DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
07-08-2020 09:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 07.08.2020 um 10.30 UTC
Hochsommerlich. Heiß bis sehr heiß. Andauer der teils extremen Trockenheit. Erst
ab Donnerstag von Westen und Südwesten her zunehmende Gewitterneigung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 14.08.2020
Am Montag und Dienstag liegt Deutschland unter dem Achsenbereich eines
Höhenrückens, der sich über Skandinavien hinweg bis nach Spitzbergen erstreckt.
Durch diesen Rücken wird ein ausgedehntes Hoch über Fennoskandien gestützt. An
dessen Südflanke strömt mit einer schwachen östlichen Strömung trockene und
heiße Luft nach Deutschland. Abgesehen vom äußersten Nordosten sind
Höchsttemperaturen über 30, im Südwesten und Westen in tieferen Lagen über 35
Grad zu erwarten. In den Nächten geht die Temperatur in Innenstädten nicht mehr
unter 20 Grad zurück. Lediglich über den Mittelgebirgen sowie in den Alpen sind
mit geringer Wahrscheinlichkeit einzelne Hitzegewitter zu erwarten, ansonsten
bleibt es trocken.
Am Mittwoch greift auf die Britischen Inseln ein Trog über, der nur in seinem
Nordteil markant ausgeprägt ist. Vorderseitig bildet sich in der einfließenden
Subtropikluft, die aus dem westlichen Mittelmeerraum nach Ostfrankreich gelangt,
eine flache Tiefdruckrinne. Hierdurch kann der Wind etwas zulegen, ohne jedoch
warnrelevant zu werden.
Am Donnerstag tropft der Trog aus, das resultierende Cut-Off-Tief gelangt in die
Norwegische See. Der von diesem Tief ausgehende Trog greift auf die Nordsee
über, hängt aber mit seinem Südteil zurück, so dass sich über Mitteleuropa eine
auf Südwest drehende Strömung ergibt. Mit dieser strömt in Verbindung mit der
o.g. Tiefdruckrinne feuchtlabile Subtropikluft in den Westen und Südwesten, so
dass dort Gewitter wahrscheinlicher werden als bisher. Unwetter sind dabei nicht
auszuschließen. Zunehmende Bewölkung dämpft die Temperaturen ein wenig, so dass
die 35 Grad-Marke wahrscheinlich nicht mehr überschritten wird, aber die Schwüle
zunimmt. Gleichzeitig wölbt sich über dem mittleren Nordatlantik erneut ein
Rücken auf, wodurch westlich von Irland die Entwicklung eines kräftigen
Bodenhochs gestützt wird.
Am Freitag verlagert sich das Cut-Off-Tief nach Mittelskandinavien. Der von
diesem Tief ausgehende Trog streift den Norden Deutschlands. Vorderseitig dringt
eine Kaltfront in den Nordwesten und Norden Deutschlands vor, die allerdings in
den von der Nordsee vorstoßenden Bodenhochkeil hineinläuft und daher
wahrscheinlich einen stabilen aktiven Charakter aufweist. Somit dürfte an dieser
Front kaum Niederschlag auftreten. Vorderseitig kommt die Gewittertätigkeit
vermehrt in Gang, wobei diese Gewitter dann auch auf den Osten und Südosten
übergreifen. Mit diesen Gewittern nimmt die Unwettergefahr zu. Während im Süden
sich noch keine Temperaturänderung abzeichnet, wird es im Norden mit 19 bis 25
Grad nicht mehr so warm wie bisher.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum löst sich die Kaltfront
südlich der Mittelgebirge auf. Im Süden erfolgt kein Luftmassenwechsel, so dass
dort am Samstag sich noch eine rege Gewittertätigkeit abzeichnet. Die anderen
Gebiete gelangen unter den Einflussbereich eines Bodenkeils, der sich von den
Britischen Inseln bis nach Südskandinavien erstreckt und durch einen sich über
der Nordsee aufwölbenden Höhenrücken gestützt wird. Hierdurch sickert auch im
Süden trockenere Luft ein, so dass sich ab Sonntag Gewitter im Wesentlichen auf
das süddeutsche Bergland beschränken. Ansonsten sind keine Niederschläge in
Sicht. Für den Norden zeichnet sich dann auch wieder ein Temperaturanstieg auf
hochsommerliche Werte ab.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis einschließlich Mittwoch ist der aktuelle Modelllauf gegenüber den beiden
gestrigen Modellrechnungen weitgehend konsistent. Prognoserelevante Unterschiede
lassen sich bis dahin nicht ableiten. Der o.g., in die Norwegische See
gerichtete Austropfprozess war bei den beiden gestrigen Simulationen noch nicht
zu sehen. Diese hatten nach wie vor noch den kräftigen Höhenrücken im Programm,
der sich auch am Freitag mit nahezu unveränderter Achsenlage noch hätte halten
sollen. Dort, wo am Freitag das Cut-Off-Tief berechnet wird, war bei den beiden
Modellläufen des Vortages der Rücken mit dem Nordteil seiner Achse zu finden.
