Thema des Tages
25-06-2020 07:50
Auf Hitze folgen Gewitter
Es ist Sommer und sehr warm in Deutschland. Allerdings nähert sich
von Westen ein umfangreiches Tiefdruckgebiet mit feuchten Luftmassen.
Im Ergebnis bedeutet das: Gewitter, teils auch mit Unwettergefahr.
Die "Hitzewelle" hat Deutschland erreicht. Es ist hochsommerlich warm
und vielerorts dominiert die Sonne. Grund dafür ist Hoch UTZ (vgl.
Thema des Tages v. 23.06.2020:
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2020/6/23.html). Der in
diesem Thema ebenfalls erwähnte Kaltlufttropfen sorgt nur im Osten
und Südosten unseres Landes für mehr Gewölk und auch ein paar
Schauer, lokal Gewitter, hat auf das übrige Bundesgebiet aber kaum
Einfluss.
Am Wochenende ändert sich jedoch die großräumige Zirkulation und das
Sommerwetter findet ein Ende in einer gewitterträchtigen und nach
Unwetter "riechenden" Wetterlage. Ein umfangreiches Tiefdruckgebiet
über dem Ostatlantik dehnt sich weiter aus und erreicht am Freitag
die Britischen Inseln und am Samstag schließlich auch Deutschland.
Das Tief bringt zunächst warme, aber sehr feuchte Luft zu uns, die
auf die trockenere und heiße Luft prallt, die in den letzten Tagen
aus Osten eingeflossen ist. Die heiße Luft wird angehoben,
angefeuchtet und kondensiert. Es bilden sich mächtige Wolkentürme und
aus diesen gehen Gewitter nieder.
Da die Luft vom Atlantik viel niederschlagbares Wasser enthält und
durch geringe Luftdruckgegensätze wenig Bewegung in der Atmosphäre
ist, verlagern sich die Gewitter nur langsam. Für einige Orte heißt
es also wieder Unwettergefahr durch Starkregen. Bis zu 40 Liter pro
Quadratmeter und Stunde geben die Modelle derzeit an potenziellem
Regen an. Im Warnmanagement des Deutschen Wetterdienstes kratzt
dieser Wert gerade am "extrem heftigen Starkregen" (höchste
Warnstufe). Durch die langsame Zuggeschwindigkeit der Gewitterzellen
kann es an einem Ort längere Zeit regnen. Dadurch erhöht sich dann
der Wasserzufluss und es besteht die Gefahr von Überschwemmungen.
Wie es bei Gewittern so üblich ist, treten diese nicht überall auf.
Zwar unterliegt ein größerer Bereich Deutschlands dem Hebungsantrieb
des Tiefdruckgebietes, dennoch ist es fast willkürlich, wo sich
heftige Gewitter bilden. Klar ist im Moment nur, dass sich das Tief
von Westen her nähert und durch die Umströmung des Tiefs entgegen dem
Uhrzeigersinn feucht-warme Luft aus dem Südwesten ins Land gelangt.
Damit ergibt sich ein erstes Gefahrengebiet im Südwesten
Deutschlands. Im Laufe des Samstags dringt die gewitterträchtige Luft
nordostwärts, wodurch sich weitere Gefahrengebiete erschließen.
Hinter der Gewitterzone beruhigt sich das Wetter wieder. Zwar folgen
in dann höhenkälterer Luft noch einzelne Schauer und Gewitter, die
Unwettergefahr geht aber deutlich zurück. Mit dem Vorstoß kühlerer
Luftmassen ab Sonntag sinkt auch die Temperatur spürbar. Zunächst
werden der Westen und Nordwesten erfasst, am Montag hat es sich
bundesweit dann soweit abgekühlt, dass ein Sommertag, also ein Tag
mit mehr als 25 Grad Höchsttemperatur, nur noch sehr schwer zu
erreichen ist.
Das Tief (mit dem wahrscheinlichem Namen SYLVIA) wird uns auch im
Laufe der kommenden Woche beschäftigen. Zwar verlagert sich das
Tiefzentrum nach Skandinavien, am Südrand fließt aber mäßig-warme und
feuchte Luft zumindest in die Nordhälfte Deutschlands. Die Südhälfte
kann voraussichtlich von der Nähe zum Hochdruckgebiet über dem
Mittelmeer profitieren und dadurch voraussichtlich mehr Sonne und
eine sommerliche Temperatur aufweisen.
Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.06.2020
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