Thema des Tages
14-10-2020 09:20
Tief GISELA und der Nimbostratus
Tief GISELA hat weite Teile Deutschlands fest im Griff. Sie bringt
dichte Nimbostratus-Bewölkung und länger anhaltende Niederschläge.
Doch was ist dieser Nimbostratus und bei welchen Wetterlagen tritt er
bevorzugt auf?
Heute ist in weiten Teilen des Landes ein verregneter, trüber und
auch windiger Herbsttag. Verantwortlich dafür ist Tief GISELA, das
seine Kreise über Polen dreht und feuchte Luftmassen von Nordosten
her nach Deutschland transportiert. Diese Luft gleitet auf die über
Deutschland liegende Luftmasse auf, wodurch Niederschläge und Wolken
entstehen. Vertikalbewegungen und Feuchteänderungen in der Atmosphäre
sorgen dafür, dass sich Wolken bilden. Die unterschiedlichen
Wolkenformen, die Sie sicherlich selbst schon am Himmel erkannt
haben, ermöglichen es Meteorologen, Rückschlüsse über die dynamischen
Wolkenbildungsprozesse und die Struktur der unteren Atmosphäre zu
ziehen. Es gibt dabei vier Wolkenfamilien, die abhängig sind von der
Höhe in der sie auftreten, sowie zehn Wolkengattungen.
Aus aktuellem Anlass soll als Beispiel der Nimbostratus
herausgegriffen werden. Er ist eine tief hängende, aber hoch
reichende, graue und dunkel aussehende Regenwolke und sorgt insgesamt
für einen trüben und tristen Wettereindruck. Häufig fällt aus ihr
länger anhaltender leichter bis mäßiger Regen. Der ausfallende
Niederschlag lässt die Wolkenunterseite diffus erscheinen. Teilweise
entstehen an der Wolkenunterseite "zerfetzte" Wolken, die Stratus
fractus genannt werden. Der Nimbostratus besteht meist aus einer
Mischung von festen und flüssigen Teilchen wie unterkühlten Wasser-
und Regentröpfchen, Schneekristallen und Schneeflocken. Daher kann es
aus ihm sowohl Niederschlag in Form von Regen als auch von Schnee
oder Eiskörnern geben.
Der Nimbostratus entsteht durch die langsame Hebung ausgedehnter
Luftschichten. Genau dies ist heute in weiten Teilen des Landes der
Fall, denn an der Westflanke von GISELA kann wärmere Luft auf die
darunterliegende kältere Luft aufgleiten. Dadurch, dass diese
Hebungsprozesse heute lange genug andauern und sich bis in große
Höhen fortsetzen können, bildet sich der angesprochene Nimbostratus.
Nimbostratus-Wolken können auch aus anderen Wolken entstehen,
beispielsweise aus einem Altostratus, der mächtiger wird, in seltenen
Fällen auch aus einem Stratocumulus oder Altocumulus. Auch aus einem
sich ausbreitenden Cumulonimbus kann ein Nimbostratus entstehen.
Die heutige Nimbostratus-Bewölkung bringt bis morgen Mittag in der
östlichen Mitte Regenmengen um 30 l/qm in 24 h. Am Harz fallen 40 bis
50 l/qm, lokal auch deutlich darüber. Ansonsten fallen im Osten und
in der Mitte meist 10 bis 20 l/qm und im Westen 5 bis 10 l/qm. Ganz
im Nordwesten und äußersten Süden bleibt es trocken (siehe unter
https://bit.ly/317ccWd). Auch wenn es heute oft grau und trist
bleibt, die Natur lechzt nach wie vor nach Regen.
Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.10.2020
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