DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

04-09-2020 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 04.09.2020 um 10.30 UTC



Hochdruckbrücke über der Mitte und dem Süden. Vor allem im Norden leicht
unbeständig.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 11.09.2020


Eingangs der Mittelfrist am kommenden Montag weitet sich auf der Rückseite eines
nach Osten abziehenden Troges hohes Geopotential von Westen her über
Mitteleuropa aus. Damit verbunden kräftigt sich eine zonale Hochdruckzone über
der Mitte und dem Süden, an deren Rand der Norden in einer westlichen Strömung
liegt. Die eingeflossene Meeresluft erwärmt sich vor allem nach Südwesten zu bei
längerem Sonnenschein etwas.
Nachts bildet sich vor allem im Bereich der Hochdruckzone Nebel und es kühlt im
Süden kräftig ab mit Minima um 5 Grad.
Am Dienstag wird der Norden von den Ausläufern eines Tiefdruckgebietes über dem
Nordmeer gestreift. Damit frischt der Westwind auf, an den Küsten sind
stürmische Böen möglich und gebietsweise fällt etwas Regen. Sonst ändert sich
nicht viel, außer dass sich die Luftmasse langsam weiter erwärmt und in
Flusstälern des Südwestens die 25 Grad wieder in Reichweite kommen.
Am Mittwoch zieht in der Frontalzone über Nordeuropa ein markanter Trog nach
Skandinavien. Daran geknüpft zieht eine Frontalwelle über Dänemark in die
mittlere Ostsee, die auch Norddeutschland, bis zu den nördlichen Mittelgebirgen
beeinflussen kann. Ansonsten hält sich ebenso die Geopotentialbrücke in 500 hPa
wie auch die Hochdruckzone im Bodendruckfeld. Diese reicht vom Nordatlantik bis
zum Schwarzen Meer. Insgesamt ist es warm mit sommerlichen Höchstwerten über der
Mitte und dem Süden.
Am Donnerstag entwickelt sich die Welle beim Abzug Richtung Baltikum nur wenig,
deren Kaltfront soll aber bis nach Süddeutschland Boden gut machen. Sie gelangt
dabei unter Absinken und bringt über der Mitte und dem Süden wenig bis gar
keinen Niederschlag. Die Hochdruckzone schwächelt nur kurzzeitig und beginnt
sich rasch wieder zu verstärken.
Am Freitag schwenkt ein markanter Langwellentrog bis vor die Küsten Westeuropas
und die Höhenströmung dreht auf südwestliche Richtungen. Der Hochschwerpunkt
verschiebt sich nach Osteuropa. Es bleibt meist bei leichtem Absinken und vor
allem im Norden steigen die Temperaturen wieder an, im Süden sind nach wie vor
gebietsweise Nachmittagstemperaturen um 25 Grad zu erwarten.
In der erweiterten Mittelfrist soll der Trog im aktuellen Lauf über Westeuropa
abtropfen. Bei überwiegend antizyklonaler Prägung würden demnach die warmen
Luftmassen für uns wetterbestimmend bleiben. Die Vorhersage wird aber sehr
unsicher.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des IFS Modells ist über weite Strecken gut. Die Wellen in der
Frontalzone werden mit Abweichungen simuliert, wie auch das Vorankommen der
Tiefausläufer nach Süden. Am tagsüber warmen Spätsommer über der Südhälfte
kommen aber kaum Zweifel auf, ebenso wenig wie an der leicht wechselhaften
Witterung über dem Norden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Echte Alternativen bieten die anderen globalen Modelle nicht. Bis Dienstag sind
die Modellunterschiede gering. Der Trog ist am Mittwoch im GFS noch stärker und
progressiver unterwegs als bei den Europäern, im ICON schwächer. Entsprechend
wird auch die Kaltfront im amerikanischen Modell wetteraktiver simuliert. Zum
Freitag nähern sich die Modellaussagen über Mitteleuropa sogar wieder an. Den
Abtropfprozess in der erweiterten Mittelfrist hat auch das GFS im Programm,
allerdings über Mitteleuropa.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles stützen zunächst die Aussagen des Hauptlaufes weitgehend und
zeigen nach einer Temperaturdelle in der Kurzfrist und zu Beginn der Mittelfrist
wieder steigende Temperaturen und hohes Geopotential. Ab Wochenmitte tendiert
ein der Teil der Ensemblelösungen zur GFS Variante, die eine markantere
Kaltfront impliziert und die postfrontal frischere Luftmasse weiter nach Süden
vorankommen lässt.
Im ersten Zeitschritt werden zwar 5 Cluster gebildet, die sich für Mitteleuropa
aber nur unwesentlich unterscheiden. Danach sind 4 Cluster vorhanden, wobei
Cluster 1 und 3 den im Norden ablaufenden Trog etwas kräftiger simulieren, was
dann zum Vorabsatz passt.
Für die erweiterte Mittelfrist stellt die Lösung des Hauptlaufs die
unwahrscheinlichere Variante dar. Die Mehrzahl der Ensembles lässt nach einem
Trog die Zufuhr kalter Luftmassen von Norden und Nordwesten her einsetzen, wobei
der Wettercharakter rasch wieder antizyklonal werden könnte.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Angesichts der über weite Strecken antizyklonal dominierten Lage hält sich die
Wahrscheinlichkeit für signifikantes Wetter in Grenzen. Am ehesten frischt der
Wind im Norden mal auf mit einzelnen stürmischen Böen an den Küsten. Vielleicht
gibt es auch eine Sturmbö. Nebelfelder in der Nacht sind für September wirklich
nicht ungewöhnlich und auch kein markantes Warnelement. In den Ensembleprognosen
und bei EFI sind keine Signale zu finden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS EPS, Mos
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner