Thema des Tages

27-09-2020 07:50

Flächenversiegelung


Jährlich werden in Deutschland 160 Quadratkilometer Boden neu
versiegelt ? das entspricht circa 22.400 Fußballfeldern. Aber welche
Folgen hat das - und welche Rolle spielt hierbei das Wetter?


Beginnen wir mit einer kurzen Erklärung: Von Flächen- oder
Bodenversiegelung spricht man, wenn weder Wasser noch Luft den
Erdboden erreichen können. Unsere Infrastruktur, wie Straßen, Gebäude
und öffentliche Einrichtungen machen den größten Anteil an
Versiegelung aus. Aber nicht immer ist Versiegelung sichtbar ? eine
wichtige Rolle spielen auch unterirdische Bauten wie Keller,
Tiefgaragen, Rohre oder Leitungen.

Doch wie sieht eigentlich die Flächennutzung in Deutschland aus?
Zahlen des Statistischen Bundesamtes von 2018 zeigen: Vegetation
nimmt 83,4 % ein, Siedlungs- und Verkehrsflächen 14,3 % und Gewässer
2,3 %.
Wenn Sie nun finden, dass diese Bilanz doch sehr ausgewogen ist,
möchte ich Ihnen raten, beim nächsten Spaziergang durch eine Stadt
gezielt die Augen offen zu halten, denn in deutschen Städten zeigt
sich ein ganz anderes Bild. Besonders in Innenstädten sind nur wenige
Grün- oder Parkanlagen vorhanden, schließlich will jeder
Quadratzentimeter gut genutzt werden. Satellitenbilder zeigen, dass
Städte wie München, Oberhausen oder Hannover zu über 40 % versiegelt
sind ? mit lediglich 13 % Versiegelung ist Potsdam als positives
Beispiel zu nennen.

Welche Rolle spielt dabei nun das Wetter? Stellen wir uns einen
heißen Tag mit viel Sonnenschein vor: Über Grünflächen kann
Feuchtigkeit verdunsten und sorgt für ein wenig Abkühlung (Stichwort
"Verdunstungskälte"). Über versiegelten Flächen hingegen fehlt die
natürlich gespeicherte Feuchtigkeit. Das erhoffte Quäntchen Abkühlung
bleibt aus ? ganz im Gegenteil, durch umstehende Gebäude und
reflektierende Flächen kann die Temperatur noch weiter erhöht werden.
In Berlin sind im Sommer bis zu 10 Grad Unterschied zwischen Zentrum
und Umland möglich. Grund genug, einen solchen Tag ruhiger anzugehen,
schließlich fühlen sich ab 32 Grad Celsius schon die Hälfte der
Menschen deutlich unwohl.

Neben der Temperatur spielt auch der Regen eine Rolle: Bei Starkregen
kann das Wasser nicht in den Boden abfließen, Kanalisationen sind
schnell mit der großen Menge an Niederschlag überfordert (auch auf
den beigefügten Fotos zu sehen). So kann es lokal zu Überflutungen
kommen ? und somit auch Menschen und deren Hab und Gut in Gefahr
bringen.

Was kann man nun gegen zu viel versiegelte Fläche unternehmen?
Ansätze gibt es viele, wie den Flächenverbrauch in Deutschland bis
2030 um die Hälfte zu reduzieren oder das regionale Verbot von
Schottergärten. Aber auch Einzelpersonen können einen Beitrag
leisten: Zum Schutz vor Überflutungen hilft unnötig versiegelte
Fläche, wie z. B. von Stellplätzen zu entsiegeln ? mancherorts wird
dies sogar bezuschusst. Auch das Anlegen von mit Rasen bedeckten
Sickermulden im Garten wirkt entlastend. Künftige Hausbesitzer können
anstelle eines Neubaus ein altes Haus restaurieren oder Dach und
Fassaden begrünen. Oder achten Sie doch darauf, bei der
Gartengestaltung möglichst viel Grünfläche zu erhalten ? die Natur
wird es Ihnen danken!


Praktikantin Jasmin Gebhard (B.Sc. Geografie) in Zusammenarbeit mit
Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.09.2020

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst