DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

26-09-2020 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 26.09.2020 um 10.30 UTC



Wechselhaft oder stark bewölkt und zeit- und gebietsweise Regen. Ab der
Wochenmitte mäßig auffrischender Wind, aber nur vereinzelt steife Böen. Anfangs
gebietsweise Nebel.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 03.10.2020


Am Dienstag liegt Deutschland bezüglich des Geopotentials in 500 hPa zwischen
einem flachen Rücken, der sich von Frankreich zur Nordsee erstreckt, und einem
Langwellentrog, der sich vom Nordmeer zum Balkan und zum Zentralen Mittelmeer
erstreckt. Beide Geopotentialgebilde verlagern sich im Tagesverlauf zögerlich
nach Osten. Dabei schwächt sich das zu Tagesbeginn über dem deutsch-polnischen
Grenzgebiet vorhandene abgeschlossene Höhentief etwas ab und zieht nach
Südpolen, womit sich auch sein Einfluss auf das Wetter in Deutschland
abschwächt. Das Bodendruckfeld präsentiert sich insgesamt schwachgradientig,
wobei etwas tieferem Luftdruck über dem Nordosten etwas höherer über dem
Südwesten gegenübersteht. Zwischen den genannten Druckgebilden liegt, von
Nordwest nach Südost orientiert, eine schwache Luftmassengrenze, die
insbesondere im ThetaAe-Feld gut erkennbar ist. Sie greift im Tagesverlauf vom
Westen allmählich auf die Mitte über. Im Bereich dieser wenig dynamischen Front
kann es etwas regnen, über der Südhälfte fällt der Regen mitunter auch mal
kräftiger aus, insbesondere im Nordosten bleibt es aber wohl trocken. Dort kann
sich auch am ehesten die Sonne zeigen. Bei 850er Temperaturen zwischen 4 und 8°C
liegen die Höchstwerte um 16°C.

In der Nacht zum Mittwoch verlagert sich der Schwerpunkt des Höhentiefs über
Südpolen kaum, der Rücken verliert aber weiter an Amplitude, auch weil sich vom
Atlantik ein neuer Langwellentrog nähert, der aber noch nicht ins
mitteleuropäische Wettergeschehen eingreift. Im weiterhin schwachgradientigen
Bodenfeld macht die schwache Front kaum Strecke, so dass es vor allem von der
Nordsee und Benelux bis zu den Alpen noch etwas regnet. Das
850er-Temperaturniveau ändert sich dabei kaum, die geringen Luftdruckgegensätze
begünstigen die gebietsweise Ausbildung von Nebel.

Am Mittwoch nähert sich, vom Nordatlantik kommend, der nächste Langwellentrog.
Seine diffluente Vorderseite greift somit auf Mitteleuropa über, wobei die
Höhenströmung von westlichen auf südwestliche Richtungen dreht und etwas Hebung
induziert wird, was tagsüber hier und da für ein paar Tropfen sorgt. Die
Trogachse erreicht in der Nacht zum Donnerstag die Britischen Inseln. Dabei sind
über der Irischen See und England deutliche Abtropftendenzen auszumachen. Dem
Langwellentrog etwas vorauslaufend bewegt sich das zugehörige Bodentief vom
Nordatlantik über Schottland und England hinweg bis zur englischen Nordseeküste.
An das Tief ist ein Frontensystem gekoppelt, das bis zum Morgen die Nordsee und
Benelux erreicht, womit der Gradient etwas anzieht und der auf südliche
Richtungen drehende Wind auffrischt. Allerdings ist er bis zum Morgen nach
aktuellem Stand wohl nicht warnwürdig. Die schon präfrontal einsetzenden
Regenfälle greifen in der zweiten Nachthälfte auf den Westen über. Vorderseitig
des Langwellentroges sinkt das Geopotential, so dass der Langwellentrog und das
Höhentief über Osteuropa eine Geopotentialrinne bilden. Dadurch wird allerdings
über dem Süden Deutschlands die Höhenströmung etwas antizyklonaler, was dort die
Chancen für etwas Sonne erhöht. Über dem Süden steigen durch WLA die 850er
Temperaturen, bis zum Abend erreichen sie 10°C, bis zum Morgen dann sogar 11°C.
In den übrigen Gebieten tut sich bezüglich der 850er-Temperaturen nix dolles,
was auch für die sowohl am Tag als auch in der Nacht weitgehend auf
Vortagesniveau liegenden Maxima und Minima sowie für den Nebel gilt.

Am Donnerstag greift der Trog auf Benelux und den Westen Deutschlands, in der
Nacht dann auch auf den Osten Deutschlands aus. Zum Freitagmorgen soll sich die
Trogachse nach dem EZMW-Hauptlauf vom Emsland nach Niederbayern erstrecken. Vor
der Trogachse überquert die Kaltfront das Vorhersagegebiet und bringt sehr
verbreitet, vielleicht mit Ausnahme des äußersten Nordostens, Regen, in der
Nacht in den Hochlagen der Alpen oberhalb von etwa 1500m bis 2000m auch etwas
Schnee. Da auf der Trogrückseite die Höhenströmung rasch durchglättet und der
Druck schnell steigt, lassen die Regenfälle postfrontal zeitig nach, so dass die
Nacht in weiten Teilen des Nordens, des Westens und der Mitte schon wieder
trocken verläuft. An der Front frischt der Wind mäßig auf, Warnwürdige Böen
bleiben aber die Ausnahme. Im 850er Temperaturniveau sinken die Temperaturen
deutlich, ausgangs der Nacht liegen sie in einer Spanne von 6°C im Nordosten und
lokal null °C im Westen. Dieser Temperaturrückgang macht sich in den
Temperaturen allerdings nur sehr zögerlich bemerkbar.

Am Freitag zieht der Trog unter Abschwächung nach Nordosten ab. Der großräumige
Langwellentrog über Westeuropa wird durch rückseitige KLA wieder regeneriert,
ein neues steuerndes Zentraltief über Westeuropa bestimmt dann in West- und
weiten Teilen Mitteleuropas das Wetter. Sein Frontensystem greift auf
Deutschland über und bringt nach dem aktuellen EZMW-Lauf am Freitag im Westen,
am Samstag dann verbreitet, mit Ausnahme des Ostens und Südostens, teils
kräftige Niederschläge. Vorderseitig des westeuropäischen Langwellentroges wird
im 850er-Niveau wieder Warmluft advehiert, so dass die Temperaturen insbesondere
in der Osthälfte am Samstag, wieder über 20°C steigen.

In der erweiterten Mittelfrist am Sonntag und Montag bleibt zwar tiefes
Geopotential wetterbestimmend, die Regenfälle lassen aber insgesamt nach und in
850 hPa sinken die Temperaturen wieder etwas ab.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Mittwoch ist die Übereinstimmung des aktuellen EZMW-Laufs mit
seinen Vorläufen recht gut. Die großräumigen Muster des Geopotentials und des
Bodendrucks sind bei allen Läufen wiederzufinden. Es kristallisiert sich aber
heraus, dass nach dem aktuellen Lauf der von Westen hereinschwenkende trog etwas
langsamer ist als in den Vorläufen und dass er ferner weiter nach Süden
ausgreift und in der Folge eine Tendenz zum Abtropfen mitbringt, die in den
Vorläufen so noch nicht zu erkennen war.

Das gesagte manifestiert sich dann am Donnerstag. Zum 12-UTC-Termin zeigt nur
der neueste Lauf ein bezüglich der 936er-Isohypse fertig abgetropftes Höhentief.
Die Vorläufer dagegen haben zwar mitunter bezüglich des Troges eine große
Amplitude bei kleiner Wellenlänge zu bieten, zum abgeschlossenen Cut-Off reicht
es aber nicht. Das macht sich auch im Bodendruckfeld bemerkbar, wo der aktuelle
Lauf ein abgeschlossenes Tief vor der Südostküste Schottlands simuliert, während
in den Vorläufen das entsprechende Tief nördlich von Schottland vorhergesagt
wird. In den 700er-Feuchtfeldern zeigt sich das aber noch nicht, erst . . .

am Freitag laufen auch diese auseinander. Dafür zeigt der gestrige 12-UTC-Lauf
zum Zeitpunkt Freitag 12 UTC dann auch ein recht weit südlich liegendes
Bodentief, dass von seiner Lage mit dem des aktuellen Laufs weitgehend
übereinstimmt. Mit anderen Worten: Bezüglich des Druckfeldes laufen die beiden
Modellläufe wieder zusammen. Aber die zugehörige Front ist nach der neuesten
Berechnung deutlich zackiger auf dem Weg nach Osten aus dies im Vorlauf der Fall
ist. Der gestrige 00-UTC-Lauf ist der Außenseiter. Er will nichts von einem
westeuropäischen Bodentief wissen, simuliert stattdessen von der Irischen See
bis nach Frankreich einen markanten Bodentrog, aber keine abgeschlossene
Zirkulation. Im 500-hPa-Geopotentialfeld sind die Unterschiede noch deutlicher,
denn während der gestrige 00-UTC-Lauf über Irland und Großbritannien einen
Rücken anbietet, ist diese Region laut der jüngeren Läufe ganz eindeutig das
Hoheitsgebiet eines Langwellentroges.

Im weiteren Verlauf stimmen der jüngste Lauf und sein unmittelbarer Vorgänger
bezüglich des Geopotential- und des Druckfeldes immer noch recht gut überein,
auch wenn sich natürlich bezüglich ihrer Lage gewisse Unterschiede zeigen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Am Dienstag zeigen das EZMW sowie ICON, GFS und UKMO recht ähnliche synoptische
Felder. Ein abgeschlossenes Höhentief über dem östlichen Mitteleuropa haben sie
ebenso gemeinschaftlich im Programm wie z.B. schwache Luftdruckgegensätze oder
einen Bodenkeil über England.

Am Donnerstag zieht das Höhentief bei den genannten Modellen in Richtung
Schwarzes Meer ab. Den Abtropfprozess, den EZMW schon andeutet, deutet auch ICON
an, wobei der Langwellentrog bei diesem Modell eine noch größere Amplitude
aufweist. Flacher konturiert zeigt sich dagegen der Trog bei GFS, derjenige von
UKMO entspricht etwa dem beim EZMW. Bei genauerem Hinsehen zeigen sich aber auch
deutliche Modellunterschiede. So liegt am Mittwoch um 12 UTC beispielsweise die
5-°C-Isotherme bei ICON an der schottisch-englischen Grenze, bei EZMW dagegen am
Oberrhein! GFS simuliert ein Hoch über Südwestdeutschland, von dem die anderen
Modelle nichts wissen wollen. Letztendlich zeigen sich die Modellunterschiede
eher im Detail als in den großflächigen Mustern.

Am Freitag laufen die Modelle noch weiter auseinander. Den Abtropfprozess, den
ICON andeutet, setzt das Modell dann doch nicht um. Somit gibt es bei ICON kein
Pendant zum EZMW-Tief, das beim Abtropfprozess entstanden ist. GFS simuliert
einen Bodentrog, der von Nord nach Süd über die Irische See verläuft und damit
dem EZMW-Tief deutlich hinterherhinkt. Zwar simulieren die Modelle alle einen
Langwellentrog über Westeuropa, dessen Muster unterscheiden sich aber deutlich
zwischen den Modellen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum +72 bis +96 Stunden werden von den EZMW-Ensembles zwei Cluster
simuliert, die beide durchweg in der Wetterkategorie "Blocking" liegen. Dabei
finden sich sowohl der Haupt- wie auch der Kontrolllauf im Cluster 1 (29
member). Über den gesamten Zeitraum zeigt sich in beiden Clustern im
Geopotentialfeld ein Rücken über Skandinavien und ein Langwellentrog über dem
Atlantik.

Im Zeitfenster +120 bis +168 Stunden wird das Muster deutlich bunter. Bei fünf
Clustern (zwischen 14 und 6 Mitgliedern, Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 3)
fehlt nur die Wetterkategorie des Atlantischen Rückens. Es zeigt sich aber eine
Dominanz der Wetterkategorie "Negative NAO". Die Cluster zwei und drei (13 und
11 member) liegen komplett in dieser Kategorie, der erste und dritte Cluster (14
und 7 member) wechseln von einer "Blockierungslage" zur "Negativen NAO". Mehr
oder weniger deutlich ausgeprägt zeigt sich bei den größten vier Clustern ein
Rücken über dem Atlantik sowie recht hohes Geopotential über Skandinavien mit
einem Langwellentrog über West- oder Südwesteuropa.

Die Rauchfahnen für Offenbach zeigen bis Dienstageinen deutlichen Anstieg des
Geopotentials sowie einen zögerlichen Anstieg der 850er Temperatur, beides unter
relativ geringen Schwankungen. Im weiteren Verlauf pendelt die 850er-Temperatur,
weiterhin bei recht geringer Streuung, zwischen 4°C und 9°C, wobei das
Geopotential etwas abfällt. Ab Donnerstag/Freitag zeigt sich bei beiden Größen
eine deutliche Zunahme der Variabilität, die bezüglich der 850er Temperatur
nicht nur einem Auseinanderlaufen der einzelnen Ensemblemitglieder, sondern auch
einer deutlich erhöhten Schwankungsbreite der einzelnen Läufe geschuldet ist.
Hier machen auch der Haupt- und der Kontrolllauf keine Ausnahme. Bei diesen
sinkt die Temperatur in 850 hPa von etwa 9°C in der Nacht zum Donnerstag auf
knapp 2°C am Freitag, um dann in der Nacht zum Samstag wieder auf über 10°C
anzusteigen. Diesem kurzen Anstieg folgt ein erneuter Abfall auf etwa 3°C zum
Sonntag. Diese Sprunghaftigkeit ist natürlich dem Durchzug von Trögen und
Fronten geschuldet, deutet aber auch an, dass der Verlauf deutlich anders
aussahen kann, wenn die entsprechenden Druckgebilde anders ziehen als aktuell
prognostiziert.

Die GFS-Ensembles stützen die Sichtweise der EZMW-Ensembles sowohl bezüglich der
Temperaturen in 850 hPa als auch bezüglich der ab Donnerstag/Freitag deutlich
zunehmenden Streuung
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt im Mittelfristzeitraum keine Signale für signifikante
Wettererscheinungen.

COSMO-LEPS zeigt am Dienstag an den Alpen geringe Signale bis etwa 30% für
Niederschläge von mehr als 25 l/qm in 12 Stunden. Gleiches gilt für die
Wahrscheinlichkeiten für mehr als 30 l/qm in 24 Stunden.

COSMO-LEPS zeigt am Dienstag im Süden, ab dem Mittwoch dann im Westen und an der
Nordsee geringe Wahrscheinlichkeiten für steife Böen Bft 7.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas