DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
28-07-2020 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 28.07.2020 um 10.30 UTC
Nach Hitze wieder Rückkehr zu wechselhafterer, kühlerer Witterung. Beim Übergang
im Laufe des Wochenende teils unwetterartige Gewitter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 04.08.2020
Am Freitag liegt Deutschland unter einem markanten Höhenrücken, der sich bis
nach Skandinavien und ins Nordmeer erstreckt. Auch aus dem Nordosten ziehen
Trogreste ab und auch dort gestaltet sich das Wetter zunehmend freundlich. Auf
der Vorderseite eines recht kräftigen Tiefs bei Island wird mit einer
südwestlichen Strömung sehr warme Luft herangeführt. Die 15-Grad-Isotherme in
850 hPa liegt abends diagonal über dem Nordosten Deutschlands, im Westen und
Südwesten liegen die 850 hPa-Temperaturen über 20 Grad. Unter Hochdruckeinfluss
und großräumigem Absinken ist damit verbreitet ein heißer Tag (Höchstwerte über
30 Grad) verbunden, vor allem in den südwestdeutschen Flussniederungen (Mosel,
Saar, Rhein, Neckar) sind Höchsttemperaturen über 35 Grad zu erwarten. Lediglich
im Norden und Nordosten wird wohl die 30-Grad-Marke auch in Anbetracht von noch
etwas mehr Bewölkung noch nicht geknackt werden. Wettertechnisch wird ein
ruhiger und häufig heiterer bis sonniger Tag erwartet, vor allem im Alpenraum
dürften sich im Tagesverlauf ein paar Quellwolken bilden, in Ermangelung eines
dynamischen Antriebs sollten Schauer oder gar Gewitter aber kaum auftreten.
Am Samstag verlagert sich der Rücken gen östliches Mitteleuropa, auch das
korrespondiere Bodenhoch verlagert sein Schwerpunkt ostwärts. Damit gelangt
Deutschland auf die Vorderseite des mit dem recht kräftigen Islandtief
korrespondierenden Troges und vor allem auch in den Bereich einer
Tiefdruckrinne, die sowohl die zum Islandtief gehörende Kaltfront als auch eine
vorlaufende Konvergenz enthält. In Anbetracht der zunehmend labileren und
feuchten Luftmasse und dem Hebungsantrieb im Bereich der
Tiefdruckrinne/Konvergenz muss im Tagesverlauf mit teils unwetterartigen
Gewittern gerechnet werden. Die 850 hPa-Temperaturen steigen im Osten und
Südosten nochmal etwas an, über weiten Teilen der Südosthälfte werden über 20
Grad in 850 hPa erwartet. Demnach wird für den Samstag der Höhepunkt der kurzen
Hitzeperiode erwartet: Mit Ausnahme der Küstenregionen und des äußersten
Nordens/Nordostens werden Höchsttemperaturen zwischen 30 und 35 Grad erwartet,
im Süden und Südwesten teils auch darüber.
Am Sonntag befindet sich Deutschland weiter auf der Vorderseite des
westeuropäischen Troges. Die Kaltfront des Islandtiefs liegt diagonal über
Deutschland, so dass in den Nordwesten bereits eine kühlere Luftmasse mit 850
hPa-Temperaturen zwischen 8 und 10 Grad einfließt. Dort herrscht
Rückseitenwetter mit wechselnder Bewölkung und dem ein oder anderen Schauer. Vor
der Front lagert noch die wärmere (850 hPa-Temperaturen 15 bis 21 Grad),
labilere Luftmasse, die zusammen mit dem Hebungsantrieb der Trogvorderseite bzw.
auch kurzwelligen Troganteilen im Süden und Südosten im Tagesverlauf zu einer
vermehrten Schauer- und Gewittertätigkeit führt. Dabei besteht auch
Unwetterpotenzial.
Zu Wochenbeginn nehmen die Unsicherheiten bzgl. der genauen Trogausprägung und
-lage sowie der sich daraus ergebenden Wetterentwicklung zu. Klar scheint, dass
die labilere, wärmere Luftmasse am Montag und auch Dienstag zunächst im Süden
und Südosten noch für teils kräftigere Schauer und Gewitter gut ist und erst zum
Mittwoch hin komplett ausgeräumt wird. Insgesamt herrscht eine zyklonal
geprägte Wetterlage und dementsprechend ist es überwiegend bewölkt mit
zeitweiligem Regen.
In der erweiterten Mittelfrist ab Mitte nächster Woche deutet sich ein
Fortbestand des typisch mitteleuropäischen Sommers an. Dabei überwiegt nach
kurzem Zwischenhocheinfluss am Mittwoch wieder Tiefdruckeinfluss.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Läufe kann im Prinzip als sehr gut
bezeichnet werden. Demnach starten wir am Freitag mit Hochdruckeinfluss in die
Mittelfrist und eine kurze Hitzeperiode mit Maximum am Samstag ist zu erwarten.
Die Höchsttemperaturen liegen dann nahezu deutschlandweit (Ausnahmen: die
Küstenregionen sowie der äußerste Norden und Nordosten) über 30 Grad, im Süden
und vor allem Südwesten teils über 35 Grad. Nachfolgend wird von allen
vorliegenden IFS-Läufen mit dem Hereinschwenken einer Tiefdruckrinne inklusive
teils unwetterartiger Gewitter im Laufe des Samstages wieder die Umstellung in
eine wechselhaftere und wieder kühlere Witterungsphase eingeleitet. Dabei
ergeben sich natürlich noch Unsicherheiten in Timing und Amplitude mit
Auswirkungen auf die Niederschlagsschwerpunkt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Sowohl ICON als auch GFS simulieren die Grundstrukturen im mittelfristigen
Zeitraum sehr ähnlich. Es gibt natürlich leichte Unterschiede im Timing oder der
Amplitude, die auch Auswirkungen auf die Niederschlagsschwerpunkte und/oder
-ausprägung haben. Zum Beispiel ist GFS am Samstag leicht zyklonaler
aufgestellt, die Tiefdruckrinne etwas intensiver und damit ist GFS einmal mehr
konvektionsfreudiger als ICON und IFS. Auch im weiteren Verlauf wird der
westeuropäische Trog und etwaige kurzwellige Anteile im Detail unterschiedlich
behandelt. Außerdem ist GFS am Samstag in 850 hPa für den Süden und die Mitte
Deutschlands nahezu 5 Grad kühler. An der großräumigen Struktur und der nach der
Hitze am Freitag/Samstag wieder zunehmend kühleren, wechselhaften Witterung
ändert dies aber nichts.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse des IFS-Ensembles liefert von Freitag bis Dienstag, also für
den kompletten Mittelfristzeitraum nur einen Cluster. Das grobe Szenario mit der
Warmluftzufuhr im Vorfeld des Troges über dem nahen Ostatlantik und dessen
folgendem Übergreifen und der nachfolgenden Wiedereinstellung einer zyklonal
geprägten West- bis Nordwestlage steht damit eigentlich fest. Erst in der
erweiterten Mittelfrist ab Mittwoch werden 3 Cluster angeboten. Hier wird ein
neuer Rücken ab Mittwoch unterschiedlich behandelt: Cluster 1 (21 Member) wölbt
diesen Rücke nach kurzer Abschwächung am Donnerstag zum Freitag wieder neu auf,
Cluster 2 und 3 (jeweils 15 Member) gehen wieder eher in Richtung zyklonaler
Westlage.
Die Rauchfahnen des IFS-Ensembles sind sowohl hinsichtlich der Temperatur als
auch des Geopotenzials bis einschließlich Sonntag gut gebündelt. Nachfolgend
fächern die Rauchfahnen dann doch deutlich auf, der Trend zu zurückgehenden
Temperaturen und tieferem Geopotenzial ist aber zunächst deutlich. Die
Niederschlagssignale beginnen wieder im Laufe des Samstages. Auch bei den
Rauchfahnen zeigt sich im weiteren Verlauf (ab Mitte kommender Woche) die weiter
zunehmende Unsicherheit mit leichtem Hang zu wieder ansteigendem Geopotenzial
und Temperatur - wie stark dieser aber ausfällt, ist derzeit nicht absehbar.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Freitag wird vor allem im Südwesten und am Samstag im Südwesten und Süden
eine hohe bis sehr hohe Wärmebelastung erwartet. Signale dafür auch im EFI
deutlich.
Ab Samstag zunehmendes Gewitterrisiko. Auch EFI Cape liefert dafür Signale, am
Samstag geringe Signale für den Westen Südwesten, etwas höhere Signale im
Alpenraum, am Sonntag für den Süden allgemein und etwas deutlicher. Dabei
besteht auch lokal Unwetterpotenzial in Bezug auf Starkregen und Hagel. Zum
Montag liefert EFI keine Signale mehr, lokale Unwetter können aber nicht
ausgeschlossen werden - Unwetterpotenzial ist aber geringer als Samstag/Sonntag.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, IFS-MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger