Tief zwischen Portugal und den Azoren mit einem Keil auf
der Vorderseite. Deutschland verbleibt wiederum längere Zeit auf der Vorderseite
des Keils mit recht stabilem Wetter und einem deutlichen Luftmassenunterschied
zwischen Südwest und Nordost.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das IFS-EPS verteilt sich im Zeitraum von Montag, 00 UTC bis Mittwoch, 00 UTC
auf zwei Cluster. Diese zeigen ab Dienstag deutliche Unterschiede. Während C1
(34 Mitglieder, Haupt- und Kontrolllauf) einen schwachen Rücken durchschwenken
lässt und zum Mittwoch wieder einen Trog, lässt C2 (27 Mitglieder) einen
kräftigen Rücken nur langsam durchschwenken (also die gestrige Variante). In der
erweiterten Mittelfrist gibt es drei Cluster: C1 (27 Mitglieder, Hauptlauf)
zeigt eine zyklonale Südwestlage. C2 (13 Mitglieder) zeigt bei uns einen Keil,
der sich im Wochenverlauf noch verstärkt. Dagegen zeigt C3 (11 Mitglieder,
Kontrolllauf) eine sich regenerierende Troglage.
Die IFS-Rauchfahnen für ausgewählte Städte Deutschlands zeigen bei der
Temperatur eine sehr konstante Entwicklung mit sehr geringer Unsicherheit bis
kommenden Montag. Ab Dienstag soll dann die Temperatur rapide ansteigen, wobei
der Hauptlauf zum Mittwoch schon wieder einen Rückgang zeigt, während die
Mehrheit der Läufe noch ein bisschen länger auf hohem Niveau bleibt. Die
Haupterkenntnis ist aber die, dass die Unsicherheit ab nächstem Dienstag
schlagartig zunimmt. Dies gilt auch für das Geopotential.
Interessant ist, dass bei GFS das Ensemble im Norden Deutschlands von der
Erwärmung nächste Woche gar nichts mitbekommt. Das Geopotential sinkt dann
sogar. In der Mitte und im Süden zeigt sich der Temperaturanstieg nächste Woche
zaghafter und unsicherer. Zudem steigt im Süden das Geopotential an. Was aber
auch für das GFS gilt: Ab Dienstag nimmt allerorten die Unsicherheit rapide zu.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Cosmo-LEPS und IFS-EPS zeigen am Sonntag in der ersten Tageshälfte schwache
Signale für stürmische Böen an der Ostsee. Am Dienstag wird eine Föhnlage
simuliert. Zudem zeigt IFS-EPS Signale für stürmische Böen im westlichen
Bergland und an der Nordsee.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann