Thema des Tages

17-08-2020 09:50

Faszination Blitze, Erlebnis einer Gewitternacht


Zahlreiche Gewitter waren in der Westhälfte Deutschlands in der
vergangenen Nacht unterwegs und haben durch viele Blitze die Nacht
erleuchtet. Ein kurzes Erlebnis des Verfassers wird heute im Thema
des Tages aufgegriffen.


Seit einigen Tagen halten sich feuchtwarme Luftmassen über
Deutschland, die vor allem tagsüber durch die Unterstützung der Sonne
regelrecht zum "Brodeln gebracht werden". Zahlreiche Gewitter sind
dadurch entstanden, die aufgrund fehlender Dynamik kaum zogen und
ihre Regenladung meist an einer Stelle entluden. Überflutete Straßen
und Keller waren die Folgen.

Am gestrigen Sonntag kam ein Tief Namens INGRID ins Spiel und sorgte
am Abend und vor allem in der vergangenen Nacht für mehr Bewegung in
der Wetterküche. Statt sich tagesgangbedingt aufzulösen, haben sich
in der Nacht in der Westhälfte Deutschlands von Baden-Württemberg bis
ins westliche Niedersachsen durch das Tief INGRID mehrere
Gewitterherde gebildet, die erneut unwetterartig ausfielen, mit den
üblichen Begleiterscheinungen und ihren teils unangenehmen Folgen.

Für die Meteorologen im Nachtdienst war es eine warnintensive Nacht.
Als leidenschaftlicher Meteorologe hatte der Verfasser die
Gelegenheit Blitze zu fotografieren. Blitze sind, auch wenn sie
gefährlich sind, ein faszinierendes und beeindruckendes
Naturschauspiel, die vor allem in den Nachtstunden seine Schönheit
voll entfalten. Sie erleuchten den Nachthimmel und kein Blitz gleicht
dem andren. Jeder Blitz ist einzigartig.

Am späten Abend bin ich mit meinem Fotoapparat im Gepäck zu einem
Aussichtspunkt bei Götzenhain, einem Ort südlich von Frankfurt,
gefahren. Ich konnte zunächst die Gewitterzellen nördlich von
Frankfurt beobachten und habe ein paar Bilder vom Wetterleuchten
gemacht (siehe Abbildung, Foto links oben). Gegen Mitternacht dann
hat sich eine neue Zelle bei Darmstadt entwickelt und da wusste ich
schon, dass das neue Gewitter langsam auf mich zu rollt und ich
konnte einige nette Blitzbilder bei Dietzenbach, südlich von
Offenbach, machen (siehe Abbildung, die restlichen Fotos). Für mich
war es eine kurze Nacht, aber es hat sich gelohnt.

Wie zuvor erwähnt sorgt Tief INGRID sorgt mehr Bewegung in der
Atmosphäre und versucht die feuchtwarme Luft über Deutschland
abzudrängen. Aber die Luft wird vom Hoch EMIL über Osteuropa
blockiert, sodass sie nicht anders kann, als aufzusteigen. Somit muss
am heutigen Montag erneut mit teils unwetterartigen Gewittern
gerechnet werden.

Die Gewitter aus der Nacht, die heute Vormittag von Niedersachsen bis
nach Bayern unterwegs sind, schwächen sich ab bzw. lösen sich auf.
Aber schon ab dem Mittag werden entlang der Konvergenzzone von
Ostbayern bis zur Deutschen Bucht erneut zahlreiche starke Gewitter
entstehen. Dabei besteht in diesen Regionen ein erhöhtes
Unwetterrisiko durch heftigen Starkregen über um 30 Liter pro
Quadratmeter in kurzer Zeit, Hagel und Sturmböen um 80 km/h.
Mehrstündiger Starkregen mit Mengen um 40 Liter pro Quadratmeter ist
ebenfalls wahrscheinlich. Die Gewitter ziehen dann im Laufe des
Nachmittags nur langsam ostwärts und erreichen am Abend die Elbe.

In Südwest- und Westdeutschland westlich der Konvergenzzone ist zwar
weniger feuchte und kühlere Luft eingeflossen, jedoch können sich am
Nachmittag und am Abend auch dort einzelne starke Gewitter
entwickeln. Das Unwetterpotential ist dabei etwas geringer. Vom
ganzen Geschehen verschont bleiben anfangs die Regionen östlich der
Elbe, auch wenn an der Oder und Neiße ein geringes Gewitterrisiko
besteht. In der Nacht zum Dienstag lassen die Gewitter und die
Unwetter im Westen langsam nach. Jedoch halten diese entlang der Elbe
voraussichtlich bis in die zweite Nachthälfte an.

Am Dienstag erreicht schließlich die etwas kühlere und trockenere
Luft die östlichen Landesteile und am Boden stellt sich leichter
Hochdruckeinfluss ein. Noch wird dieser einzelne Gewitter nicht
verhindern, denn in den höheren Luftschichten herrscht noch
Tiefdruckeinfluss. Das Unwetterpotential ist im Vergleich zum
heutigen Tag allerdings deutlich geringer.


Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.08.2020

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