Demzufolge konnte auch von einem Übergreifen der Kaltfront auf den Norden und
die Mitte Deutschlands am Vortag noch keine Rede sein. Dies dürfte in den
nördlichen und mittleren Landesteilen einen vorübergehenden Temperaturrückgang
bewirken.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis einschließlich Donnerstag stützen die verfügbaren Modelle weitgehend die
oben beschriebene Entwicklung. Lediglich das Modell des kanadischen
Wetterdienstes lässt bereits zuvor den auf Westeuropa übergreifenden Trog
austropfen, so dass sich ein dipolartiger Höhentiefkomplex mit Zentren über der
Bretagne und nordwestlich der Kanaren ergibt.
Die am Freitag auf den Nordwesten und Norden übergreifende Kaltfront hat auch
ICON im Programm. Nach den amerikanischen Modellen ergibt sich eine flache
Druckverteilung, wonach der vorübergehende Temperaturrückgang im Norden
ausbleiben würde.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum zeigen sich bei GFS und EZMW
zunächst ähnliche Strukturen. Zu Beginn der dritten Augustwoche ergibt sich nach
GFS und nach dem kanadischen Modell eine Trogvorderseite und somit ein erneuter
rascher Temperaturanstieg auf hochsommerliche Werte. Nach EZMW verbleibt der
Rücken aber etwas weiter westlich, wonach die Erwärmung etwas ausgebremst wird.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Das EPS des GFS stützt eher die oben beschriebene Version des EZMW-Hauptlaufes
als das hauseigene deterministische Modell. Demnach wäre ebenfalls eine auf
Deutschland übergreifende Kaltfront vorstellbar. Der Hauptlauf des GFS lässt den
Temperaturrückgang mit einer deutlichen Verzögerung und schwächer ausgeprägt
einsetzen. Ab dem Wochenende ist dieser Lauf an der warmen Seite der Verteilung
zu finden. Dieser Temperaturrückgang war beim gestrigen 00 UTC-Lauf des EPS des
GFS noch nicht zu finden. Von Modelllauf zu Modelllauf sind aber zusehends mehr
Ensemblemember auf dieses Szenario umgeschwenkt. Nicht nachvollziehen lassen
sich die ausgeprägten Niederschlagssignale, die ab der zweiten Wochenhälfte
deutschlandweit zu finden sind.
Das EPS des EZMW folgt mit etwa 2/5 der Version des deterministischen Laufes.
Eine ähnlich große Anzahl von Membern stützt die Variante der amerikanischen
Modelle (wonach sich mit Beginn der 3. Augustwoche eine gradientschwache
Trogvorderseite zustande kommen würde). Die restlichen Einzelläufe lassen sich
nicht so recht einordnen. Demzufolge wird der vorübergehende Temperaturrückgang
ab Freitag bei hohem Spread nur von ungefähr der Hälfte der EPS-Member
mitgetragen. Die beiden ungestörten Modellläufe begeben sich dann auf die kalte
Seite der Verteilung, wobei sich der deterministische Lauf alsbald wieder erholt
bzw. im Süden Deutschlands den Temperaturrückgang nur andeutungsweise zeigt.
Signale für kräftigere Niederschläge sind nur bei Einzelmembern des EPS zu
finden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Montag und Dienstag muss mit einer starken bis extremen Wärmebelastung und
Andauer der Trockenheit gerechnet werden. Allenfalls über den Mittelgebirgen und
unmittelbar an und in den Alpen besteht die Gefahr einzelner Hitzegewitter, die
nur örtlich sehr eng begrenzt größere Niederschlagssummen bringen können. In
größeren Innenstädten liegen die nächtlichen Tiefsttemperaturen über 20 Grad.
Am Mittwoch ist im Westen und Südwesten zunehmende Schwüle und hierdurch
extreme, sonst starke Wärmebelastung zu erwarten. In den westlichen und
südwestlichen Landesteilen sowie an und in den Alpen entwickeln sich im
Tagesverlauf einzelne Gewitter. Diese können am Donnerstag auf den Nordwesten
und die Mitte übergreifen. Dabei besteht zunehmende Unwettergefahr vor allem
durch heftigen Starkregen. Auch über die Wochenmitte hinaus besteht starke und
zum Teil extreme Wärmebelastung und im weitaus größten Teil Deutschlands muss
mit der Andauer der extremen Trockenheit gerechnet werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann